Mein zukünftiger Ex
eines Bekannten bedachte. Sie ging zum Sofa, gab Sally einen Kuss und sagte: »Mein Schatz, wie entsetzlich! Hast du unsere Karte erhalten?«
»Hallo, Lola.« Philip, der weitaus freundlicher war, nickte in Richtung des aufgetauten Gel-Packs in Lolas Hand. »Sie lässt dich Überstunden schieben, nicht wahr?«
Lola grinste. »Keine Sorge, sie kriegt den Schock ihres Lebens, wenn sie meine Rechnung sieht.« Hoppla, vielleicht keine sehr diplomatische Bemerkung, unter den gegebenen Umständen.
»Hm.« Mit trockenem Ton wandte sich Adele an ihre Tochter: »Tja, lass dir von ihr nicht den Preis hochtreiben. Wie auch immer, mein Schatz, jetzt, wo wir wieder hier sind, nehmen wir dich mit zu uns nach Hause.«
»Danke, Mum, aber es geht mir hier gut. Alle sind großartig, Lola und Gabe kümmern sich wirklich gut um mich. Und Doug und Isabel haben auch geholfen.«
Adele strahlte und meinte heiter: »Ach, ist Isabel nicht ein Engel? Ich bin so froh, dass Doug endlich so eine wunderbare Frau gefunden hat! Wir freuen uns so sehr für ihn, nicht wahr, Philip?«
Für den Bruchteil einer Sekunde tauschten Philip und Lola einen Blick aus. Lola bemühte sich, ihre Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen, weil Adele es definitiv absichtlich gesagt hatte. Philip räusperte sich. »Wenn nur Doug glücklich ist, meine Liebe. Das reicht mir schon.«
»Und sie kommt aus so einer guten Familie«, schwärmte Adele. »Ihr Vater ist Herzchirurg.«
Wäre es nicht nett, fand Lola, das alte, gemeine, unversöhnliche Herz aus Adeles Brust zu reißen und es durch ein entzückendes, warmes Herz zu ersetzen?
Aber gleichgültig, wie sicher sie wusste, dass Dougs Mutter ihre Einstellung Lola gegenüber niemals ändern würde, konnte ein kleiner, stets hoffnungsvoller Teil von Lola es nicht über sich bringen, den Versuch dafür aufzugeben. Als sie mit dem frischen Gel-Pack für Sallys Bein aus der Küche zurückkam, sagte sie: »Mir gefällt Ihre Kette, Mrs. Nicholson. Sie ist sehr schön.«
»Vielen Dank.« Adele freute sich über das Kompliment und berührte die Kette aus Silber und Onyx. »Ein Geschenk von Isabel. Sie hat einen exquisiten Geschmack.«
Zweifellos würden sie im Groucho Club Snooker spielen. Lola hatte mittlerweile EJ s Buch gelesen – keine Autobiographie im eigentlichen Sinne, sondern die Geschichte seiner Erfahrungen im Musikgewerbe – und er erwähnte darin ein paar Mal, wie er im Groucho Snooker gespielt hatte. Er war Mitglied in diesem Club, darum war sie sich ziemlich sicher, dass er sie dorthin mitnehmen würde. Was unvorstellbar aufregend war, weil jedermann wusste, dass es im Groucho vor Berühmtheiten nur so wimmelte. Man stelle sich vor, sie würde bei der Arbeit damit prahlen können, dass sie den vergangenen Abend mit Damien Hirst und Will Self verbracht hatte und mit … oh, Madonna, Stephen Fry, den Jungs von Coldplay … und dass sie geistreich und wunderbar gewesen war und dass alle sie jetzt liebten und dann – oh, die Haustürglocke.
Der Wagen war offen gesagt eine Enttäuschung.
»Ist das Ihrer?« Lola zögerte, als EJ ihr die Tür des Beifahrerplatzes öffnete.
»Ja, deswegen fahren wir auch mit ihm. Sonst würde man es nämlich Autodiebstahl nennen.«
Oh, na gut, vielleicht sah der Wagen nur auf den ersten Blick wie ein schmutziger, kirschroter Fiesta aus, war aber in Wirklichkeit ein geschickt getarnter, funkelnder, blutroter Ferrari Marinello.
»Wohin fahren wir?« Bitte sag ins Groucho, bitte sag ins Groucho, bitte sag nicht in irgendeinen miesen Schuppen in einer Hintergasse in Bermondsey.
EJ s Mundwinkel zuckten. Konnte er ihre Gedanken lesen? »Warten Sie’s ab.«
»Und?«, fragte EJ eine halbe Stunde später. »Was denkst du?«
»Ich denke
bombastisch
.« Das Haus war von außen wie der Buckingham Palast beleuchtet. Es sah sogar ein bisschen wie der Buckingham Palast aus. Sie waren in Hertfordshire, mitten auf dem Land, aber nur wenige Meilen von Hemel Hempstead entfernt.
»Ich denke auch jedes Mal bombastisch«, erläuterte EJ fröhlich. »Jedes Mal, wenn ich es sehe. Ich bin in einer Sozialwohnung in Chingford aufgewachsen und jetzt wohne ich hier. Ziemlich cool, oder?«
Also dafür gab er sein Geld aus. »Lass ja die Beckhams dieses Haus nicht sehen«, sagte Lola, »sonst werden sie neidisch.«
»Komm schon, wir haben Snooker zu spielen.«
Sicherheitslichter gingen an, als sie über den Kies knirschten. In der Ferne fingen zwei Hunde an zu bellen. Die
Weitere Kostenlose Bücher