Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
Vom Netzwerk:
Kleid zu verstecken, das leicht so breit war wie er groß.
    »Hailey, Liebling, da bist du ja«, sagte eine schlanke Frau erleichtert. »Ich habe dich schon überall gesucht.«
    »Ich habe mich mit Hugh unterhalten, Mummy. Er ist ein schottischer Gutsherr.«
    Hugh hielt es für besser, sich Haileys Mutter nicht vorzustellen. Sie sah ohnehin bereits gestresst aus.
    »Natürlich, Schätzchen.« Sie schaute sich um, als rechnete sie jeden Moment mit einem Dutzend wütender Highlander, die den Wahlspruch ihres Clans brüllten und schottische Breitschwerter schwangen. »Daddy wartet in der Teestube auf uns, also lass uns zu ihm gehen.«
    »In Ordnung, Mummy.« Hailey sprang von der Truhe. »Ich habe Lord Hugh schon fast die ganze Geistergeschichte erzählt. Weißt du, Mummy, er war nicht der einzige Geist, den ich heute gesehen habe.«
    Haileys Mutter schauderte, und Hugh tat es ihr gleich, bevor er beunruhigt einen Blick über die Schulter warf. Als er sich wieder umdrehte, bemerkte er, dass Hailey ihn anstarrte.
    »Siehst du, Mummy? Dort drüben steht er.«
    Hugh verschwand rasch, bevor er sich Entsetzensschreie der Mutter anhören musste.
    »Das ist der Wind, Hailey.«
    »Das ist ein verdammt windiges Schloss, Mummy.«
    »Hailey Marie Bleakly, wo hast du solche Ausdrücke her?«
    »Das habe ich gehört, als wir Hedingham Castle besucht haben, Mummy. Da waren Männer auf dem Übungsplatz, die sich zwischen den Übungskämpfen für ihre Turniere ausgeruht haben. Und das haben sie über die Burg gesagt.« Sie hielt inne. »Das waren Geister, Mummy.«
    Haileys Mutter atmete tief durch. »Ich befürchte, ich brauche heute etwas Stärkeres als Tee.«
    Hugh lauschte, wie Haileys Stimme leiser wurde, als sie fortfuhr, ihre Mutter mit der Beschreibung von Dingen zu unterhalten, die sie auf ihren zahlreichen Ausflügen zu anderen historischen Sehenswürdigkeiten beobachtet hatte. Hugh hatte keine Zweifel daran, dass sie das alles tatsächlich gesehen hatte.
    Er war der lebende - oder besser nicht lebende — Beweis dafür.
    Er ging zurück zu der Truhe, setzte sich und strich sich nachdenklich übers Kinn. Wenn der Lord tatsächlich ein tragisches Ende gefunden hatte, sollte Fräulein Pippy sich besser nach jemand anderem umschauen. Vielleicht nach jemandem aus ihrer eigenen Zeit, damit sie nicht ebenso scheiterte wie der arme Kerl, der sich vor den Toren seiner Burg die Hacken abgelaufen hatte, während er darauf wartete, dass seine große Liebe zu ihm zurückkehrte.
    Ein Lufthauch strich über seinen Nacken, und er sprang auf und wirbelte überrascht herum.
    Nichts zu sehen.
    Normalerweise ließ er sich nicht so schnell einschüchtern, aber wenn nicht jetzt, wann dann. Für seinen Geschmack gab es hier zu viele verdammte Geister. Er ging zurück zur Tür, ließ sich einen Moment lang von einem wunderschönen Ballkleid aus Moireseide ablenken und machte sich dann rasch auf zu anderen, weniger nervenaufreibenden Orten, froh, dass er die Geschichten von verschmähter Liebe, Burgruinen und unsichtbaren Geistern hinter sich lassen konnte.
    Er würde sich Gedanken um eine Liebesbeziehung für Pippy machen, wenn er sich sicher in der Teestube niedergelassen hatte und vorgab, eine Tasse von einem heißen, stärkenden Getränk zu sich zu nehmen.
    Eines war jedoch sicher: Er würde nicht zulassen, dass sie zu einer baufälligen Burg zurückgeschickt werden würde, deren Bewohner wahrscheinlich ihre Schneiderkünste nicht zu schätzen wussten.

3
    Sedgwick Castle, England Herbst 1241
    Montgomery de Piaget stand auf einer kleinen Anhöhe inmitten eines riesigen Landstrichs mit Wäldern und Äckern, betrachtete die Burg, die in der Mitte all dieser Schönheit stand, und fragte sich, womit er dieses Geschenk verdient hatte, das ihn mit der einladenden Herzlichkeit einer warzennasigen Hexe mit klauenartigen Fingern zu sich lockte.
    In dem Zustand, in dem sie sich befand, war es eine große Untertreibung, die Burg vor ihm als Ruine zu bezeichnen. Von seinem Aussichtspunkt konnte er zu allem Überfluss alle Makel deutlich erkennen, da sie sich nicht hinter einer soliden Mauer verbargen.
    Nicht, dass es in Sedgwick noch viele Mauern gegeben hätte.
    »Ich verstehe jetzt, warum Vater nicht mit uns kommen wollte«, wurde eine Stimme neben ihm laut. »So bescheiden und zurückhaltend, wie er nun einmal ist, war ihm der Gedanke an all den Dank, mit dem du ihn überschütten könntest, wahrscheinlich zu peinlich.«
    Es folgte ein Kichern. Montgomery

Weitere Kostenlose Bücher