Meine allererste Scheidung
bin nicht die Einzige, die denkt, dass Sean wirklich gut ist, oder?«, flüsterte sie Sarah zu, die mit den Tränen rang. »Oh nein«, antwortete ihre beste Freundin und drückte ihr die Hand.
»Sie ist umwerfend. Sie ist erst vierzehn. Es ist irgendwie beängstigend. Was soll ich tun?«, fragte sie sich laut.
»Du brauchst gar nichts zu machen, Schätzchen.«
»Stimmt«, warf Madeleine ein. »Lass sie nur ihren Weg finden.«
»Was immer das bedeutet«, flüsterte Caitlin. »Sie hat in letzter Zeit eine Menge geschrieben. Und wer ist Luke?«
Sean hatte ein ausgeprägtes Kinn, schräge, grüne Augen und eine Handvoll Sommersprossen auf der Nase. Obwohl sie ein Teenager war, kam sie niemals mit den üblichen Problemen zu Caitlin. Jungen. Pickel. Jungen. Deshalb war Caitlin so schockiert, von einem Jungen namens Luke zu hören.
»Danke, Liebling«, sagte sie zu Sean. »Du bist umwerfend. Wir sollten … wir sollten eine CD aufnehmen. Ich meine, du solltest es machen.«
»Wirklich? Ich habe ungefähr drei Songs.«
»Nun, sieh zu, dass es zehn werden, und es ist ein Deal. Studiozeit …«
»Ich werde jetzt anfangen, mit Luke zu schreiben! Ich habe so viele Ideen, und ich kann mich diese Woche mit ihm treffen, und wir können …« Seans Gesicht erstrahlte in einem sehr wenig teenagermäßigen Enthusiasmus. Caitlin hasste es, sie zu unterbrechen, aber sie musste sie wieder auf den Teppich holen, bevor sie mit dem nächstbesten Kerl mit einer Gitarre davonlief, der des Weges kam …
»Nein, Schätzchen. Du musst dich für die Schule fertig machen.« Sean grinste, nickte, griff nach ihrer Gitarre und schlenderte in Richtung Außenwelt davon, den hübschen Kopf voller Akkorde und Verse.
»Hör mal, ich weiß das wirklich zu schätzen«, sagte Caitlin leise zu ihrer Mutter. »Und es war großartig. Aber ich glaube nicht, dass es mir gut tut, in meinem Nachthemd herumzuliegen – das ihr alle hasst, streitet es nicht ab«, unterbrach sie ihre Mutter, die gerade zu einer Erklärung ansetzen wollte. »Ich weiß es! – Ich glaube nicht, dass es auf die Mädchen einen besonders guten Eindruck machen wird, wenn ich noch allzu lange hier herumliege. Sie werden denken, es sei in Ordnung, sich einen Tag frei zu nehmen.« Und im Nachthemd zu bleiben, fügte sie im Stillen hinzu und unterdrückte ein Grinsen.
»Oooh, Caitlin, die Welt wird zusammenbrechen, wenn du im Bett bleibst!«, spottete Sarah und fächelte sich dabei melodramatisch Luft zu. »Wie soll die Welt ohne dich zurechtkommen?«
Eine Welle des Ärgers stieg in Caitlin auf. »Es ist nicht die Welt, Sarah. Es ist meine Welt. Meine Welt verlässt sich tatsächlich auf mich.«
Sarah wirkte verwirrt. »Oh. Du hast recht.«
Madeleine, die sah, dass Sarah ihre Autorität eingebüßt hatte, machte ein Gesicht, als stehe sie kurz davor, sich einzumischen. Aber Caitlin kam ihr zuvor. Warum wirkt sie so besorgt?, fragte sie sich. Mir geht es gut, dachte sie. »Mir geht es gut«, wiederholte sie laut.
»Déja vu und Ironiealarm!«, prustete Sarah und fuchtelte frustriert mit den Händen. »Erinnerst du dich an gestern? Du bist uns den ganzen Weg bis zu einem Minizusammenbruch mit diesem ›Mir geht’s gut‹ gekommen. Als wir dich nach Hause brachten, konntest du dich kaum noch auf den Beinen halten! Und jetzt behauptest du wieder, dass mit dir alles in Ordnung ist. Schluss damit!«, fuhr sie fort und nahm dabei eine Lautstärke an, die fast Madelein’sche Ausmaße erreichte. Caitlin zuckte zusammen. »Du bist so stur. Du kannst einfach nicht zugeben, dass es hart für dich ist.« Sie klappte den Mund zu und schüttelte bekümmert den Kopf.
»Ich werde nicht jammern, nur weil ihr das von mir erwartet«, erwiderte Caitlin, ohne zu zögern. »Oder eine Woche lang im Bett liegen, weil ihr denkt, dass es mir danach gut gehen wird. Es ist hart, aber was soll ich machen?« Verflixt, dachte sie. Ich habe eine Frage gestellt. Jetzt geht’s los.
»Du musst lernen, Caitlin, mein Liebling, dass man sich in solchen Zeiten um sich selbst kümmern muss.« (Caitlin gab sich wirklich große Mühe, sich zu beherrschen, bevor sie die Arme über der Brust kreuzte und die Augen verdrehte.) »Und wenn du darauf bestehst, den Mädchen als Vorbild zu demonstrieren, dass man einfach weitermacht und ohne einen Mucks zerbricht, bis man in einem viktorianischen Nachthemd liegt und sich dabei auch noch wohlfühlt, dann werde ich darauf bestehen, dass sie lernen, dass man selbst an erster
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