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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Adorján
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nicht, was genau Sie unter geheim verstehen, Frau Ritter, aber Sie haben recht, das klingt nicht uninteressant.«
    Was für eine überraschende Wendung das Gespräch genommen hatte: er kannte ihren Namen. Sie musste sich Mühe geben, nicht zu lächeln.
    »Soll ich darüber also schreiben?«
    »Gemach, gemach. Nun gehen Sie doch einfach erst mal hin und dann werden Sie schon sehen, ob es ein Thema ist.«
    »Ja.«
    »Ich meine, wenn Liza Minnelli noch lebt, wird es ja nicht das einzige Konzert sein, das sie gibt.«
    »Okay. Aber sie gibt nur ein Konzert in …«
    »Anders sieht die Sache natürlich aus, wenn es ihr letztes ist.« Sein Lachen klang wie eine Drohung.
    »Okay.«
    »Na dann viel Spaß beim Geheimkonzert.«
    Er sah aus, als könne sie jetzt gehen.
    »Danke.«
    »Mit allen Ihren Twitterfreunden.«
    Sein Gelächter geleitete sie zur Tür hinaus, die sie leise hinter sich schloss.
    Sie war kaum ein paar Schritte weit, als sie ihn ihren Namen rufen hörte. Eilig lief sie zurück und öffnete wieder die Tür.
    »Ja?«
    »Ich war immer ein großer Fan von ›Cabaret‹. Besorgen Sie mir doch bitte auch eine Karte, ja?«
    »Okay, mache ich.«
    »Schön.« Er vertiefte sich wieder in seine Lektüre, und sie zog erneut die Tür hinter sich zu.
    Mit klopfendem Herzen ging Angie zurück in das Büro, das ihr die Sekretärin für diesen Tag zugewiesen hatte (sie musste immer bis nach der Konferenz abwarten, welcher Redakteursstuhl frei blieb). Nun hatte sie mehrere Probleme. Die nächsten Stunden verbrachte sie damit, verschiedene Pläne zu ersinnen und wieder zu verwerfen.
    Als Herrmann kurz vor eins in ihr Zimmer kam, um sie zum gemeinsamen Mittagessen abzuholen, das immer mehr die Regel zu werden schien, setzte sie einen leidenden Gesichtsausdruck auf. »Was ist denn, geht’s dir nicht gut?«, fragte er. »Doch, doch«, sagte sie in einem Ton, den sie sich von ihrer Mutter abgeguckt hatte und der tapfer klang, ohne das darunterliegende Leiden auch nur im Ansatz zu kaschieren. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass gerade niemand den Gang entlangkam, umarmte er sie rasch und gab ihr einen Kuss, den sie mit geschlossenen Lippen entgegennahm. »Wirklich alles in Ordnung?«, fragte er. Sie nickte, während sie sich von ihm in ihre Jacke helfen ließ.
    Ihr war nicht entgangen, dass Herrmann sich mit seiner Kleidung neuerdings Mühe gab. Hatte sie ihn früher, bevor sie sich persönlich kannten, auf Lesungen oder Konzerten me
    Wenig später saßen sie in einem Sushi-Restaurant, das außer von Journalisten hauptsächlich von japanischen Touristen besucht und deshalb von den Journalisten für gut gehalten wurde, und Angie pustete lange in ihren grünen Tee. »Du hast so schöne Haut«, sagte Herrmann, der sie nicht aus den Augen ließ. »Danke.« »Und so tolle Zähne.« »Danke.« Da das Essen auf sich warten ließ, machte er sich schon mal über die eingelegten Ingwerscheiben her, die in einem Lackgefäß auf dem Tisch bereitstanden. Angie wartete, bis er ausgehustet hatte. »Hast du zufällig die Karten für heute Abend dabei?« »Ja, warum?« »Zeig mal.« Er sah sie verwundert an, zog aber sein Portemonnaie hervor und legte die Karten vor sie auf den Tisch. »Kann ich die nehmen?«, fragte sie. »Klar«, sagte er zögernd, »warum?« »Damit ich auch sicher sein kann, dass du kommst«, sagte sie. Seine Augenwinkel zogen sich zu einem Lächeln herab. »Du bist süß«, sagte er. Sie machte eine Grimasse, und er fasste ihr unter dem Tisch mit der Hand aufs Knie.
    Eine knappe Stunde vor Konzertbeginn rief Angie bei Herrmann an. Glücklicherweise ging er sofort dran. »Hallo?« »Ich bin’s.« »Ach du bist’s, hast du Rufnummer unterdrückt?« »Ich rufe vom Festnetz an.« »Ach so.« »Du?« »Ja?« »Mir ist irgendwie nicht gut.« »Nein?« »Nee.« »Was hast du denn?« »Ich weiß auch nicht.« »Hm.« »Bauchschmerzen.« »Oh je. Schlimm?« »Total. Ich fürchte, ich kann nicht zum Konzert.« »Echt, oh je.« »Ja, so schade.« »So schlimm?« »Hm, hm.« »Soll ich vorbeikommen?« »Hm, ich weiß nicht. Musst du nicht.« »Würde ich aber.« »Echt? Musst du aber wirklich nicht.« »Aber mache ich gern, wenn’s dir schlecht geht.« »Ich weiß nicht. Ja, vielleicht. Echt?« »Klar. Wo wohnst du noch mal genau?« Sie nannte ihm die Adresse. »Aber dann verpasst du ja Liza Minnelli.« Er sagte, dass ihm das vollkommen egal sei, und dass er sich sofort zu ihr auf den Weg machen würde, woraufhin sie ihn bat, in

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