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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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bereits die Stadt verließ. Amy Lee und Georgia nutzten die Fahrt, um noch einmal lang und breit das Thema meiner Geistesgestörtheit durchzukauen.
    Meine beiden Freundinnen verboten mir, mit Nate, Helen oder Henry zu sprechen beziehungsweise über Nate, Helen oder Henry zu sprechen oder aber irgendeine nonverbale Art der Kommunikation anzuwenden, um mit oder über Nate, Helen oder Henry zu sprechen.
    Allerdings kleideten sie diesen neuen Verhaltenskodex in etwas andere Worte.
    »Was zum Teufel soll ich denn machen?«, fragte ich, nachdem ihre Gardinenpredigt endlich beendet war. »So tun, als würde ich sie nicht sehen? Sie ignorieren, wenn sie mich ansprechen? Eine tolle Lösung, vor allem so erwachsen.«
    »Du könntest lächelnd nicken und dann weggehen«, sagte Georgia. »Da es dir ja auf einmal so wichtig zu sein scheint, erwachsen zu wirken.«
    »Ich kann nicht fassen, dass du es plötzlich so hinstellst, als wäre es für dich ein Opfer«, fügte Amy Lee hinzu. »Überleg doch mal, du kannst diese Leute doch nicht mal leiden ! Zwei von ihnen haben dich betrogen, und der Dritte ist Henry!«
    Ich murmelte irgendwas Unverständliches vor mich hin und vermied jeglichen Blickkontakt.
    »Hoffentlich gibt es heiße Schokolade«, warf Oscar etwas zusammenhangslos ein. »Heiße Schokolade trinken alle gern.«
    Als wir ankamen, ging es mir so schlecht, wie es einem nur gehen kann, wenn man nicht die Möglichkeit hat, sich in eine Embryohaltung zusammenzurollen. Uns erwarteten Schlitten - mit richtigen Pferden, Kufen und Decken -, die an der breiten Straße entlang aufgereiht waren. Überall wuselten die Gäste aus Boston im frischen Schnee herum und sahen entweder aufgeregt oder skeptisch aus. Oder beides zugleich.
    »Ich wollte immer schon in einem Pferdeschlitten fahren«, verkündete Georgia. Sie hakte sich bei Oscar unter und zog ihn mit sich. »Gib’s doch zu, du kannst es auch kaum erwarten.«
    Ich sah zu, wie Oscar verneinte, und blickte dann Amy Lee an, die zurückgeblieben war und mich noch immer anblickte.
    »Ich darf mich fühlen, wie ich will«, sagte ich ein wenig trotzig. » Jingle Bells, jingle Bells, jingle all the way «, erwiderte Amy Lee. »Das ist doch hier keine Beerdigung. Setz wenigstens eine etwas freundlichere Miene auf.«
    »Es geht mir gut«, sagte ich. Dann wartete ich ein paar Sekunden und fügte hinzu: »Und in dem Lied hatte der Schlitten nur ein Pferd.«
    »Geht’s jetzt schon los?«, zischte Amy Lee. »Von den dreien ist weit und breit nichts zu sehen, und du drehst trotzdem schon am Rad. Georgia hat Recht. Seit Nate hast du wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank und …«
    »Okay, es reicht«, sagte ich und schnitt ihr das Wort ab. »Du bist es, die mich wahnsinnig macht, Amy Lee. Warum hörst du nicht endlich auf, mich zu kontrollieren? Wie soll ich mich denn fühlen, wenn du mich ständig überwachst?«
    »Also gut«, erklärte Amy Lee. »Aber auch nur ein kleiner Ausraster auf dem Schlitten, und ich verfüttere dich an die Pferde, Gus.«
    Die beiden meinten es mit ihren Befürchtungen derart ernst, dass sie mich in die Mitte nahmen, während wir darauf warteten, dass die restlichen Gäste eintrafen. Wohin ich auch ging, stets war ich der Belag auf einem aus Georgia und Amy Lee bestehenden Sandwich. Eigentlich hätte ich mich darüber furchtbar aufgeregt, aber andererseits waren sie wirklich ein praktischer Puffer nach außen. Ich sah, wie Nate und Helen ankamen - offensichtlich noch immer ein Paar, wenn man von dem Händchenhalten und Gekuschel ausgehen konnte. Von weitem schickte ich das mir gestattete Nicken und Lächeln hinüber. Innerlich kochte ich vor Wut. Nate hatte mich kaum eines Blickes gewürdigt. Was sollte das bloß? Dann tauchte Henry auf und verzog nur den Mund in meine Richtung. Ich musste weder lächeln noch nicken, denn auf einmal war ich viel zu schüchtern, um ihn auch nur anzusehen.
    Bei unserer letzten Begegnung war er schließlich so gut wie nackt gewesen.
    Versteht mich nicht falsch, ich sah schon noch genug, um zu erkennen, dass er viel zu schnuckelig für eine Schlittenfahrt aussah. Ich ließ seinen Anblick in Jeans und Winterjacke auf mich wirken - dann aber musste ich wirklich wegschauen.
    Georgia deutete das als regelkonformes Verhalten und lächelte mich beifällig an.
    »War das denn so schwer?«, fragte sie.
    »Ich stehe kurz davor, mit einer Schrotflinte auf euch beide loszugehen«, sagte ich, »aber, nein, so schwer war das gar nicht.«
    Nach

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