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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Adorján
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Steffis gepunktetes Kleid, das ihr zu groß war, aber irgendwie trotzdem stand, und Steffi hatte Jelenas Sachen an. Okay, dachte er. Okay … Und versuchte, sich wieder auf das Gespräch an seinem Tisch zu konzentrieren.
    Er sah erst wieder zu ihnen, als dort irgendetwas vor sich ging, das das Interesse seiner Tischnachbarn auf sich zog. Die geht ganz schön ran, die Kleine, sager, Kleinete Lars, der neben ihm saß, und in diesem Moment wechselte auch die Musik, oder war erst jetzt zu hören oder wurde lauter, jedenfalls nahm Christoph jetzt erst wahr, dass überhaupt Musik zu hören war.
    Jelena hatte sich so weit zu Steffi vorgebeugt, dass sie kaum noch auf ihrem Stuhl zu sitzen schien. Sie küsste sie auf den Mund, es sah forsch und ungeduldig aus. Steffi hatte die Arme erhoben, als sei sie in einer Bewegung überrascht worden und hätte sie dort vergessen. Jelena strich ihr durch die Haare, fasste ihr auf die Oberschenkel, hielt ihr Gesicht zwischen den Händen, stand irgendwann auf, ohne den Kuss zu unterbrechen, küsste sie nun von oben herab, und Steffi bog sich immer weiter nach hinten dabei und rutschte gleichzeitig nach vorne, bis sie auf ihrem Stuhl beinahe ins Liegen kam.
    Auf die Torstraße, sagte jemand, und lachend wurden Gläser gegeneinandergeklackt.
    Christoph stand auf und ging in Richtung der Toiletten. Im Männerklo rauchte er aus dem gekippten Fenster eine Zigarette, obwohl ein Schild darauf hinwies, dass das verboten war.
    Als er zurück in den Barbereich kam, hatte sich die Stimmung wieder beruhigt. Auf dem Platz, auf dem er gesessen hatte, saß jetzt jemand anderes, aber er wollte sowieso nicht mehr dorthin zurück.
    Jelena und Steffi hatten es sich auf der Bank bequem gemacht. Beide drückten die Knie gegen die Tischplatte, beide sahen nach oben und lachten über irgendetwas, das an der Decke war. Christoph sah auch nach oben, konnte aber nichts Lustiges erkennen.
    Hey, sagte er, ich gehe jetzt.
    Steffi sah ihn an, als sei sie gerade aufgewacht.
    Wo warst du denn?, fragte Jelena und setzte sich auf.
    Wohin gehst du?, fragte Steffi.
    Wohin wohl, ins Bett, sagte Christoph.
    Wir kommen mit, sagte Jelena, ließ Steffis Hand los und stand auf.
    Aha. Christoph nahm seine Jacke von seinem Stuhl und winkte dem Kellner zum Zahlen.
    Gehen wir schon? Steffi setzte sich auf.
    Als der Kellner kam, zahlte Christoph für alle, was aber niemand zu bemerken schien, da Steffi gerade ihr Gesicht im Spiegel ihrer aufgeklappten Puderdose betrachtete, und Jelena unter den Tisch geklettert war, um nach ihrem Schuh zu suchen.
    Es dauerte, bis sie wieder aufgetaucht war und bis Steffi sich die Lippen neu nachgezogen, die Mascara-Ränder unter den Augen weggewischt und ihre Haare geordnet hatte. Solange sagte niemand von ihnen ein Wort. Als Steffi schließlich stand, schien sie auf einmal unsicher wegen der geborgten Kleider und fragte Jelena zweimal, ob das auch wirklich gehe. Ist der Rock echt nicht zu kurz? Nein. Echt nicht? Nein.
    Als sie zu dritt an dem Tisch vorbeiliefen, an dem Christophs Bekannte saßen – Steffi voraus, dann Jelena, dann er –, nickte Christoph Lars nur zu, ohne das Gesicht zu verziehen und sah dann geflissentlich zu einem anderen Tisch.
    Er hielt Steffi die Tür auf, als diese ins Freie trat.
    Es hatte geregnet. Der Asphalt glitzerte nass. Steffi hielt den Blick fest auf den Bü Je auf dergersteig geheftet. Christoph näherte sich ihr von hinten, zögerte kurz und legte einen Arm um sie. Ein paar Schritte gingen sie so nebeneinander, dann beschleunigte sie ihre Schritte und schloss zu Jelena auf.
    Vor Christophs Haustür blieben die beiden stehen.
    Kommst du?
    Er fand den Schlüssel nicht gleich, fand ihn dann doch in der Innentasche seiner Jacke.
    Die Haustür fiel hinter ihnen mit einem satten Knall ins Schloss.
    Während sie auf den Aufzug warteten, pfiff Jelena eine kurze, rhythmische Melodie, es war eher intonierte Luft als echte Töne.
    Die Tür öffnete sich mit dem üblichen Ächzen. Der Innenraum war so klein, dass sie dicht an dicht standen. Es war sehr hell. Steffi senkte den Kopf und hielt sich eine Hand vor die Augen. Ich hasse diesen Lift, sagte sie.
    Christoph stand so eng hinter ihr, dass er den Duft ihrer Haare wahrnahm. Er hatte nicht mehr daran gedacht, seit sie ausgezogen war, auf einmal fiel es ihm wieder ein: ihr Haarwachs, das in einer flachen runden Blechdose war, auf der eine gezeichnete Kokosnuss abgebildet war. Die Dose war rot und schon ziemlich verbeult

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