Mein zauberhafter Ritter
streckte seine Beine hinter ihrem Kopf aus. »Schlaft ruhig, Persephone. Ich werde hier wachen.«
An einem Ort, der Hunderte Jahre von ihrer Zeit entfernt war. Sie atmete tief durch. »Ihr seid ein sehr liebenswürdiger Mann, Montgomery de Piaget.«
»Das fällt mir bei Euch nicht schwer, Pippa.«
Eine Welle der Eifersucht überrollte sie bei dem Gedanken an die Frau, die irgendwann einmal in den Genuss dieser sanften Ritterlichkeit kommen würde. Natürlich kam sie dafür nicht infrage, aber unwillkürlich wünschte sie sich einen winzigen Augenblick lang, dass das möglich wäre. Da sie keine Sterne am Himmel betrachtete und auch kein merkwürdiger Schimmer in der Luft lag, war es wohl sicher, sich diesen Wunsch zu gestatten.
Sie schloss die Augen und spürte, wie sie langsam in den Schlaf glitt.
Sicher und geborgen.
11
Es gab nichts Schlimmeres, als zugeben zu müssen, dass Robin recht hatte.
Bei dem Gedanken daran fluchte Montgomery leise. Als ihm das keine Erleichterung verschaffte, fluchte er laut und beinahe mit Inbrunst. Robin hatte ihm vor vielen Jahren gesagt, er solle versuchen, seine Neugier zu unterdrücken, denn sonst würde sie ihn eines Tages in Schwierigkeiten bringen. Es ärgerte ihn, dass er damals darauf hätte hören sollen. Und er regte sich maßlos darüber auf, dass Robin recht gehabt hatte. Er runzelte wütend die Stirn, aber das lenkte ihn nicht von seiner verflixten Neugier ab.
Er machte sich Gedanken über Pippa.
Ihm war bewusst, dass er das nicht tun sollte. Sie hatte nichts in seiner Zeit verloren, und er hatte kein Recht darauf, sich für sie zu interessieren. Er hatte alle Hände voll damit zu tun, seine Burg instand zu setzen, seine Cousins in Schach zu halten und sich irgendwann in der Zukunft nach einer adligen, umkomplizierten Braut umzuschauen. Das Letzte, was er brauchte, war eine Frau, die ständig in seine Sickergrube fiel, dank ihrer Schwester, die so dumm wie ein Esel war.
Die letzte Nacht durchzustehen, in der er über sie gewacht hatte, war ihm nicht leichtgefallen.
Seine Männer hatten beim Schwertkampf jedoch von seinem Unbehagen profitiert. Nachdem er in der Morgendämmerung Pippa friedlich schlafend in die Obhut von Phillip gegeben hatte, war er auf den Übungsplatz gegangen und hatte seiner Frustration beim Kampf mit seinen Waffenknechten freien Lauf gelassen. Damit hatte er den Großteil des Vormittags gut herumgebracht, aber eigentlich nichts für sein Gemüt getan. Er
nahm an, dass ihm nur eines zu tun blieb: Er musste Pippa durch das Tor gehen lassen und zusehen, wie es sich hinter ihr schloss.
Aber daran mochte er nicht einmal denken.
Er fluchte wieder, als er die Brücke überquerte und den Innenhof betrat, und sehnte sich nach Morast und Schwertern und anderen Dingen, die keine ungesunde Neugier in ihm erweckten. Petter und seine Männer machten gute Fortschritte an den schlimmsten Stellen in den Mauern, und einige Männer seiner Burgbesatzung hatten sich bereit erklärt, am Dach ihrer Quartiere zu arbeiten. Mit ein wenig Glück würde seine Burg einigermaßen abgesichert sein, bevor es zu schneien begann und er sich gegen Plünderer zur Wehr setzen musste. Die Reinigung seines Innenhofs würde wohl bis zum Frühjahr warten müssen. Und auch die Aufgabe, seinen Rittersaal so rauchfrei zu machen, dass man nicht mehr das Gefühl haben musste, dort drin zu ersticken.
Im Augenblick erschien ihm ein qualmendes Feuer jedoch angenehmer als die Kälte, die sich plötzlich ausgebreitet hatte. Er ging in den großen Saal und hoffte, ein warmes Getränk vorzufinden, doch dann wünschte er, er hätte sich anders entschieden.
Cinderella saß auf einem Stuhl neben dem Kamin, hustete wegen des Rauchs und rief nach Pippa, die ihr etwas zu essen bringen sollte. Montgomery blieb rasch stehen, aber es war zu spät - sie hatte ihn bereits entdeckt.
Cinderella stand auf und warf ihm einen Blick zu, der ihn erstarren ließ. Er wollte weglaufen, stellte aber fest, dass er sich nicht von der Stelle bewegen konnte. Allmählich argwöhnte er, dass Cinderella eine Hexe und nicht nur eine Besucherin aus der Zukunft war. Er musterte sie und war ein wenig verblüfft. Ihre Krone war so weit nach rechts verrutscht, dass sie beinahe auf ihrem Ohr saß, und ihr Kleid war ein wenig schmuddelig. Trotzdem wirkte sie immer noch perfekt.
»Guten Nachmittag«, säuselte sie. »Bist du bereit für meinen Schönheitswettbewerb ?«
»Ah«, begann er und unterdrückte das Verlangen zu
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