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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Schwestern hin und her. »Das hier würde schon als zweite Verabredung zählen, findet ihr nicht? Das heißt, wenn er frei wäre? Oder haltet ihr ihn für eine miese Ratte, weil er hier ist und nicht bei seinem kleinen Frauchen?«
    »Noch ist er nicht mit ihr verheiratet«, wandte Tess sachlich ein. »Er hat noch immer die Möglichkeit, es sich anders zu überlegen.«
    »Vielleicht will er sich ja nur die Burg anschauen«, entgegnete Pippa mit finsterer Miene.
    »Da lachen ja die Hühner.« Ein breites Grinsen im Gesicht, sah Peaches Tess an. »Hat er auf dich vielleicht den Eindruck gemacht, als sei er nur der Architektur wegen hier?«
    »Ganz und gar nicht«, antwortete Tess. »Allerdings muss ich zugeben, dass ich sehr erleichtert bin, seine Burg nicht verschandelt zu haben. Ich habe nämlich den Verdacht, dass er jeden einzelnen Wandschrank unter die Lupe nehmen wird.« Sie musterte Pippa. »Zieh deinen Pyjama an und leg dich hin. Du machst ein Gesicht, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    »Ein Mann ist gerade über siebenhundertfünfzig Jahre weit gereist, um mir ein dämliches Paar Schuhe zu bringen«, entgegnete Pippa knapp. »Da ist das doch nicht weiter verwunderlich.«
    Ihre Schwestern wechselten nur einen Blick — und zwar so, wie sie es schon taten, seit Pippa denken konnte. Für gewöhnlich ging es dabei um Zwillingsgeheimnisse und finstere Pläne, die ihr im Traum nicht eingefallen wären. Ihr schwante Übles.
    Doch da sie ohnehin schon bis über beide Ohren in Schwierigkeiten steckte, achtete sie nicht weiter darauf und machte sich auf den Weg ins Bad, bevor ihre Beine sie gar nicht mehr tragen würden. Denn ihre Knie waren den jüngsten Ereignissen eindeutig nicht gewachsen.
    Er war hier.
    Sie holte tief Luft und beschloss, sich die Zähne zu putzen, sich von Peaches, deren Sachen ihr besser gefielen als die von Tess, etwas zum Anziehen zu leihen und zu versuchen, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen. Sie spürte kein Karma, das seine Fangarme nach ihr ausstreckte. Vielleicht war es also das Beste, locker zu bleiben und die nächsten Tage zu genießen, ganz gleich, wie viele es auch wurden.
    Pippa war fest entschlossen, nicht darüber nachzugrübeln, dass ein Mann, den sie ohne jeden Zweifel liebte, achthundert Jahre überwunden hatte, nur damit sie nicht barfuß herumlaufen musste.
    Cinderella wäre einverstanden gewesen.

23
    Beklommen lief Montgomery vor dem Kaminfeuer im Rittersaal hin und her und fragte sich dabei nicht nur, welche Überraschungen ihm wohl sonst noch blühten, sondern auch, ob er den Mumm hatte, sich ihnen zu stellen. Er war mit dem Selbstbewusstsein eines Mannes, der beschlossen hatte, dem Ruf seines Herzens zu folgen, durch das Tor gesprungen, in dem festen Willen, sich von nichts und niemandem aufhalten zu lassen.
    Doch zu seinem Bedauern hatte sich die Zukunft als ein wenig beängstigender entpuppt als erwartet.
    Wie sehr sich das Leben der Menschen verändert hatte, war auf den ersten Blick zu erkennen und überdies ausgesprochen bemerkenswert. Besonders die Beleuchtung brachte ihn zum Staunen, und er fand zudem, dass sich die Beschaffenheit der Kleidungsstücke sehr verbessert hatte. Doch das größte Wunderwerk war der elektrische Strom, ein Phänomen, das er sich von Stephen am Vorabend ausführlich hatte erklären lassen. Diese faszinierende Erfindung würde ihm in der Vergangenheit ebenso fehlen wie das weiche Bett, in dem er geschlafen, und die Klinge, mit der er sich morgens rasiert hatte. Und er hatte den Verdacht, dass das erst der Anfang der Neuerungen war, die er heute noch zu Gesicht bekommen würde.
    Neuerungen, auf die ein Mädchen aus der Zukunft würde verzichten müssen, wenn sie einwilligte, in der Vergangenheit zu leben.
    Ein weniger mutiger Mann hätte vielleicht gezögert auszusprechen, wonach sein Herz sich sehnte. Aber er war schließlich nicht durch viele Jahrhunderte in diese Welt der Wunder gereist, um schweigend den Dingen ihren Lauf zu lassen.
    Vermutlich bestand die erste Herausforderung darin, nicht alles, was er sah, mit weit aufgerissenen Augen anzustarren, wenn er nicht für einen ungebildeten Bauerntölpel gehalten werden wollte. Vielleicht würde er den Tag einfach damit verbringen, sich an Pippas Welt zu gewöhnen, und zwar ohne zu versuchen, sich alles ganz genau einzuprägen, um die Verbesserungen auch in seiner Welt einzuführen. Stephen hatte ihn ohnehin eindringlich davor gewarnt. Montgomery hielt diesen Ratschlag für weise,

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