Meine allererste Scheidung
verschweigen.«
»Wie wer zum Beispiel?«, fragte Sarah gekränkt.
»Wie du! Wie Max. Wie Kennedy. Wie Mum. Wie …«
»Oh, sei nicht dumm. Es ist etwas anderes als bei Max und Kennedy. Sie sind Betrüger!«
»Wow. Ich hoffe, bei dir ist es etwas anderes. Aber das Prinzip ist das gleiche. Außerdem habe ich nie behauptet, Sarah sei eine Betrügerin, Mum«, fügte sie hinzu, während die unausgesprochenen Worte wie du schwer in der Luft hingen. »Hast du ein schlechtes Gewissen? Betrüger betrügen .« Sie würde den moralischen Zeigefinger nicht so leicht sinken lassen. Es war ihr Zuhause, sie hatte ihren Platz gefunden, und sie blieb dort. Da war kein Raum für Halbwahrheiten. Man war entweder treu oder ein Betrüger, sagte sie sich.
»Oh, Cait, du darfst mich nicht hassen. Es tut dir nicht gut.« Caitlin unterdrückte ein Schnauben und beobachtete, wie Sarah tief einatmete und die Arme um ihren Leib schlang. »Ich habe mich verliebt.« Ihre Augen waren so groß und so blau, ihr Gesicht so engelsgleich, dass Caitlin beinahe ihre Wut und ihren Ärger vergaß.
Ich hasse sie alle, dachte sie, und ihre Gefühle schienen ihr selbst hässlich. Aber sie ist meine Freundin, antwortete sie ihrer inneren Stimme in einem Anflug von Panik. Ich kann sie nicht hassen. Caits Gehirn schlug Alarm. »Ich bekomme jetzt meine allererste Migräne«, jammerte sie und verzog das Gesicht.
»Darf ich trotzdem ein Weilchen bleiben? Ich meine, ein Weilchen länger?«, korrigierte Sarah sich errötend.
»Was ist mit deinem Lover – warum willst du nicht bei ihm sein?«
Sarahs Röte vertiefte sich. »Ich wünschte, es wäre so einfach. Ich brauche – eine Art Übergang. Du weißt schon, damit es auf lange Sicht funktioniert.«
»Du meinst deine neue Beziehung?«
»Ähm, ja. Und ich bin gern hier. Und ich will deine Kleider noch immer nach Chakra-Farben sortieren, damit du dich anziehen kannst …«
Caitlin unterbrach sie mit einem Stöhnen. »Hör auf damit! Komm her«, sagte sie, zog sie an sich und drückte sie fest. »Ich kann nicht einmal fünf Minuten mit dir streiten, du bist so reizend. Ich kann dich einfach nicht hassen. Also darfst du natürlich bleiben, so lange du möchtest, du, du … Verschweigerin …«
Sie lachten, während Madeleine erleichtert ihren Kosmetikstreifzug wieder aufnahm. »Das da wird dir gefallen, Mum«, bemerkte Caitlin und mühte sich, den Anflug von Verzweiflung aus ihrer Stimme herauszuhalten, »links von dir.« Alles, um sie von den sündteuren La-Mer-Produkten fernzuhalten. »Und denk nicht, du hättest zum letzten Mal gehört, dass du eine Betrügerin bist«, fügte sie hinzu und bedachte ihre Mutter mit einem besonders strengen Stirnrunzeln.
»Ach, spring ruhig mal über deinen Schatten«, murmelte Madeleine mit dem vagen Gefühl, sie sei bei etwas ertappt worden, für das sie sich schuldig fühlen sollte. Und Madeleine fühlte sich grundsätzlich niemals schuldig.
»Also, wer ist der Bursche?«, fragte Caitlin, schüttelte ihre schlechte Laune ab und beschloss, sich von der Fröhlichkeit anstecken zu lassen. Es war unheimlich, dachte sie. Es war einfach aufregend. Kein Wunder, dass andere Leute so scharf darauf waren, über ihr, Caitlins Leben, zu sprechen. Sie brannte darauf, alle Einzelheiten über Sarahs neue Liebe zu hören. Und einer der Gründe war der, dass sie ehrlich Anteil nahm. Aber zu einem großen Teil war es einfach pure Neugier. »Der Glückspilz«, fügte sie hinzu und sah ihre Freundin an. »Schau dich doch an! Er muss denken, er hätte den Jackpot ge…«
»Halt!«
»Halt was? Oh, komm schon. Raus mit der Sprache. Hör auf mit dieser Heimlichtuerei. Das ist nicht witzig.«
»Nein – ich meine, du ziehst voreilige Schlüsse.«
»In Bezug auf was? Ich weiß es«, krähte sie. »Es ist dieser Cowboy-Shamane, von dem du mir erzählt hast. Der, der über Physik Bescheid weiß oder irgendetwas.«
»Er ist spirituell, kein Wissenschaftler. Und nein, er ist es nicht. Du weißt es nicht.«
»Stimmt. Darum habe ich dich gefragt. Also erzähl mir, wer dein neuer Mann ist, und hör auf, so geheimnisvoll zu tun.«
»Ich wusste es! Ich wusste, du würdest denken, ich sei komisch.«
»Was ist los mit dir?«
»Es gibt keinen neuen Mann, Caitlin.«
»Oh. Oh nein«, sagte sie, und ihre Augen weiteten sich. »Es ist doch nicht irgendein Geist oder so etwas, hm?«
»Mach keine Witze darüber, Caitlin«, warnte Madeleine. »Eine Freundin von mir behauptete, sie könne mit einem
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