Mein zauberhafter Ritter
nicht um sich trat wie Cindi, hatte Pippa eigentlich nichts gegen Gesellschaft einzuwenden.
Ebenso wenig wie gegen die Zahnbürste, die Toilette mit Wasserspülung und die wundervolle Wärmflasche, die ihr auf die Füße gelegt wurde, als sie endlich ein Nachthemd angezogen hatte und unter eine mit traumhaft weicher Bettwäsche bezogene Daunendecke kroch. Ja, wirklich, die Zukunft war nicht zu verachten.
Wenn sie das nur oft genug wiederholte, würde sie es eines Tages vielleicht sogar selbst glauben.
Sie fragte sich, was Montgomery wohl gerade tat. Dachte er überhaupt noch an sie, oder war er einfach nur erleichtert, weil sie wieder in ihrer Zeit war, sodass er nicht mehr den Babysitter spielen musste?
Pippa schlief ein, ohne auf die Tränen zu achten, die ihr die Schläfen hinunterliefen und ihr Haar und das so bequeme, ergonomisch geformte Kissen durchnässten.
Ja, die Zukunft war ihr Zuhause.
21
Als Montgomery erwachte, schoss ihm ein rasender Schmerz durch den Kopf, und er stellte fest, dass er unbequem auf dem harten Fußboden lag. Offenbar hatte er seinen beklagenswerten Zustand einem Hieb mit dem Heft eines Schwerts auf den Schädel zu verdanken. Also blieb er erst einmal liegen, atmete tief durch und wartete darauf, dass das Pochen ein wenig nachließ, damit er wieder klar denken konnte.
Seine letzte Erinnerung war, wie Pippa nicht nur von Boydin, sondern auch von Ada über die Zugbrücke gejagt wurde.
Und im nächsten Moment war sie einfach ins Nichts hineingelaufen und hatte sich in Luft aufgelöst.
Montgomery konnte kaum fassen, dass er Zeuge einer solchen Szene geworden war. Er war ihr gefolgt, in der festen Absicht, nach ihr in den zarten Schimmer hineinzuspringen. Doch anscheinend war er zuvor niedergeschlagen worden. Er fragte sich, ob er gerettet worden oder ein Gefangener war, kam jedoch bald zu dem Schluss, dass er Letzteres getrost ausschließen konnte. Wenn er in Gunnilds Klauen geraten wäre, wäre er wohl nie wieder zur Besinnung gekommen.
Er öffnete die Augen und blickte zur Decke, zuckte jedoch im nächsten Moment zusammen, als Phillips Gesicht dicht über ihm erschien. Kurz schloss er die Augen wieder und blickte dann seinen Knappen an.
»Wie lange war ich bewusstlos?«, fragte er.
»Drei Tage.«
Montgomery setzte sich auf, was allerdings nicht lange währte. Deshalb widersprach er nicht, als Phillip und Maurice ihm halfen, sich wieder hinzulegen. Vermutlich konnten noch ein paar Minuten auf dem Rücken nicht schaden. Wenigstens
hatten die Jungen ihn vor das Kaminfeuer geschleppt, wofür er ihnen sehr dankbar war.
Er blieb liegen, bis der Raum aufhörte, sich zu drehen, biss die Zähne zusammen und stemmte sich erneut hoch. Dann zwang er sich, sitzen zu bleiben, bis der Brechreiz nachließ, und nahm dankbar den Becher Wein entgegen, den Phillip ihm reichte.
Nachdem er ihn geleert hatte, stellte er fest, dass er sehr hungrig war. Doch da er nicht vorhatte, sich den Bauch mit Speisen vollzuschlagen, die er umgehend wieder von sich geben würde, beschloss er, mit dem Essen noch ein wenig zu warten.
»Onkel«, begann Phillip und kniete sich neben ihn. »Ich habe schlechte Nachrichten, was Lady Pippa betrifft.«
Mühsam sah Montgomery ihn an. »Ja?«
»Ich glaube, sie ist ertrunken.«
» Was?«, rief Montgomery aus.
»Sie ist in die Sickergrube gefallen. Zumindest behauptet das Boydin. Doch sie ist nicht mehr aufgetaucht.« Er hielt inne. »Eigentlich glaube ich diesem Menschen kein Wort, aber ich habe sie seitdem nicht gesehen. Sie könnte natürlich auch in den Wald geflohen sein. Verzeiht mir, Onkel, doch wir haben nicht gewagt, nach ihr zu suchen. Die Lage hier in der Burg ist ... ziemlich brenzlig.«
Das konnte Montgomery sich denken. Kurz hielt er die Hand vor Augen, bis er dachte, die Schmerzen ertragen zu können, und packte dann Phillip am Arm.
»Das hast du richtig gemacht«, sagte er. »Aber ich denke nicht, dass sie ertrunken ist, mein Junge. Wo sie jetzt ist, kann ihr weniger geschehen als hier bei uns.« Das war vielleicht untertrieben, doch ausführlicher wollte er sich dazu nicht äußern. Vermutlich war es besser, wenn die Menschen in der Burg annahmen, dass Pippa entweder tot oder in den Wald entkommen war. Falls sie je zurückkehrte ...
Er schob diesen Gedanken sofort rücksichtslos beiseite. Sie würde nicht zurückkommen, und das war auch besser so. Nun lebte sie wieder wohlbehalten in ihrer Zeit und würde die Welt der Mode erobern - was immer sie
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