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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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sei mir völlig egal, dass Nate und Helen dasein und mich in dem besagten Kleid sehen würden. Ich hatte die Tatsache, dass ich ihnen in diesem lächerlichen Aufzug begegnen würde, sogar für einen klugen Schachzug gehalten, der meine Überlegenheit bewies. Die Realität war weitaus weniger amüsant, und auf der Party fühlte ich mich als wandelnde Riesenblaubeere überhaupt nicht überlegen. Denn meine Freunde wussten wahrscheinlich alle, warum ich wie ein Relikt aus einem Achtziger-Jahre-Film herumstolzierte, aber der Rest von Chloe und Sams weitläufiger Verwandtschaft hielt mich vermutlich für eine jämmerliche Gestalt mit einer ungewöhnlichen und/oder beunruhigenden Vorliebe für blauen Taft.
    Ich starrte quer durch den überfüllten Saal zum Haupttisch und erblickte Georgia genau dort, wo ich sie vor einiger Zeit zurückgelassen hatte: an der Seite eines knackigen Unternehmensberaters, der mit dem Bräutigam zusammenarbeitete und mit dem sie schamlos flirtete. Er hieß Justin oder Jordan oder irgendwas in der Art, und es war quasi so, als stünde »ruchloser Firmenhai« auf seiner Stirn geschrieben.
    »Das ist eine tickende Zeitbombe«, sagte Amy Lee plötzlich neben mir und blickte in Georgias Richtung.
    »Ich leg schon mal einen Schokoladenvorrat an und suche die Aimee-Mann-CDs raus«, gab ich ihr Recht, »arbeite du an deiner Rede.«
    »Ich erzähle ihr doch schon seit zehn Jahren, sie soll sich nicht mit solchen Typen einlassen«, entgegnete Amy Lee.
    »Und genau deshalb muss die Rede auch nochmal überarbeitet werden.«
    Eine Weile saßen wir schweigend da. Ich wünschte mir so sehr für Georgia, dass dieser Jonah oder Jesse vielleicht doch nur ein Lamm im Wolfspelz sei. Aber das war eher unwahrscheinlich. Eines wussten wir aus Erfahrung: Wenn Georgia auf ihn abfuhr, musste er ein Arschloch sein. Henry war das beste Beispiel.
    »Ich muss sagen, ich hatte mehr Action erwartet«, sagte Amy Lee. »Wenn ich mich schon in mein kleines Schwarzes zwänge, dann will ich nachher wenigstens was zu tratschen haben.« Sie schüttelte den Kopf, als ich in Richtung Georgia wies. »Ich bringe es einfach nicht fertig, mir darüber das Maul zu zerreißen, wenn ich genau weiß, dass am Ende alles furchtbar schiefgeht und wir den Scherbenhaufen zusammenkehren müssen.«
    »Das stimmt natürlich. Ich hatte gehofft, einer der Verwandten würde sich am Kronleuchter durch den Raum schwingen oder betrunken auf der Tanzfläche zusammenbrechen«, seufzte ich und sah mir das gesittete Zusammensein an. So weit das Auge reichte, lachten die Gäste wohlerzogen, nippten an ihren Drinks und wirkten in etwa so rauflustig und betrunken wie die Damen eines Wohltätigkeitskaffeekränzchens.
    »Henry ist mit einem magersüchtigen Busenwunder aufgetaucht«, warf Amy Lee ein. »Aber das ist wohl weder was Neues noch besonders interessant, oder?«
    »Schließlich ist er Satan«, gab ich ihr bereitwillig Recht, ohne dass sich mein schlechtes Gewissen meldete. Den Stich, den ich stattdessen in der Magengrube verspürte, ignorierte ich einfach. Die Antipathie meiner Freunde gegen meine Feinde zu schüren war eine Aufgabe, die ich sehr ernst nahm. Für unangebrachte Stiche in der Magengrube war da keine Zeit. Ich seufzte. »Diese Feier ist viel zu … zivilisiert.«
    Wenn jemand aus unserem Freundeskreis eine Party dieser Ausmaße organisierte, konnte man normalerweise mit Skandalen und Intrigen rechnen. Irgendjemand knutschte bestimmt mit einer nicht standesgemäßen Partie herum, und auf einer anderen Verlobungsfeier im letzten Winter hatte jemand den Punsch ein wenig aufgepeppt.
    »Die Nacht ist ja noch jung«, sagte Amy Lee hoffnungsvoll. Sie sah sich um. »Die Pflicht ruft. Oscar meint, wir müssten unsere Praxis erweitern.« Sie grinste. »Ich vermute, du hast keine große Lust, mit mir auf Patientenfang zu gehen?«
    »Da liegst du richtig«, gab ich zu. Ich verscheuchte sie mit einer Handbewegung. »Husch, husch, misch dich unters Volk.«
    »Oscar ist bei so was viel besser«, sagte Amy Lee, stand auf und strich ihr Kleid glatt. »Wenn sie mit ihm geredet haben, sind die Leute plötzlich ganz erpicht auf eine Wurzelbehandlung. Aber aus unerfindlichen Gründen scheint er anzunehmen, dass wir beide für unseren Broterwerb verantwortlich sind.«
    »Männer sind so seltsam«, sagte ich mitfühlend und schüttelte den Kopf. Wir grinsten uns an.
    »Und was hast du vor? Trinken, bis du blau bist?« Sie fand sich selbst unheimlich witzig. Ich

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