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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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lauschte, während sie ein Loblied auf die Pracht von Harrods sang, fragte er sich allmählich, ob er den Luxus im modernen London nicht unterschätzt hatte. Vielleicht war das ja der Grund, warum so viele Menschen aus aller Herren Länder hier Zuflucht suchten. Allein auf dem kurzen Weg die Straße entlang hatte er die verschiedensten Sprachen gehört, von denen er nur einige kannte. Offenbar konnte ein Mann sein ganzes Leben durch diese Straßen streifen und doch immer wieder Neues entdecken.
    In Wahrheit aber fielen ihm jede Menge Dinge ein, die er im Moment viel lieber getan hätte. Zum Beispiel den Kampfplatz besuchen, Pippa im Schein des Kaminfeuers in seinem Gemach betrachten oder meilenweit reiten, ohne etwas anderes zu hören als den Wind in den Bäumen.
    Möglicherweise war er doch im richtigen Jahrhundert geboren.
    Das Abendessen war zwar köstlich und das Tischgespräch unterhaltsam, doch auf dem Rückweg zum Auto war er abwechselnd damit beschäftigt, nach seinem nicht vorhandenen Schwert zu tasten oder die Männer, die Pippa und ihre Schwestern zu lange angafften, mit finsteren Blicken zu bedenken.
    Einige Dinge hatten sich offenbar nicht geändert.
    Die Heimfahrt ängstigte ihn noch mehr als der Hinweg. Allerdings sorgte der Anblick seiner Burg - seiner unversehrten Burg - im Schein von Lichtern, die eindeutig keine Fackeln waren, dafür, dass er unwillkürlich nach Luft schnappte.
    Als er mit Stephen die Brücke überquerte, sah dieser ihn ein wenig amüsiert an. »Die Burg hat sich doch seit deiner Zeit sicher nicht sehr verändert.«
    »Die Mauern hatten mehr Löcher«, brummte Montgomery, »aber die Form ist mehr oder weniger die gleiche.«
    Stephen lachte auf. »Mich würden Einzelheiten interessieren«, erwiderte er. »Aber vermutlich werde ich mich mit Pippa um die Zeit mit dir streiten müssen. Weißt du schon, wie lange du bleibst?«
    Lange genug, um Pippa davon zu überzeugen, dass sie eines Tages lernen wird, mich zu lieben, dachte er, sprach es jedoch nicht aus. Offen gestanden hatte er noch gar nicht richtig darüber nachgedacht, hauptsächlich deshalb, weil so viele unbekannte Größen im Spiel waren. So zum Beispiel die Frage, ob Pippa überhaupt mit ihm zusammen sein wollte, und, wenn ja, wo — und wann — sie in diesem Fall leben sollten. Seine Gedanken schweiften zu Märchen, die von Prinzen handelten, welche das Unmögliche bewerkstelligten, um die Dame ihres Herzens zu erobern — und wenn das hieß, Jahrhunderte zu überbrücken.
    Er konnte sich sogar vorstellen, seine Vergangenheit aufzugeben, solange nur Pippa seine Zukunft sein würde.
    Er gab Stephen eine ausweichende Antwort, da er offen gestanden selbst nicht sicher war. So verlockend es auch sein mochte, in Pippas Zeit zu bleiben, durfte er diesen Gedanken nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Immerhin war er der Herr von Sedgwick, eine Verantwortung, vor der er sich nicht einfach drücken konnte.
    Beim Betreten des Hofes musterte er noch einmal die Burg. Ja, es erfüllte ihn mit Neid, dass seine Burg in der Zukunft wie aus dem Ei gepellt aussah. Aber vielleicht war es besser, das als Zeichen der Hoffnung zu verstehen, als Sinnbild dessen, was alles möglich war. Schließlich hatte sein Vater sein prachtvolles Schloss Artane sogar aus dem Nichts erbaut.
    Als ihm ein neuer Gedanke kam, blieb er ruckartig stehen. Was, wenn er Pippa nach Artane mitnahm, um ihr das Werk seines Vaters zu zeigen? Wenn sie selbst erlebte, was ein Mensch erreichen konnte, würde sie vielleicht ...
    Nun, dann würde sie seinem Heiratsantrag vielleicht mit mehr Wohlwollen begegnen.
    »Pippa«, begann er, als sie sich auf den Weg in die Küche machten. »Hättest du Lust auf eine kleine Reise?«
    Sie wandte sich erstaunt zu ihm um. »Wohin?«
    »Artane«, erwiderte er bemüht beiläufig. »Ich dachte, es könnte dich interessieren, es in seinem heutigen Zustand zu sehen.«
    Sie hielt inne. »Bist du sicher, dass du das möchtest?«
    »Ist es zerstört?«, fragte er überrascht. »Das hätte ich nicht gedacht, denn Stephens Vater lebt doch noch dort, oder?«
    »Oh, natürlich ist es unversehrt.« Sie lächelte. »Soll ich dir ein Bild zeigen?«
    Montgomery hatte schon einige Bilder betrachtet, und zwar in einem kleinen Kästchen, das Stephen als Telefon bezeichnete. Also würde ihn eine Abbildung des Schlosses seines Vaters in diesem Gerät nach all den Wundern, die er heute erlebt hatte, vermutlich auch nicht mehr erschüttern. Er nickte und nahm dann

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