Mein zauberhafter Ritter
vor Montgomery stehen blieb, kostete es sie Überwindung, die Arme seitlich hängen zu lassen, anstatt sie um ihn zu schlingen, wonach sie sich eigentlich so verzweifelt sehnte. Stattdessen zermarterte sie sich das Hirn nach einem unverfänglichen Gesprächsthema.
»Komm, ich besorge dir etwas Essbares«, schlug sie vor. »Allerdings muss ich dich warnen. In der Küche hat sich einiges verändert.«
»Ich weiß«, erwiderte er mit einem Schauder, »ich habe es gesehen.«
»Ängstigt dich das?«
Er überlegte einen Moment. »Ich bin nicht sicher, ob ich das zugeben möchte.«
»Ich beschütze dich«, erwiderte sie.
Als er verlegen lächelte, verliebte sie sich noch einmal in ihn.
Sie steckte wirklich in Schwierigkeiten.
»Heute Abend werde ich es gestatten«, entgegnete er. »Aber morgen bin ich wieder der Herr im Haus. So etwas schickt sich
nicht.«
»Wie du meinst, Liebling.«
Er hakte sie unter. »Dann zeig mir den Weg, meine Liebe. Und bitte such etwas für mich aus, das ich auch erkenne.«
Da Tess’ Küchenchef ein Meister seines Fachs war, zweifelte Pippa keine Minute daran, dass etwas Zufriedenstellendes zu finden sein würde. Vermutlich hatte Montgomery sogar Glück gehabt, weil er ausgerechnet am Abend eines mittelalterlichen Festes eingetroffen war. Als sie in die Küche traten, hörte sie, wie er leise nach Luft schnappte. Allerdings ließ er sich seinen Schreck nicht anmerken. Pippa wechselte flüsternd ein paar Worte mit Tess’ Koch und bot Montgomery einen Platz auf einem Hocker am Arbeitstisch an. Doch er rückte stattdessen einen Stuhl für sie zurecht, bevor er sich selbst setzte. Dann sah er sie ernst an.
»Ich habe deine Schuhe draußen im derzeitigen Hof stehen gelassen.«
Sie musste tief durchatmen. »Ich fasse es nicht, dass du dich nur wegen meiner Schuhe durch das Tor gewagt hast.«
»Die Wahrheit ist...« Plötzlich blickte er auf und erhob sich.
Pippa hätte den Menschen, der ausgerechnet in dem Moment störte, als Montgomery ihr sicher endlich seine wahren Beweggründe gebeichtet hätte, am liebsten kaltblütig ermordet. Als sie den Kopf hob, stellte sie fest, dass ihre Schwestern, gefolgt von einem noch immer verdattert wirkenden Stephen de Piaget, die zukünftigen Opfer waren. Tess schob Stephen auf einen Hocker und lächelte Montgomery an.
»Eigentlich sollte ich draußen die Gastgeberin spielen«, verkündete sie in fließendem Französisch. »Doch ich wollte sichergehen, dass Ihr Euch auch wohlfühlt, Lord ...«
»Montgomery genügt«, antwortete Montgomery. »Es freut mich, dass die Burg in einem so ausgezeichneten Zustand ist.«
»Das ist nicht meinen Bemühungen zu verdanken«, erwiderte Tess errötend. »Sie wurde 1850 restauriert ...« Sie musste tief Luft holen. »Vermutlich interessieren die Einzelheiten Euch nicht. Wenn Ihr möchtet, erkläre ich Euch später alles.« Sie hielt inne. »Falls Ihr bleiben möchtet ...«
»Sehr gerne, wenn Ihr Platz für mich habt«, erwiderte Montgomery ernst. »Natürlich werde ich bezahlen ...«
»Das werdet Ihr auf gar keinen Fall«, unterbrach Peaches mit einem schnaubenden Auflachen. »Ich meine, da wir ja beinahe, äh ...«
Verlegen hielt sie inne und verstummte, als Montgomery sie mit dem charmanten Lächeln bedachte, das Pippa schon von seinem Bruder Nicholas kannte. Offenbar zeigten da wieder die Gene ihre Wirkung. Als Pippa zwischen ihren Schwestern hin und her blickte, stellte sie fest, dass beide feuerrot angelaufen waren. Sie verdrehte die Augen. Die zwei führten sich auf, als seien sie noch nie mit einem Mann im selben Raum gewesen. Gut, Montgomery war ein Traum - aber musste man sich deshalb gleich wie ein Backfisch gebärden?
Er nahm ihre Hand und schenkte ihr ein kurzes Lächeln, das nur für sie bestimmt war, ehe er weiter mit ihren Schwestern auf Französisch parlierte - eine Sprache, die acht Jahrhunderte mühelos zu überbrücken schien.
Pippa wurde ebenfalls rot.
Zumindest ließ Stephen sich nichts anmerken. Er verharrte einfach nur auf seinem Hocker und beobachtete alles mit weit aufgerissenem Mund.
»Stephen«, flüsterte sie und tat dann so, als würde sie mit dem Zeigefinger ihren Kiefer schließen.
Er klappte den Mund zwar ruckartig zu, schien aber noch immer wie vom Donner gerührt.
Pippa konnte ihn gut verstehen.
»Wie geht es deiner Schwester Cinderella?«, erkundigte Montgomery sich höflich. »Hat sie sich inzwischen von ihrem Abenteuer in der Wildnis erholt?«
Sofern ihre Schwestern
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