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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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das angebotene Schälchen Eiscreme an. Anschließend wurden sie in Tess’ Schreibstube erwartet, um sich Bilder und Pippas Entwürfe anzuschauen.
    Beim Essen beobachtete er sie verstohlen. Sie war still, aber vielleicht lag das an den Eindrücken von der Modenschau,
    woraus er ihr keinen Vorwurf machen konnte. Er für seinen
    Teil würde eine Weile brauchen, um diese empörend leicht geschürzten Mädchen mit ihren beängstigend finsteren Blicken zu vergessen.
    Ein kleiner Ausflug war ganz sicher ein Mittel gegen die Sorgen, die sie plagten. Eine Fahrt zu einem Hort des Trostes und der Geborgenheit würde vielleicht ihr Herz in seinem Sinne erweichen. Und wenn nicht, würde er dieses Herz belagern, in der Hoffnung, dass dieser Weg eher von Erfolg gekrönt war.
    Immerhin war er ein mittelalterlicher Ritter.
    Es wäre also dumm von ihm gewesen, seine Fähigkeiten nicht zu nutzen, selbst - und alle Heiligen mochten ihm beistehen - im 21. Jahrhundert.

24
    Pippa saß am Küchentisch und versuchte, möglichst unauffällig eine knusprige Scheibe kalt gewordenen Toast zu verspeisen. Unter gewöhnlichen Umständen hätte sie sich vergewissert, dass nicht das Schicksal hinter der nächsten Ecke lauerte, doch inzwischen wusste sie es besser. In den letzten Monaten waren ihr mehr als genug Knüppel zwischen die Beine geworfen worden, sodass sie kein Bedürfnis hatte, Ausschau nach neuen Hindernissen zu halten. Also hielt sie den Kopf gesenkt, tat so, als vertilge sie ein Frühstück, das nach Sägespänen schmeckte, und zwang sich, den Tatsachen ins Auge zu sehen, so unerfreulich sie auch sein mochten.
    Wenn sie ehrlich mit sich war, musste sie zugeben, dass sie mitten in einer Krise steckte.
    Eigentlich hätte sie doch Luftsprünge machen müssen. Sie hatte Zugriff auf Toilettenpapier, englisches Knabbergebäck in Tüten und Toastscheibenhalter, in denen der Toast abkühlte, sodass sie sich nicht ständig den Mund daran verbrannte. Hinzu kamen ein unerschöpflicher Nachschub an Stoffballen, so viel das Herz begehrte, eine Finanzspritze für einen kometenhaften Start in die höheren Sphären der Modewelt und außerdem Elektrizität, um alle möglichen Maschinen zu betreiben und sich auf diese Weise stundenlanges Nähen mit der Hand zu ersparen.
    Doch wider Erwarten löste nichts davon Herzflattern bei ihr aus.
    Das war ihr klar geworden, als sie in der ersten Reihe einer ausgesprochen exklusiven Modenschau neben einem Mann gesessen hatte, der jedes Mal vor Entsetzen nach Luft schnappte und die Augen abwandte, wenn Gefahr bestand,
    dass er womöglich einen Blick unter den sehr kurzen Rock eines Models erhaschen könnte. Das hätte sie eigentlich amüsiert, wäre da nicht eine zweite Erkenntnis gewesen, die sie gnadenlos bestürmte.
    Sie sehnte sich nicht nach Manhattan.
    Sie sehnte sich nach Sedgwick.
    Oder, genauer gesagt, nach dem Burgherrn von Sedgwick.
    All das wurde noch dadurch verkompliziert, dass besagter Burgherr offenbar nur deshalb achthundert Jahre durchschritten hatte, um seinem Neffen Fechtunterricht zu erteilen und sich an der Küche der Zukunft gütlich zu tun. Verdammter Mistkerl.
    »Du siehst aus, als müsstest du dich gleich übergeben.«
    Als Pippa von ihrem angebissenen Toast aufblickte, stand Peaches anderthalb Meter vor ihr und musterte sie forschend. Ihr Versuch, sich zu einem Lächeln zu zwingen, blieb vergeblich. »Ich habe eine Midlife-Crisis.«
    Peaches zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. »Erzähl mal.«
    »Ich könnte dir damit Angst machen.«
    Peaches betrachtete eine Weile ihre Hände und hob dann den Kopf. »Würdest du mit ihm Zusammenleben? Im Jahr 1241?«
    Pippa verschlug es den Atem. Sie hatte darüber nachgedacht und abgewogen, was sie alles dafür würde aufgeben müssen, doch sie hatte noch nie mit jemandem darüber geredet. Deshalb war sie nicht sicher, ob sie überhaupt in der Lage war, ihre Gedanken in Worte zu fassen, ohne dabei das Gefühl zu haben, als verließe sie ihren Körper.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie schließlich, da ihr klar war, dass Peaches eine Antwort von ihr erwartete. Sie musste ein paar Mal tief durchatmen, bevor sie sagen konnte, was ihr tatsächlich auf dem Herzen lag. »Ich wünschte nur, ich könnte euch alle beisammen an einem Ort haben.«
    Peaches blinzelte einige Male und räusperte sich. »Hat er vielleicht den einen oder anderen Bruder, der noch ledig ist?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber da sind einige Cousins, die dringend

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