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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Adorján
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verlassen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, die Schuhe wieder zu wechseln. Seine eigenen kamen ihm auf einmal schwer und klobig vor. Er sah sich noch einmal um, dann schlüpfte er leise durch die Haustür.
    Mit beschwingten Schritten machte er sich auf den Rückweg. Die drei Treppenstufen nahm er in einem Satz, im Handumdrehen hatte er das Gartentor passiert. Fünfzig Meter geradeaus, einmal links, zweimal rechts, zurück ging es viel schneller. Als das grüne S-Bahn-Schild in sein Blickfeld kam, griff er in seine Tasche, um schon einmal das Kleingeld für die Fahrkarte zusammenzusuchen. Doch sein Portemonnaie war nicht am vermuteten Platz. Er griff nach links, griff nach rechts, das Portemonnaie war nicht da. Er nahm die Tasche von der Schulter, kniete sich neben ihr auf den Bürgersteig und begann, Gegenstand für Gegenstand herauszunehmen. Eine neue Fassung des Drehbuchs, die er, wie ihm jetzt auffiel, Voss zu geben vergessen hatte (egal, er würde sie ihm zuschicken); ein Füllfederhalter ohne Kappe; eine Kugelschreiberkappe ohne Kugelschreiber; eine benutzte Eintrittskarte fürs Freibad; ein Mäppchen, in dem Stifte sein sollten, das aber leer war; sein Telefon; ein geschmolzenes und wieder hart gewordenes Schokoladen-Osterei, das inzwischen die Form eines Fladens angenommen hatte und an der Rückseite eines Notizbuchs klebte, in dessen Ringbindung sich sein Schlüssel verfangen hatte. Alles da. Nur das Portemonnaie fehlte. Er stand auf und dachte nach. Wann hatte er es zuletzt gesehen? Nachdem er die Visitenkarten herausgenommen hatte, hatte er es wieder in die Tasche gesteckt, daran erinnerte er sich, und später hatte er die Tasche nicht mehr geöffnet. Er bückte sich über die Gegenstände und hob einen nach dem anderen an, blätterte Seiten durch, schüttete das Mäppchen aus: nichts. Noch einmal klopfte er seine Hosentaschen ab, fasste hinein, sogar in die kleinen Vordertaschen: nichts. Wieder und wieder ging er in Gedanken durch, wie er das Portemonnaie in seine Tasche zurückgesteckt hatte, wie er die Tasche dann wieder auf den Boden gestellt und sie zuletzt wieder an sich genommen hatte, ohne sie nochmals abzusetzen, und wenn etwas herausgefallen wäre, hätte er das doch gemerkt, zumal sein Portemonnaie wegen all der Zettelchen und Rechnungen, die darin steckten, ziemlich dick war. Er meinte sich außerdem erinnern zu können, den Riemen der Tasche geschlossen zu haben, nachdem er das Portemonnaie wieder darin verstaut hatte. Er räumte alles wieder in die Tasche zurück und ging noch einmal zurück. Er nahm denselben Weg, den er eben gekommen war, er ging jetzt langsam, den Blick auf den Bürgersteig gerichtet.
    Dieses Mal wurde die Tür gleich geöffnet, im Nachhinein wollte es ihm vorkommen, als hätte Frau Voss hinter der Tür stehend schon auf sein Klingeln gewartet, so schnell hatte sie aufgemacht. »Ja bitte?« Ihr war nicht anzusehen, ob sie ihn wiedererkannte. Er brachte sein Anliegen vor. Ob es wohl sein könne, dass er sein Portemonnaie vergessen habe, er sei ja gerade bei ihnen gewesen, und … »Bitte warten Sie einen Augenblick«, unterbrach sie ihn und zog die Tür hinter sich zu. Sie blieb lange fort. Als sie die Tür wieder öffnete, lag auf ihrem Gesicht ein Ausdruck tiefen Bedauerns. »Leider, bei uns ist nichts liegen geblieben«, sagte sie. »Nein?« »Nein.« »Sicher nicht?« »Nein, wir haben überall nachgesehen.« »Darf ich noch mal kurz reinkommen?«, fragte Blacher. »Vielleicht ist es unter den Schreibtisch gerutscht, oder liegt auf dem Stuhl, auf dem ich gesessen habe, oder ist hinten in die Ritze…?« Frau Voss lächelte. »Leider nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben wirklich überall gesucht. Es ist nichts liegen geblieben.« Blacher wollte insistieren, aber irgendetwas an ihrem Blick hielt ihn zurd hielt urück. »Ja, dann …« Sie schien nichts mehr sagen zu wollen. »Dann entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich rufe Sie dann morgen an, ja?« Aber Frau Voss war schon im Haus verschwunden.



DIE PRAKTIKANTIN
     
    Angie hatte große Brüste, viel größere, als man annehmen würde, wenn man ihre zierliche Gestalt von hinten sah, und sie hingen ein bisschen, nicht viel, gerade eben so, dass es den Männern gefiel. »Siebziger Jahre Modell« sagte sie selbst dazu, und auch das schien den Männern zu gefallen. Sie hatte ein rundes, ausdrucksloses Gesicht, aschblonde, schulterlange Haare und obwohl sie sich sogar meistens extra nicht körperbetont anzog,

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