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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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schüttelte den Kopf. Immerhin stand ihr ein Mann gegenüber, der der Sohn eines Lords war. Und er war selbst ein adliger Dienstherr, ein mittelalterlicher Lord, der sich mit vielen Dingen auskennen musste. Unter anderem verstand er es ausgezeichnet, mit seinem Schwert umzugehen, und sie behandelte ihn, als wäre er nur ein Bühnenarbeiter in einem Theater.
    Sie nahm an, dass sein Schwert sie gleich zu Beginn darauf hätte bringen müssen, dass er mehr war als das. Sein Schwert, oder seine Messer, die in seinen Stiefeln steckten. Oder die Art, wie er von allen mit Mylord angesprochen wurde. Oder das angedeutete Lächeln, das sie am Tag zuvor gesehen hatte, als er neben ihr in der Küche Gemüse geschnitten hatte. Mit einem Messer, das sicher nicht steril gewesen war. Das Gemüse war für Cindis Mittagessen gewesen, also hatte es sie nicht gestört.
    »Ich werde Joan anweisen, Euch ein Bad einzulassen.«
    Pippa riss sich aus ihren Gedanken zurück in die Gegenwart. Sie hätte sich gern das Haar aus der Stirn gestrichen, aber sie brachte es nicht über sich, sich selbst irgendwo zu berühren.
    »Danke«, brachte sie hervor. »Aber ich glaube, ich will so nicht in eine Wanne steigen. Ich werde mich hier abspülen.«
    »Das Wasser aus dem Brunnen ist eiskalt«, meinte er. »Ihr werdet Euch den Tod holen.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    Er seufzte. »Es gefällt mir nicht, aber leider muss ich Euch zustimmen.« Er zog einen Eimer Wasser herauf. »Haltet den Atem an.«
    Sie tat, wie ihr befohlen, schnappte aber trotzdem nach Luft. Das Wasser war bitterkalt, aber sie war so sehr darauf erpicht, so viel wie möglich von der ekelhaften Brühe loszuwerden, bevor sie in eine Wanne stieg, dass es ihr nichts ausmachte. Der erste Eimer hatte ihr Haar einigermaßen gereinigt, aber sie befürchtete, dass in ihrem Ausschnitt noch etliche widerliche
    Dinge hingen, also zog sie sich den nassen Stoff von der Haut, so gut es ging.
    »Noch einmal, bitte.«
    Er kam ihrem Wunsch nach und kippte dann noch einen dritten Eimer über ihrem Kopf aus, um den restlichen Dreck aus ihrem Haar zu spülen. Die Seife, die jetzt auf sie wartete, war nicht viel besser als pures Wasser, aber man musste sich eben den örtlichen Gepflogenheiten anpassen ...
    »Ich werde die Küche räumen lassen.« Er trat einen Schritt zurück. »Wenn Ihr neben dem Feuer badet, werdet Ihr nicht frieren.«
    Pippa strich sich das Haar aus den Augen und sah ihn im blassen Schein des Mondes an. »Vielen Dank. Das ist sehr freundlich.«
    »Nicht der Rede wert«, wehrte er ab, aber seine Miene hellte sich ein wenig auf. »Es ist sehr bedauernswert, dass Ihr mit der armseligen Ausführung meines Burggrabens Bekanntschaft machen musstet.«
    »So etwas kommt vor.«
    »Hm«, erwiderte er, aber es klang nicht sehr überzeugt.
    Pippa war ganz seiner Meinung. Sie folgte ihm durch die Hintertür in die Küche. Neben dem lodernden Feuer stand eine bereits zur Hälfte gefüllte hölzerne Wanne, die ein wenig an ein geteiltes Weinfass erinnerte.
    Montgomery scheuchte alle aus der Küche und warf ihr dann einen raschen Blick zu. »Ich werde Wache halten.«
    »Danke, Mylord.«
    »Montgomery.«
    »Danke auch an ihn.«
    Er lächelte schwach und ging in den Gang, der zum Rittersaal führte. Pippa schaute zu Joan hinüber, die gerade einen weiteren Eimer mit Wasser zum Erhitzen über das Kaminfeuer
    hängte.
    »Ich weiß das wirklich zu schätzen«, sagte sie. »Ich kann mich selbst kaum mehr ertragen.«
    Joan warf ihr einen kurzen Blick zu. »Lasst Euch nicht mehr von ihr stoßen.«
    Zumindest verstand Pippa den Satz so. Das angelsächsische Englisch unterschied sich stark von dem Cockney-Akzent, den sie aus dem Theater kannte. Und auch die Sprache der shakespearischen Schauspieler mit den kurzen Vokalen klang anders.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich dieses Mal gestoßen hat«, sagte Pippa langsam. Zumindest hoffte sie, dass sie das gesagt hatte. Ihre Unterhaltungen mit Joan waren bisher sehr einfach gehalten gewesen, aber über Speisen konnten sie sich mittlerweile gut austauschen.
    Joan warf ihr einen skeptischen Blick zu und deutete dann auf die Wanne. »Der Herr hat Euch seine Kleider gebracht, damit Ihr sie anziehen könnt.«
    »Er ist sehr freundlich«, brachte Pippa hervor.
    Joan zuckte die Schultern. »Er wirkt hart, aber er ist schon in Ordnung. Aber ich weiß nur, was ich von seinen Cousins und Cousinen über ihn gehört habe.«
    »Cousins und Cousinen?«
    »Lord Boydin und

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