Mein zauberhafter Ritter
tauchte keuchend wieder auf und spuckte die Flüssigkeit aus, von der sie aus Erfahrung wusste, dass sie nicht aus reinem Wasser bestand.
Cindi schien das gar nicht zu bemerken. »Komm mit mir, mein wunderschöner Prinz. Lass uns tanzen.«
»Zuerst muss ich Eure Zofe retten«, erwiderte Montgomery bestimmt. »Wenn Ihr mich entschuldigt, Eure Majestät, als Ritter, äh, als Prinz ist es meine Pflicht, mich darum zu kümmern.«
»Oh, ist meiner Zofe etwas zugestoßen?«
Pippa konnte Montgomerys Reaktion darauf nicht sehen, aber das kümmerte sie nicht. Sie griff nach seiner Hand und war erleichtert, dass er stark genug war, um sie aus dem Dreck zu ziehen und auf die Füße zu stellen. Er ließ ihre Hand rasch wieder los, und das konnte sie ihm nicht im Geringsten verübeln. Allerdings nahm sie es ihrer Schwester übel, dass diese sofort das Gespräch wieder an sich riss.
»Um meine Hand haben schon viele angehalten«, verkündete sie. »Aber ich habe entschieden, dass du mir am besten gefällst.«
»Ah ...«, begann Montgomery.
»Wir werden einen Wettbewerb veranstalten«, erklärte Cindi. »Zwischen dir ... und dir!«
Pippa hätte schwören können, dass Montgomery zusammenzuckte.
»Einen Schönheitswettbewerb«, fuhr Cindi fort und hakte sich bei Montgomery unter. »Ich werde alles planen. Komm, mein Prinz, ich werde dir deine Aufgaben beschreiben.«
Pippa konnte sich gut vorstellen, wie sie das anstellen würde. Sie atmete tief ein, was sie jedoch sofort bereute, und trottete hinter den beiden her. Ihre Schuhe schmatzten, und der Gestank, der von ihr ausging, widerte sie an. Sie musste all ihre Willenskraft aufbringen, um ihren Brechreiz zu unterdrücken.
Cindi warf ihr einen Blick über die Schulter zu. »Wage es ja nicht, in die Nähe meines Schlafzimmers zu kommen. Ich will allein sein.«
Das war Pippa nur recht, also widersprach sie nicht. Vielleicht würde sie sich in der Küche auf dem Boden neben dem Kamin ein Plätzchen suchen und dort liegen bleiben, bis sie mit Ruß und Asche bedeckt war. Das würde sie dazu anspornen, so schnell wie möglich in ihr wirkliches Leben zurückzukehren. Sie hatte einiges zu erledigen, musste eine erfolgreiche Modelinie kreieren und damit Seiten in der Vogue schmücken. Eine Rolle in einem Märchen zu spielen — vor allem in einem Märchen, in dem nicht sie die Krone trug — machte ihr keinen Spaß mehr.
Je schneller sie sich und ihre Schwester zurück in die Zukunft bringen konnte, umso besser. An diesem Abend hatte der zeitliche Ablauf einfach nicht gestimmt. Im Augenblick war sie am Boden zerstört, aber sie kämpfte dagegen an. Sie wusste, dass manche Dinge eben Zeit brauchten. Offensichtlich galt für das Tor, das sie von Montgomerys Jahrhundert in ihr eigenes zurückbringen konnte, ein eigener Zeitplan. Sie würde einfach abwarten müssen.
Sie beobachtete, wie Cindi vor dem Wohngebäude stehen blieb und hoheitsvoll ihre Hand ausstreckte. Montgomery seufzte, bot ihr dann seinen Arm an und geleitete sie in den großen Saal. Pippa überlegte kurz und hielt es dann für besser für alle Beteiligten, wenn sie außen um das Gebäude herum zur Küche ging. Sie fühlte sich versucht, im Pferdetrog unterzutauchen, aber möglicherweise würden dann die Pferde die Nase rümpfen. Sie würde sich mit dem Wasser aus dem Brunnen behelfen müssen.
Als sie sich auf den Weg zum Brunnen begab, machten alle einen großen Bogen um sie. Sie wäre sich gern selbst aus dem Weg gegangen, wenn das möglich gewesen wäre. Vor dem Brunnen blieb sie stehen und dachte nach. Ein versehentlicher Sturz in die Sickergrube war eine Sache, aber dass es zweimal passiert war, kam ihr merkwürdig vor. Es war beinahe so, als wäre Cindi absichtlich gestolpert und hätte sie gestoßen.
Um sie loszuwerden.
Sie blieb eine Weile stehen und dachte darüber nach, was das zu bedeuten hatte. Pippa hatte Cindi schon immer für ein wenig albern gehalten, doch Bösartigkeit hatte sie ihr nicht zugetraut. Aber jetzt? Mittlerweile wusste sie ein wenig mehr über ihre Schwester, unter anderem, dass sie im Augenblick nicht ganz zurechnungsfähig war. Und je mehr sie darüber nachdachte, um so sicherer war sie sich, dass die beiden Stürze in Montgomerys Kloake kein Zufall gewesen waren.
Diese Erkenntnis war sehr unerfreulich.
Als sie nach der Kurbel für den Eimer griff, stieß sie gegen eine Hand. Sie zuckte überrascht zusammen und sah dann, dass nur Montgomery neben ihr stand.
Nur Montgomery. Sie
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