Mein zauberhafter Ritter
Nachhilfe bei der Arbeit an ihren persönlichen Defiziten bräuchten.«
»Ich beschränke mich lieber auf die Wandschränke und die Aktenablage anderer Leute und lasse die Finger von ihrer Psyche«, entgegnete Peaches spöttisch.
»Was ist mit Stephen de Piaget?«, fragte Pippa. »Ich wette, in seinen Schränken regiert das Chaos. Schau nur, welches Durcheinander er in Tess’ Büro angerichtet hat.«
Peaches schüttelte den Kopf. »Der geht mit der Tochter eines Herzogs aus. Ich glaube sogar, dass er mehrere Sachen parallel laufen hat. Für eine feste Beziehung ist der noch nicht bereit.«
»Und deshalb drückt er sich hier rum.«
Peaches zuckte die Achseln. »Er ist eben ein Mann. Wie bei denen das Hirn funktioniert, ist mir sowieso ein Rätsel.«
»Wahrscheinlich würde es dir auch nichts nützen, wenn du es wüsstest«, meinte Pippa und schob ihren Toast weg. »Ich glaube, ich gehe ins Kloster. Momentan stehe ich sowieso an einem Wendepunkt im Leben. Kein Mann, keine Stoffe und auch keine zehn Riesen teure Stickmaschine zu Hause, an der ich mich wärmen kann.«
Peaches bekam einen Hustenanfall. »Wie teuer war die?«
»Ich habe sie gebraucht«, beharrte Pippa. »Wenn man die Welt der Mode beherrschen will, muss man sich das etwas kosten lassen.«
Peaches griff nach der Toastscheibe, die Pippa übrig gelassen hatte. »Wenigstens könntest du auf eine Overlock-Nähmaschine verzichten, wenn du ...« Sie hielt inne und verzog das Gesicht. »Ich schaffe es nicht, es auszusprechen.« Sie atmete tief durch. »Ehrlich, Pip, ich kann mir nicht vorstellen, dass Montgomery nur hierher gekommen ist, um mal zu schauen, wie die oberen Zehntausend so leben.«
»Nun, es ist ja nicht so, als würde er sich vor Liebesgeständnissen überschlagen, oder?«
»Vielleicht vergleicht er ja das, was er dir zu bieten hat, mit den Vorzügen der Moderne und glaubt, nicht mithalten zu können.«
»Montgomery?«, fragte Pippa ungläubig. »Niemals.«
»Oh, er mag den harten Burschen mimen«, sagte Peaches, »doch ich habe den Eindruck, dass unter der rauen Schale ein weicher Kern schlummert. Außerdem bin ich sicher, dass er dich liebt.«
»Tut er nicht.«
»Du hast nicht mitgekriegt, wie er dich gestern beobachtet hat.«
Pippa stand auf und warf den Rest ihres Frühstücks in den Müll - trotz ihres schlechten Gewissens, als sie daran dachte, wie schwierig es in Montgomerys Zeit war, überhaupt in den Genuss eines Frühstücks zu kommen. Dann drehte sie sich zu ihrer Schwester um. »Ich mag nicht mehr darüber nachdenken.«
»Dann suchen wir uns eine Ablenkung. Die Jungs fuchteln gerade neben dem Geschenkeshop mit ihren Spielzeugen herum. Tess überlegt schon, wie sie die zwei als Werbegag für ihre Partys einsetzen kann, aber ich glaube nicht, dass sie mitziehen würden.«
Mit einem Nicken griff Pippa nach ihrem Mantel und überquerte mit ihrer Schwester die lange Brücke über Tess’ Burggraben. Sie begleitete Peaches zu einer Bank, die doch ganz sicher nicht an derselben Stelle stand wie der Baumstumpf, auf dem sie im Jahr 1241 gesessen hatte. Tess war bereits da und beobachtete die beiden Männer hingerissen.
»Du hättest die Videokamera mitnehmen sollen«, meinte Peaches zu Tess.
»Ich hatte Angst, etwas zu verpassen«, seufzte Tess.
Das konnte Pippa gut verstehen. Sie setzte sich zwischen ihre Schwestern und schaute eine Weile zu, bis sie bemerkte, dass die beiden den Arm um sie geschlungen hatten, als wollten sie sie nie wieder gehen lassen.
Obwohl Pippa sonst nicht nah am Wasser gebaut hatte, musste sie ein paar Mal heftig blinzeln. Sie liebte alle ihre Schwestern - sogar Cindi, wenn auch nicht so sehr -, doch Peaches und Tess waren immer ihr Fels in der Brandung gewesen; ihre Geborgenheit vermittelnde Pufferzone zwischen ihr und den Dingen, denen sie sich lieber noch nicht stellen wollte. Und außerdem zwei Händepaare, die sie sanft hinter ihren Barrikaden hervorgeschoben hatten, als es Zeit gewesen war, das Leben wieder in Angriff zu nehmen. Nicht auszudenken, wie es sein würde, sie nicht einfach schnell anrufen zu können!
Pippa holte tief Luft. Vermutlich waren das ohnehin nichts als Luftschlösser. Montgomery hatte nur ritterlich sein und ihr rasch ihre Schuhe bringen wollen, da er zweifellos annahm, dass sie an ihnen hing. Dann würde er zu seiner unscheinbaren Verlobten zurückkehren, während sie selbst die Diva in sich wiederentdeckte, sich neue Scheren besorgte und anfing, weitere fantastische
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