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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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seinen Briefkasten zu suchen und seinen wirklichen Namen herauszufinden.
    »Okay«, sagte ich, das falsche Lächeln noch immer auf den Lippen. »Also, wissen Sie, es ist ziemlich kalt hier draußen, und eigentlich …«
    »Ich habe meine Notizen gleich hier«, erklärte Erwin, zog ein schwarzweißes Büchlein hervor und schlug es auf. Ich konnte die kleine, geradezu lächerlich winzige Handschrift erkennen, die die Seiten komplett bedeckte.
    Das konnte doch nicht sein Ernst sein?
    »25. Juni. Gelächter im Treppenhaus um 23.56 Uhr. 26. Juni. Husten im Schlafzimmer um 2.33 Uhr. 29. Juni …
    Er meinte es tatsächlich ernst!
    Ich wandte mich wieder dem Fenster zu und rüttelte immer verzweifelter an dem blöden Ding. Erwin hatte eine dieser nasalen Stimmen, die eigentlich mehr wie ein Jammern klingen, und, großer Gott, er war immer noch bei der ersten Juliwoche.
    Ich gab dem störrischen Fenster einen letzten Stoß, und - dem Himmel sei Dank! - es gab nach.
    »Wirklich verdammt kalt«, säuselte ich in Erwins Richtung. »Ich muss ins Warme, sonst hol ich mir noch den Tod!«
    Ich öffnete das Fenster, schob mich hinein, landete bäuchlings auf dem Wäscheberg und rutschte nicht sehr elegant ins Zimmer.
    Erst jetzt kam mein 1A-Wachhund, Linus, ins Zimmer gerannt und begann ein Protest- und Begrüßungsgebell.
    Hinter mir war noch immer Erwins nasale Stimme zu hören. Mir kam die schreckliche Ahnung, er würde womöglich die ganze Nacht dort an seinem Fenster verbringen und das gesamte Haus mit der minuziösen Auflistung all dessen beglücken, was ich in den letzten Monaten so getan hatte.
    Im Wohnzimmer hörte ich das Klicken meines altmodischen Anrufbeantworters.
    »Hallo, das ist der Anschluss von Gus. Hinterlasst mir doch eine Nachricht!« Eine seltsam blecherne Version meiner Stimme schallte durch die Wohnung. Sie klang weitaus fröhlicher, als ich mich gerade fühlte. Ich schob Linus beiseite und versuchte, mich hochzurappeln.
    »Hallo Gus«, seufzte Helen todtraurig. »Ich bin’s nochmal. Ich … Ich glaube, jetzt gebe ich es auf. Hm. Ich denke immer noch, na ja, dass wir reden sollten.«
    Klick.
    Was sollte das heißen, nochmal ?
    Ich wankte auf das blinkende Gerät zu und musste zweimal hinschauen, um zu glauben, was ich da sah.
    Zehn neue Nachrichten.
    Zehn.
    Einen Moment lang wurde mir fast schwindelig. Die Massen rissen sich zwar nicht gerade um mich, eine Einsiedlerin war ich aber auch nicht. Trotzdem, selbst wenn Georgia, Amy Lee, meine Mutter und meine Schwester mich an ein und demselben Abend angerufen hätten, was äußerst unwahrscheinlich war, dann blieben immer noch sechs Nachrichten übrig. Sechs Nachrichten, die Grund genug waren, mich in Angst und Schrecken zu versetzen, ganz abgesehen von Helens persönlichem Erscheinen vor meiner Haustür.
    Jetzt war es offiziell. Das war Stalking.

Kapitel 6
    Als Georgia zwei Wochen später in die piekfeine, überwiegend in Gold gehaltene Lobby des Park Plaza Hotels stolzierte, sah sie ganz besonders umwerfend aus. Wir waren zu einer Verlobungsparty eingeladen, und sie hatte ihre spektakuläre Haarpracht zu einer jener unglaublichen Frisuren aufgetürmt, die mich immer wieder sprachlos machten. Das schlichte und dennoch elegante Kleid, das ihre endlos langen Beine in ihrer vollen Herrlichkeit zur Schau stellte, sah mindestens ebenso teuer aus wie die schicken Schuhe. Christian Louboutin, wenn ich mich nicht irrte. (Und bei Schuhen irrte ich mich nie.)
    Warum war Georgias Outfit für mich von solchem Interesse? Eine gute Frage.
    Während Georgia sich für einen eleganten Anlass in Schale geworfen hatte, war mein Outfit eher einem Schulball angemessen. Einem Schulball im Jahr 1985, mehr oder weniger. Ich trug ein königsblaues Taftkleid mit bauschigen Flügelärmeln und dazu passenden königsblauen Pumps - liebe Schuhhersteller, es gibt wirklich kaum ein hässlicheres Wort - sowie der dazugehörigen königsblauen Handtasche. Es war eines der hässlichsten Kleider, das ich besaß. Ich sah darin aus wie eine königliche Blaubeere.
    Auf der Einladung war um formelle Kleidung gebeten worden, und was war formeller, hatten Georgia und ich uns gefragt, als ein altes Brautjungfernkleid?
    »Wo ist das Kleid?«, zischte ich Georgia an, als sie vor mir stehen blieb. »Wir hatten eine Abmachung. Ich glaube, ich rede nie wieder mit dir.«
    »Also, die Sache ist die«, murmelte Georgia und ließ sich neben mir auf dem Plüschsofa nieder. Meine Drohung schien sie nicht sehr zu

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