Meine allererste Scheidung
außerstande zuzusehen, wie sie sich abmühte. Sie wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen. Es klang tatsächlich ein wenig pervers. Aber ihre beste Freundin war offensichtlich gekränkt, dass niemand ihre große Romanze auch nur im Geringsten ernst nahm. Erst recht nicht die Frau, von der sie behauptete, sie liebe sie.
Aber bevor sie all das aussprechen und Liebe und Unterstützung anbieten und ihr sagen konnte, dass sie für sie da war, hatte sie die Frage, die sie wirklich stellen wollte, schon ausgesprochen.
»Ist sie dominant?«
Schweigen.
»Tut mir leid. Das wollte ich gar nicht fragen. Ich wollte total liebevoll sein.«
»Oh, halt den Mund, Caitlin«, bluffte Madeleine sie an. »Ist sie es, Sarah?«
Sarah verdrehte die Augen, dann lächelte sie.
»Sehr. Sie ist so was von butch «, seufzte sie.
»Nun, wenn du dich in eine Lesbe verlieben darfst, darf ich auch das Nachthemd meiner Granny tragen.«
Und auf diese Erklärung fiel Madeleine nichts mehr ein.
18
»Beim Wild Women’s Weekend «, erklärte Sarah, »geht es darum, wieder in Kontakt mit dem zu kommen, was wir wirklich sind … mit unserer Intuition, mit uns selbst .«
»Klingt in meinen Ohren verdächtig nach Gruppendynamik«, rief Myra grinsend nach hinten. Sie saß am Steuer, die Fenster waren offen, und Madeleine war auf die Rückbank verfrachtet worden. Trotz des Fahrtwinds, des aufgedrehten Led-Zeppelin-Soundtracks und vier weiteren Personen übertönte Madeleine immer noch alles.
»Läuft man da nackt herum?«, erkundigte sich Nadia und warf einen besorgten Blick auf ihren Schritt. (Es war keine moralische Frage. Es war lediglich einige Zeit vergangen, seit sie sich das letzte Mal gewachst hatte.)
»Kann schon sein«, antwortete Sarah mit gerunzelter Stirn, während sie versuchte, sich an die Einzelheiten des Programms zu erinnern.
»Definitiv«, erklärte Myra. »Bei all diesen Freigeisttypen kann es nicht anders sein.«
»Nun, du wirst ja dann aus dem Schneider sein«, bemerkte Caitlin zu Sarah. »Es wird das reinste Lesbenparadies sein, nicht wahr?«
Alle sackten ein wenig in sich zusammen, wie Großmütter, die ihre Strickjacken zum Schutz gegen einen kalten Wind fester um sich zogen. Zwischen Sarah und Caitlin war noch immer ein Rest von Anspannung spürbar. Eigentlich handelte es sich um einen Krieg ohne Kriegserklärung. Wenn sie miteinander sprachen, wurde es buchstäblich frostig .
»Könntet ihr die Fenster hochkurbeln?«, fragte Myra, die den Temperatursturz spürte. »Es ist eiskalt hier drin.«
»Nein, obwohl sicher ein paar Homosexuelle dabei sein werden«, korrigierte Sarah sie, bevor sie seufzte und das Fenster hochkurbelte. Seltsamerweise schien es keine Wirkung auf die Temperatur zu haben.
»Ist das keine willkommene Ablenkung? Für dich, meine ich. Schließlich sind da all diese nackten Damen – du könntest noch jemand anderen ins Auge fassen!«
»Halt den Mund, Caitlin. Hör auf, zickig zu sein«, fuhr Madeleine auf.
Ich habe jedes Recht dazu, Mum, dachte Caitlin, wechselte aber dennoch das Thema. Sie war in keiner guten Stimmung. (Sie hatten sie gezwungen, ihr Nachthemd gegen normale Kleidung einzutauschen und ihr, wie sie es empfand, das Recht abgesprochen, elegant zu schmollen.) »Wisst ihr, ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich mit meiner Mutter und meinen Freundinnen in einem Auto sitze und wir zu irgendeinem Frauending mit wilden Weibern fahren, das sich sehr nach einem Abklatsch von etwas aus den Siebzigern anfühlt. Sollte ich nicht damit beschäftigt sein, mein Leben zu planen, das im 21. Jahrhundert stattfindet?«
»Das ist dein Leben«, bemerkte Sarah leise. Aber so was von entschieden.
»Neiiiin!«, sagte Caitlin mit gespieltem Wehklagen und klatschte sich die Hände hörbar aufs Gesicht. »Das kann nicht wahr sein!«
»Und du hast mich gebeten, es zu planen. Erinnerst du dich?«
»Nein. Ich habe beschlossen, selektive Amnesie zu haben«, murrte Caitlin, die es genoss, wie viel sie sich leisten konnte, jetzt, da sie offiziell die Freundin war, mit der alle Mitleid haben mussten. Sie wusste, es würde nicht bis in alle Ewigkeit dauern – aber für den Augenblick war sie entschlossen, das Beste daraus zu machen.
»Nun. Denk an die Videokamera in deiner Tasche, Caitlin. Dies wird umwerfend für dich«, erklärte Sarah. »Wir werden die fantastischsten Filmmeter von Menschen und Feuer und Interviews bekommen und großartige Lesungen und Zitate. Es wird Kevin von den Socken
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