Mein zauberhafter Ritter
keine vernünftige Erklärung finde«, fügte er dann nach einer Pause hinzu.
»Übernatürliche Dinge?«, fragte sie.
Er schenkte ihr ein reizendes Lächeln. »Keine, von denen ich zugeben würde, sie gesehen zu haben.« Er hielt inne und schien sich seine Worte gründlich zu überlegen, bevor er sie aussprach. »Ich muss sagen, dass man Eure Herrin gleich als Königin erkennt. Ich habe nicht viel Erfahrung mit den Mitgliedern des Königshauses, aber ich habe den König gesehen. Und sie hat dieselbe Ausstrahlung wie er.«
»Den König«, wiederholte Pippa, so als erwartete sie von Phillip mehr Informationen. »Das ist dann König ... ?«
»Heinrich«, ergänzte er und sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
»Natürlich«, sagte sie rasch und deutete mit der Hand einen Schlag gegen ihre Stirn an. »Ich habe mir den Kopf gestoßen und daher ein wenig Schwierigkeiten mit meinem Kurzzeitgedächtnis. Heinrich, der Sohn von ...«
»John Lackland.« Phillip wirkte ein wenig erleichtert. »Erinnert Ihr Euch an ihn?«
»Allmählich fällt es mir wieder ein«, erwiderte sie und schaute zu ihm auf. »Hast du den König kennengelernt?«
»Ja, zusammen mit meinem Vater. Allerdings war es eine heikle Situation. Mein Vater beschwerte sich lautstark darüber, dass der König das Geld der Bevölkerung für Prunkbauten verschwendet.« Er zuckte die Schultern. »Zumindest haben wir ein wenig mehr Macht, seit die Barone John zu Zugeständnissen gezwungen haben, aber ich bin mir nicht sicher, ob sich König Heinrich an diese Vereinbarungen halten wird.«
»Du verstehst eine Menge von Politik«, sagte sie bewundernd.
Er lächelte ein wenig verlegen. »Mein Vater nimmt kein Blatt vor den Mund und versteht es so gut, mit seinem Schwert umzugehen, dass er seine Ansichten damit verteidigen kann. Ich wiederhole meist nur das, was er sagt...« Er richtete seinen Blick auf die Burg und versteifte sich. »Da kommt jemand.«
Dieser Jemand entpuppte sich als Joan, die offensichtlich gekommen war, um sie zu holen.
»Die Königin verlangt nach Euch.«
Pippa beschloss, dass es in ihrem eigenen Interesse das Beste war, diesem Wunsch Folge zu leisten. Sie nahm Phillips galante Hilfe in Anspruch, ließ sich von ihm auf die Füße helfen, dankte ihm für die nette Unterhaltung und ging mit Joan zurück zur Burg, als würde sie lediglich an einem Samstagnachmittag einen kleinen Spaziergang zum Supermarkt unternehmen, um sich eine Tüte Erdnussbutterkekse und einen Becher Kirschsaft zu kaufen. Sie würde jetzt nicht durch-drehen, schon gar nicht vor Zeugen. Offensichtlich befand sie sich in Gesellschaft einiger Menschen, die glaubten, sie lebten in der Mitte des 13. Jahrhunderts, wo es keine richtigen Toiletten, kein fließendes Wasser und keinen schönen Herd gab, auf dem man einen Teekessel aufsetzen konnte. Kein Problem. Es handelte sich wohl um eine kollektive Halluzination.
Und wenn sie wieder tief durchatmen konnte, würde sie eine Möglichkeit finden, sie alle loszuwerden.
Aber als Erstes würde sie es vermeiden, weiterhin mit ihrer Schwester in einem Bett zu schlafen. Und keinen weiteren von Drogen verseuchten Atem mehr in ihrer Nähe dulden.
Eine kollektive Halluzination ergab viel mehr Sinn als daran zu glauben, dass sie durch einen Funkenregen in das Mittelalter gelangt war und sich nun in der Obhut eines Mannes befand, der ihr auf den Rücken klopfte, um sie zu beruhigen, Männer ermordete, die versuchten, sie zu entführen, und ihr seine Kleidung lieh.
Sie musste nach Hause zurückkehren, und das so schnell wie möglich.
9
Montgomery lauschte dem tröstlichen Kratzen der Feder seines Verwalters über das Pergament. Es verschaffte ihm das Gefühl der Sicherheit, zu hören, dass bei der Führung seiner Burg alles glattlief. Schade nur, dass es das Einzige war, was in seinem Leben reibungslos funktionierte.
»Onkel?«
Montgomery sah auf. Phillip stand vor dem Kamin und wärmte sich den Rücken. Montgomery hätte beinahe gelächelt, denn er hatte an vielen Nachmittagen in verschiedenen Sälen das Gleiche getan. »Ja, mein Junge?«
»Habt Ihr gewusst, dass die Feenkönigin Cinderella heißt?«
Montgomery wollte nicht zugeben, dass er das wusste, denn das hätte zu Fragen führen können, wo er gehört hatte, wie Persephone sie so nannte. Und das in keinem allzu freundlichen Ton, wie er sich erinnerte. Und er wollte auch nicht zugeben, dass er im Gang vor seinem Schlafzimmer genächtigt hatte. Allerdings nahm er an,
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