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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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würden gegeben werden. Sie spürte, wie der Zorn sich in ihr aufbaute, und zwang sich zur Selbstbeherrschung.
    Er hatte keine Antwort auf den Ausdruck auf ihrem Gesicht. Er fragte sich, ob er sich daran erinnern würde, wie ihre Augen so erzürnt aussahen und so schrecklich schockiert und traurig … wie ihre Lippen trotz der herabgezogenen Mundwinkel so schön sein konnten … wie sie sich auf die Lippen biss und schweigend zitterte. Dass sie so zerbrechlich war, war ihm noch nie aufgefallen.
    »Vielleicht brauchst du einfach nur Zeit«, sagte er und tastete nach einem Rettungsanker.
    »Nein. Brauch ich nicht«, erwiderte sie entschieden.
    »Wenn du mir nicht verzeihen wirst, dann … ich frage mich, was es dann für uns war, was wir gemeinsam zu haben glaubten …«
    »Wage es nicht, mich zu verurteilen, Max«, sagte sie mit einem verzweifelten Flüstern. »Du bist im Unrecht. Und kein noch so weitschweifiges Psychogefasel, keine noch so verdrehten Scheißpsychologen werden dir die Absolution bescheren.«
    Nach einem Weilchen, dachte sie bei sich, werde ich ihn umbringen. Oder mich. Und es wird unheimlich Spaß machen. Aber im Augenblick muss er einfach weg hier.
    »Wir müssen dies sofort beenden. Schon wegen Sean und Molly.«
    Er sah sie kläglich an, und sein Körper sackte in sich zusammen.
    »Also«, sprach sie weiter und war wieder eiskalt, aber ruhig. Sie stand auf und ging auf die Hintertür zu. »Du holst dir besser eine Tasche.«
    Sie schlich durchs Haus, dicht gefolgt von Max. In ihrem Schlafzimmer ging sie, nachdem sie die Tür fest geschlossen hatte, zu dem riesigen, glatten, eleganten Kleiderschrank, den sie sich vor sieben Jahren hatte einbauen lassen. Seine Sachen hatten sich bis auf ihre Seite ausgebreitet.
    Sie zog die Trittleiter heraus, kletterte hoch und reckte sich, um das oberste Regal zu erreichen.
    »Lass mich das machen«, protestierte er und versuchte zu helfen. Er hätte nichts tun können, um sie wütender zu machen.
    »Ich hab ihn.« Sie ließ den Koffer an seinem Kopf vorbeifallen. Er landete mit einem gedämpften Aufprall auf dem Bett. Max wand sich.
    »Angsthase«, spottete sie und stieg die Leiter hinunter. »Ich schätze, es wird Zeit, mit dem Packen anzufangen.«
    »Hör mal. Du brauchst nicht zu gehen, Cait«, sagte er leise.
    »Das weiß ich«, erwiderte sie verblüfft. »Der da«, fügte sie hinzu, drehte sich um und zeigte auf den Koffer, »ist für dich.«
    Max wirkte schockiert und spielte auf Zeit. »Kann ich wenigstens den Kindern Auf Wiedersehen sagen?«
    »Nicht jetzt. Wir werden später reden.« Caitlin konnte spüren, wie ihre Wut wieder anstieg … Sie konnte sich jetzt jederzeit weigern, sich noch länger zu benehmen … Und sobald ihre Wut Überhand nahm, drohte Max die ernsthafte Gefahr eines mörderischen Tritts in die Eier. Mindestens. Und das war eine Erinnerung, die sie Molly und Sean ersparen wollte.
    »Beeil dich«, blaffte sie und bemühte sich, leise zu sprechen. »Es ist mir scheißegal, wenn ich dir gegenüber die Fassung verliere. Aber ich möchte die Mädchen da nicht mit hineinziehen.«
    Er setzte sich mit grauem Gesicht aufs Bett. Sie bemerkte, dass seine Haare unter dem Licht stellenweise silbern waren, dass die Linien um seinen Mund und seine Augen tief und schroff waren. Sie sah ihn an, den Mann, mit dem sie zusammen war, seit sie sich an der Uni kennengelernt hatten. Und fühlte sich kalt. Und krank. Und wütend. So wütend, dass es schmerzte.
    Sie drehte sich um und ging hinaus.
    Zehn Minuten später stand sie wartend an der Haustür. Er kam heraus, den Koffer in der Hand, und sah aus, als fühlte er sich sehr unwohl und sei den Tränen nah. Er blieb stehen, kam auf sie zu und stellte bedächtig den Koffer ab.
    »Ich weiß, du willst es nicht hören, aber ich wollte nicht, dass das geschieht. Es war ein Fehler. Und wir müssen das nicht tun …«
    Und er meinte es ernst. Er meinte es wirklich ernst. Er konnte also tatsächlich nicht begreifen, warum sie ihn wegschickte.
    »Leb wohl, Max. Wir werden uns im Laufe der Woche unterhalten. Die Kinder müssen es von uns beiden erfahren.«
    Später fühlte es sich so an, wie die Leute immer behaupteten, dass sich diese bedeutungsvollen Augenblicke im Leben anfühlen würden, dachte Caitlin. Wie der, als Max um ihre Hand angehalten hatte. Leicht verschwommene, erstarrte Szenen; der Ring, der auf ihrem Finger rutschte; sein Lächeln; sein Geruch, als sie sich in den Armen lagen. Die Kinder bei ihrer

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