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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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allerdings zu Georgia hinüber. »Aber hinter ihrer kühlen Fassade ist sie in Wirklichkeit ganz beeindruckt von meiner Autorität.«
    »Gus«, sagte Georgia und wedelte mit der Hand in seine Richtung, »das ist Chris Starling.«
    »Mir ist schon klar, dass Georgia auch ganz andere, weniger schmeichelhafte Bezeichnungen für mich auf Lager hat, aber du kannst gerne Chris sagen«, raunte er mir zu. Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich befürchtete, dass mir gerade die Kinnlade runtergeklappt war. Allerdings schenkten mir die beiden sowieso keinerlei Beachtung. Sie waren viel zu sehr mit ihrer verbalen Kabbelei beschäftigt.
    »Witzig wie eh und je«, stöhnte Georgia und rollte mit den Augen.
    »Da ist Bob Young mit dem typischen Kriech-mir-inden-Hintern-Blick«, sagte Chris Starling und grinste sie an. »Und auf geht’s, dahin, wo der Pfeffer wächst.«
    »Mein Gott«, sagte Georgia, als er sich langsam entfernte. »Ist er nicht der dämlichste Lackaffe, den man sich nur vorstellen kann?«
    Sie blickte ihm noch lange stirnrunzelnd hinterher, bevor sie sich endlich zu mir umdrehte.
    Ich sah sie forschend an. »Georgia, du hast erzählt, er sei klein, dick, kahl und unerträglich!«
    Georgia starrte mich verständnislos an.
    »Das ist er doch auch«, meinte sie dann.
    »Na sicher«, stimmte ich ihr zu, »wenn man davon absieht, dass er überhaupt nicht klein und kein bisschen dick ist und die beeindruckendsten Augen hat, die es gibt. Er hat Augen wie Gandalf oder so. Als wüsste er alles.«
    »Wovon redest du bloß?«, fragte Georgia. »Hast du gerade ›Gandalf‹ gesagt? Und was soll das heißen, er ist nicht dick? Glaub mir, sie mag ja unter dem Jackett versteckt sein, aber seine Bauchgegend ist nicht gerade gestählt.«
    »Vielleicht hat er ein bisschen Bauch, aber das heißt doch nicht, dass er dick ist.« Ich sprach überdeutlich, wie zu einem Kind. »Und vielleicht ist er eigentlich der Boss aus der Hölle, aber er wirkt so nett. Sogar bezaubernd. Überhaupt nicht schrecklich und gemein.«
    Georgia starrte mich immer noch an, als hätte sie keine Ahnung, was hier gerade vor sich ging. Dann lachte sie plötzlich.
    »O nein«, sagte sie. »Das lasse ich nicht zu.«
    Jetzt war ich an der Reihe, sie verständnislos anzustarren. »Was lässt du nicht zu?«
    »Du und Chris Starling«, sagte sie. »Ich habe dich nicht mitgebracht, damit du mit meinem verschrobenen, alten Boss anbandelst. Das wäre ja, als würdest du deinen eigenen Wahnsinn gegen ein ganzes Irrenhaus eintauschen. Vergiss es, da lass ich dich nicht ran.« Sie tätschelte mir den Arm. »Du solltest wirklich einen netten Typen in deinem Alter finden. Oh, guck mal! Da an der Theke haben wir ja gleich eine ganze Sammlung.«
    »Mein Gott, wie alt kann er denn schon sein? Fünfundvierzig höchstens.«
    »Alt«, wiederholte Georgia. »Und nicht zu haben. Ich meine es ernst.«
    »Ich will doch gar nichts von ihm«, zischte ich.
    »Ich bin froh, das zu hören«, erklärte sie. Dann runzelte sie die Stirn. »Wo liegt dann das Problem?«
    Ich schüttelte mich kurz, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können.
    »Ich weiß auch nicht«, sagte ich. »Ich bin nur erstaunt, dass du diese Version von ihm erschaffen hast, die so gar nichts mit seiner Person zu tun hat.«
    Die Worte standen einen Moment im Raum, als wollten sie sich über mich lustig machen. Es war, als hätte ich meinen Körper kurzzeitig verlassen, sähe mich selbst aus der Luft und hörte mir dabei zu, wie ich die Worte formulierte.
    Ich wünschte mir beinahe, Henry wäre da, um das mitzuerleben. Diese Aussage hätte ihn wohl am meisten amüsiert, denn von Henry Farland erfand ich schließlich tagtäglich neue Versionen.
    Ich war völlig durcheinander und bemerkte daher erst Sekunden später, dass Georgia mir überhaupt keine Beachtung schenkte. Ihr Blick durchquerte den ganzen Raum, und sie lächelte. Ein breites, erleichtertes Lächeln.
    »Da ist er«, sagte sie, und ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um Jared handelte. »Ich war nicht sicher, ob er kommen würde. Warte hier«, sagte sie mit einem Seitenblick auf mich. »Ich will ihn dir unbedingt vorstellen.«
    Sie zog los und ließ mich dort stehen, mit der ganzen Schande meiner Scheinheiligkeit. Es erstaunte mich maßlos, dass ich so eine Heuchlerin geworden war, ohne es je zu beabsichtigen - einfach so . Es ging ganz leicht. Es war so simpel, das Leben der anderen zu betrachten und auf den ersten Blick

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