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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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den Gedanken. »Kannst du mir diese spirituellen Sachen erklären?«, bat sie, und Sarahs Miene wurde weicher, als sie wieder zu sprechen begann.
    Cait ließ sich von der Stimme ihrer Freundin einlullen, immer noch neugierig, aber ohne Anteil zu nehmen. Zusammen mit dem Rotwein, der dunklen Schokolade und den warmen Socken, die ihre Mutter geschickt hatte, schien ihr ein Gespräch über Dimensionen und spirituelles Facelifting genau das Richtige zu sein. Später an jenem Abend, nachdem Sean ins Bett gegangen war und sie Molly eine Geschichte über Adler vorgelesen hatten, über der sie eingeschlafen war, und lange nachdem Sarah ins Bett geschlichen war, hatte Caitlin noch über eine Stunde mit ihrem Laptop in ihrem großen Bett gesessen. Wundersamerweise dachte sie nur dreimal an Max, sie litt nicht unter ihrem Hass auf Kennedy und verspürte keinen Drang, die Kelly-Clarkson-CD aufzulegen.
    Am Abend vor der Ankunft ihrer Mutter legten Caitlin und Sarah letzte Hand ans Wohnzimmer. Sie hatten eine Lampe hereingestellt, um es etwas gemütlicher zu machen. (Madeleine schätzte, wie Blanche Dubois, keine grelle Beleuchtung). Cait arrangierte Blumen in einer roten Vase und stellte fest, dass alles bereit war.
    Bei sich stellte sie fest, dass sie sich insgeheim nach ihrer Mutter sehnte. Sie konnte es kaum erwarten, sich über sie zu ärgern.
    Und sie wollte sich unbedingt um ihr Projekt kümmern, das so schnell in ihrem Kopf entstanden war.

14
    Im Leben meiner Tochter hat es eine Apokalypse gegeben. Eine Apokalypse , ich sage es Ihnen!«
    Caitlin hörte Madeleine kommen, lange bevor sie auch nur in der Nähe der Haustür war. Vermutlich hörte die ganze Straße sie. Und auch die Leute im nächsten Vorort. Caitlins Mutter hatte eine durchdringende Stimme, die vor nichts haltmachte. Hell und tragend, hatte Madeleines Stimme die Wirkung, dass man entweder nach der Ursache dieses Lärms forschte oder mit zugehaltenen Ohren Deckung suchte.
    Wenig überraschend erwog Caitlin, Schutz zu suchen, aber das hatte mehr mit dem Inhalt ihrer Worte als mit der Lautstärke zu tun. Von ihrem Büro aus, wo sie an ihrer Idee gearbeitet und Anrufe von Kevin abgewehrt hatte, konnte sie ihre Mutter hören, wie sie dem Taxifahrer in aller Deutlichkeit jede intime Einzelheit von Max’ Affäre umriss. Und wenn sie sie hören konnte, konnten es zweifellos auch alle anderen. Zum Glück waren die Kinder in der Schule, überlegte sie; ihr war gleichzeitig heiß und kalt, und sie war ebenso aufgeregt wie wütend.
    Während sie noch mit ihrem Groll rang, klappte Caitlin ihren Laptop zu und ging zur Haustür. Zumindest konnte sie Sarah überreden, an diesem Morgen in ihr Büro zu gehen, damit sie ihre Mutter allein begrüßen konnte.
    »Du weißt doch, wie ihr zwei seid«, hatte sie gesagt. »Ich werde keinen Augenblick dazwischenkommen. Und ich möchte ihr ihre Rechte verlesen, ohne dass ihr beide euch gegen mich verschwört.«
    Sarah hatte sich widerstrebend verzogen. »Mach mir nur keine Vorwürfe«, erklärte sie dramatisch, »wenn du deinen Puffer vermisst.«
    »Was?«
    »Den Puffer. Ich bin der Puffer. Ohne mich gerät eure Beziehung ins Straucheln.«
    Caitlin blickte verwirrt drein.
    »Du wirst schon sehen«, murmelte Sarah düster und verschwand, in Selbstgespräche zum Thema Undankbarkeit vertieft.
    Jetzt fragte Caitlin sich, ob es wirklich klug von ihr gewesen war, sich allein ihrer Mutter zu stellen. Vielleicht hat Sarah recht, dachte sie. Vielleicht brauchen wir tatsächlich einen Puffer. Eine Sicherheitsrampe. Einen Aufpralldämpfer, wie man ihn an den Rümpfen von Greenpeacebooten findet. Es ist kein Dad da. Keine Sarah. Keine Kinder. Nur ich … und sie .
    Sie unterdrückte ein Schaudern. Sei nicht so melodramatisch, befahl sie sich. Sie ist nur deine Mum. Und sie will dir helfen.
    Bevor Madeleine es bis zur Haustür schaffte, riss Caitlin sie auf und setzte ein Lächeln auf. Es war nur zum Teil unaufrichtig. Ihre Mutter war zwar zu hören, verschwand aber beinahe unter den zahlreichen Taschen, die aus dem Taxi quollen.
    »Oh!«, brüllte sie, als sie Caitlin erblickte. »Ich wollte dich überraschen!«
    Caitlin lächelte kopfschüttelnd. Dass ihre Mutter glaubte, sie könne sich jemals unbemerkt irgendwohin begeben, sprengte ihr Vorstellungsvermögen. »Danke! Danke!«, erklang diese allgewaltige Stimme von irgendwo unter all den Paketen an den Taxifahrer gewandt, der ihr inzwischen die Taxitür offen hielt, fast so, als sei sie die

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