Mein zauberhafter Ritter
fliehen. Verdammt, er war ein Ritter, der sich seine Sporen in etlichen Kämpfen, Gefechten und Turnieren erworben hatte. Sich einer einfachen Frau zu stellen, sollte doch kein Problem für ihn sein.
Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass nicht Cinderella ihn ängstigte, sondern das, was sie von ihm wollte. Sie sprach mittlerweile eine Mischung aus Französisch und dem Englisch, das er von Jennifer kannte, aber obwohl er die meisten Wörter verstand, hatte er keine Ahnung, was ein solcher Schönheitswettbewerb genau sein sollte. Er nahm an, dass er seine Fertigkeiten zur Schau stellen sollte. Und wenn er Cinderella am Abend zuvor richtig verstanden hatte, sollte er unter anderem auch etwas auf der Laute Vorspielen. Und er hoffte, dass er die Fragen, die sie ihm in der Endrunde stellen wollte, ohne Probleme beantworten können würde.
Die Heiligen mochten ihm beistehen - lange würde er diese Frau nicht mehr ertragen können.
Cinderella hob ihren Zauberstab, um ihn damit zu berühren, aber bevor er zusammenzucken konnte, weil er aus Erfahrung wusste, dass sich das nicht gut anfühlen würde, hielt eine Hand den Stab fest.
»Setzt Euch, meine Königin«, sagte Pippa und zog Cinderella am Arm mit sich. »Euer Prinz muss sich jetzt auf die Darbietung vorbereiten.«
Cinderella hob eine ihrer perfekt geschwungenen Augenbrauen. »Eine Darbietung? Für wen?«
»Für Euch natürlich, meine Königin«, erwiderte Pippa.
Montgomery beobachtete, wie Pippa ihre Schwester beruhigte, und runzelte nachdenklich die Stirn. Er verstand nicht so recht, warum Pippa sich immer noch bemühte, ihre Schwester bei Laune zu halten. Vielleicht fürchtete sie, dass Cinderella etwas sagen könnte, was sie nicht sollte, etwas, was noch mehr Aufmerksamkeit auf sie lenken würde. Sein Hauspersonal hielt sie inzwischen nur noch für eine verrückte Adlige vom Kontinent - er hatte keine Mühen gescheut, das zu verbreiten -, aber seine Leute waren allmählich ihr Gekreische leid. Und er war auch nicht sicher, wie lange er das noch ertragen würde.
Er konnte es auch nicht mehr länger mit ansehen, wie Pippa versuchte, Cinderella in Schach zu halten, dabei die Aufgaben im Wohngebäude erledigte, die sie sich selbst auferlegt hatte, und ohne Zweifel den Rest der Zeit damit verbrachte, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie wieder nach Hause kommen würde. Selbst wenn er keine Gefühle für sie empfunden hätte, die natürlich vollkommen außer Frage standen, hätte er sich Sorgen um sie gemacht. Einfach nur, weil sie eine liebenswerte, verantwortungsbewusste Frau war, die eine Bürde trug, die, wie er sehen konnte, zu schwer auf ihren Schultern lastete. Vielleicht sollte er ihr einfach sagen, was er wusste, und hoffen, dass sie ihm glauben würde, aber das brachte er noch nicht über sich. Es war sicher keine Sünde, dass er sich wünschte, sie noch ein paar weitere Tage bei sich zu behalten.
Oder doch?
Er sah zu, wie sie Cinderella mit einem Schälchen voll Karotten ablenkte. Dann lächelte sie ihn an und machte sich wieder auf den Weg in die Küche. Er hätte sich am liebsten davongestohlen und sich wieder wie ein Mann seinen Aufgaben auf dem Übungsplatz zugewendet, aber dann sah er etwas, was ihm gar nicht gefiel.
Boydin und Martin schlichen Pippa hinterher.
Er warf Cinderella einen Blick zu, aber sie schien zufrieden damit zu sein, jede einzelne Karotte auf Fehler zu untersuchen. Also konnte er sich um Pippa kümmern, die wahrscheinlich die lauernde Gefahr noch nicht bemerkt hatte.
Er blieb am Eingang zur Küche stehen und beobachtete Pippa, die neben dem Feuer stand und sich über den Topf beugte, den Joan dort aufgehängt hatte. Sie probierte und richtete sich dann mit dem Löffel in der Hand auf.
Boydin und Martin machten sich an sie heran. Montgomery hätte vielleicht näher herangehen sollen, um hören zu können, was sie sagten, aber eigentlich war das gar nicht nötig. Er sah bereits an der Art, wie sie sich Pippa näherten, dass sie nichts Gutes im Schilde führten. Sie drängten sich an Pippa heran, bis sie am offenen Feuer keine Möglichkeit mehr hatte, ihnen auszuweichen.
Er trat hinter seine Cousins und räusperte sich. Boydin drehte sich langsam um, seine Hände auf seinem Schwert. Martin schien zu glauben, dass eine finstere Miene ausreichte, um ihn einzuschüchtern.
»Ich glaube, die Dame braucht ein wenig Luft zum Atmen«, sagte Montgomery ruhig.
»Und ich glaube, sie hätte nichts dagegen, wenn ich ihr noch
Weitere Kostenlose Bücher