Mein zukünftiger Ex
hinterhältigen Äste. Schließlich hielt er die blonde Perücke in den Händen, auch wenn sie aussah, als sei sie soeben durch den Fleischwolf gedreht worden … Nein, nein, das war jetzt nicht der Moment für witzige Vergleiche.
»Danke.« Tränen strömten Savannah Hudson über das bleiche Gesicht. Wütend wischte sie sie weg.
»Tut mir leid«, wiederholte Gabe, während sie sich die Perücke aufsetzte, ihren nackten Schädel verdeckte und sich dann die Kapuze überzog. Er holte die fallengelassenen Einkaufstüten aus einem Gestrüpp toter, kratzender Nesseln im Straßengraben und reichte sie ihr.
»Es tut Ihnen leid? Wirklich? Das bezweifle ich.« Savannahs Lippen schürzten sich verächtlich. »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie innerlich Freudentänze vollführen. Sie haben, was Sie wollten, nicht wahr?« Sie zeigte auf die Kamera um seinen Hals und fügte sarkastisch hinzu: »Ich hoffe, Sie sind stolz auf sich.«
Gabe langte nach der Kamera. Der Pawlowsche Instinkt hatte vorhin Besitz von ihm ergriffen und er war sich kaum bewusst gewesen, die Fotos geschossen zu haben. Aber – er sah nach – ja, da waren sie, deutlich auf dem Display zu sehen, bereit, Savannah Hudsons Geheimnis der Welt preiszugeben.
Sie hatte sich umgedreht und eilte bereits mit ihren Einkaufstüten und ihrem lächerlich kläffenden Hund die Straße entlang.
»Warten Sie!«, rief Gabe ihr nach. Er holte sie binnen dreißig Sekunden ein und legte ihr die Hand auf den Arm, damit sie langsamer wurde.
»Bitte, lassen Sie mich doch einfach in Ruhe«, Savannah entriss ihm ihren Arm und fügte mit ruhiger Stimme hinzu: »Und fassen Sie mich ja nicht an, sonst verklage ich Sie wegen tätlichen Angriffs.«
»Ist ja gut. Bleiben Sie nur kurz stehen und schauen Sie mir zu.« Gabe dachte gar nicht erst darüber nach, was er gleich tun würde. Er wartete, bis er ihre Aufmerksamkeit hatte. Seine Hände zitterten, als er ihr die Fotos auf dem Display der Kamera zeigte. »Also schön, sehen Sie hier die Löschen-Taste? Drücken Sie drauf.«
Falls er erwartet hatte, dass Savannah Hudsons Rosenknospenmund aufklappte, dass sie verwundert zu ihm aufsehen und »Ehrlich? Ist es Ihnen ernst damit? Sind Sie ganz sicher?« flüstern würde, dann erlebte er eine herbe Enttäuschung. Binnen einer Nanosekunde war ihr Zeigefinger nach vorn geschossen, hatte die Taste gedrückt und alle Fotos für immer gelöscht.
Dink, dink, weg. Einfach so. Und falls Gabe erwartet hatte, dass sie ihn anschließend dankbar ihn ihre Arme reißen würde und »O Gott, mein Held, danke, danke« hauchen würde, dann wäre er auch hier bitter enttäuscht worden. Stattdessen wandte sie sich ab und murmelte: »Und erzählen Sie es gefälligst auch niemand.«
Er sah zu, wie sich Savannah Hudson den Hügel hinaufschleppte, Bunty neben ihr, immer noch kläffend. Dann verschwanden die beiden um die Kurve und damit aus seiner Sicht. Ein eisiger Regenschauer schlug Gabe ins Gesicht und er schauderte, als ihm klar wurde, was er gerade getan hatte.
Sie konnte beruhigt sein, er würde es niemand erzählen. Denn wenn er es tat, würden ihn alle nur als Trottel bezeichnen.
35 . Kapitel
Rückblickend musste Lola einräumen, dass es ein großer Fehler gewesen war, den anderen in der Buchhandlung anzuvertrauen – okay, vor ihnen damit zu prahlen –, dass EJ Mack sie um eine Verabredung gebeten hatte. Okay, so gut wie gebeten hatte. Jetzt fasste sich mindestens ein halbes Dutzend Mal am Tag einer von ihnen an die Brust und rief: »O mein Gott, da ist er! Lola, EJ ist hier und fleht dich an, mit ihm auszugehen … schnell, er rutscht auf Knien durch den Laden und ruft: ›Bitteeeee, Lola, bitteeee, willst du mit mir ausgehen?‹ … oh schau, jetzt weint er, Tränen tropfen auf seinen entzückenden blauen Anorak.«
Das mochte die ersten beiden Male noch leidlich unterhaltsam gewesen sein, aber mittlerweile war es alles andere als komisch.
An diesem Mittag kümmerte Lola sich um die Bücher, die bestellt werden mussten. Sie saß im Hinterzimmer, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, konzentrierte sich auf den Bildschirm und überprüfte erneut die Liste mit den ISBN -Nummern.
Auf der anderen Seite des Schreibtisches saß Cheryl und kaute den letzten Bissen des Garnelensandwiches, das sie sich für ihre Mittagspause besorgt hatte. Das Telefon klingelte, und sie nahm ab.
Sekunden später ruderte sie mit dem freien Arm und quietschte: »Es ist für dich! Das errätst du
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