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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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auf Stilettos ins Bockshorn zu jagen.
    »Ich war gezwungen, viel zu viel Zeit nur in der Anwesenheit von Chris Starling zu verbringen, und mein Freund ist nicht einmal fähig, in weniger als zweiundsiebzig Stunden auf eine Mailboxnachricht zu antworten«, grummelte Georgia. »Dann musste ich am Freitag Logan Airport über mich ergehen lassen, und von dem Verkehr heute Abend will ich gar nicht erst anfangen. Geh mir also bloß nicht auf die Nerven, verstanden?«
    »He, Moment mal«, ich filterte die zentrale Information aus ihrem Vortrag heraus. »Dein Freund ? Seit wann ist dieser Typ dein offizieller Freund , und warum hat man mich nicht informiert?«
    »Darüber können wir später sprechen«, sagte Georgia, »denn ich brauche jetzt erstmal einen Cocktail.« Sie zeigte mit dem Finger auf mich. »Das Einzige, woran du im Moment denken solltest, ist der halbwegs attraktive, taufrische Mann, den du dir gleich anlachen wirst.«
    »Der, der mich vor mir selbst retten wird, wie im Märchen?«, fragte ich mit einer schrillen Stimme, die erahnen ließ, wie sehr mich die bloße Idee anwiderte. Aber schließlich war ich eine Singlefrau auf der Schwelle zum Dreißigsten. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass mein Märchenprinz tatsächlich auf Georgias Weihnachtsfeier auftauchen sollte, würde ich ihn nicht gerade von der Bettkante stoßen, nur um meine feministische Glaubwürdigkeit zu untermauern. So angeschlagen sie auch sein mochte. Auch wenn ich darauf bestehen würde, mich selbst zu retten, das stand natürlich außer Frage.
    »Aber aller Voraussicht nach muss dich heute noch jemand retten«, blaffte Georgia, »wenn auch nicht gerade vor dir selbst.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, log ich, und wir machten uns auf den Weg.
     
    Als Erstes besorgte Georgia uns auf der Party Cocktails, und ich nippte an meinem, während sie ihre obligatorische Smalltalkrunde drehte. Die große Konferenzhalle im obersten Stock des Firmengebäudes hatte sich ganz der Waterbury-Ellis-und-Reardon-Version von Weihnachten verschrieben. Als Geste der Versöhnlichkeit waren die Spitzen der Christbäume mit jüdischen Leuchtern geschmückt, was vermutlich alle anwesenden Religionen gleichermaßen kränkte. Hauptattraktionen waren die Bar und das Büfett, während eine Band diskret im Hintergrund spielte. Einige in der Menge hatten sich richtig in Schale geworfen, während andere eher so wirkten, als seien sie direkt aus dem Gerichtssaal hergekommen. Gestresst wirkende Anwaltsgehilfen erschienen von Zeit zu Zeit auf der Bildfläche - in zerknitterten Anzügen, die aussahen, als hätten sie darin die Nacht verbracht - und flüsterten dem einen oder anderen Partygast etwas ins Ohr. Eines wusste ich allerdings genau, auch wenn es sich um eine Veranstaltung im beruflichen Rahmen handelte, war es nur eine Frage der Zeit, bis der Alkohol ein wenig zu reichlich fließen würde. Dann würden die Ersten sich auf die Tanzfläche wagen, irgendein Neueinsteiger (oder auch ein alter Hase) würde drollige Peinlichkeiten liefern, und es würde erst richtig lustig werden. Bis dahin allerdings war fleißiges Speichellecken angesagt, und ich erwartete beinahe, dass William Shatner und Candice Bergen plötzlich hinter einer der Topfpflanzen auftauchen und einen Walzer aufs Parkett legen würden.
    »Du musst Gus sein«, sagte mir auf einmal eine Stimme ins Ohr, und ich drehte mich um, in der Erwartung, Georgias (angeblichem und höchstwahrscheinlich extrem ätzendem) »Freund« gegenüberzustehen.
    Doch statt des aalglatten Typen mit dem Sonnyboylächeln, an den ich mich noch vage aus dem Park Plaza erinnerte, stand ein Mann vor mir, der um einiges älter war. Er war etwa so groß wie Georgia und hatte die lebhaftesten braunen Augen, die mir je untergekommen waren. Ich brauchte einen Moment, um überhaupt irgendetwas anderes an ihm wahrzunehmen - in seinen Augen blitzten Belustigung und Intelligenz, und es schien, als leuchtete er von innen heraus.
    »Hi«, sagte ich, völlig in seinen Bann gezogen. Ich hatte keine Ahnung, wer er sein konnte.
    »Ich bin Hellseher«, erklärte er todernst. »Dein Name schwebte im Äther.«
    Beinahe hätte ich ihm das abgenommen.
    »Oder vielleicht habe ich ihn dir auch verraten«, warf Georgia bissig ein. Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Warum kannst du dich nicht einfach vorstellen wie jeder andere auch?«
    »Kaum zu glauben, dass ich ihr Boss bin«, meinte er zu mir. So sollte es zumindest aussehen, stattdessen blickte er

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