Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
Vom Netzwerk:
Farben und ihr »Bohemian Flair«, wie sie es nannte - die Folge eines Sommers, den sie in jungen Jahren in Berkley, Kalifornien, verbracht hatte. Wer Berkley einmal betreten hatte, so schien es, hüllte sich ein Leben lang in Bettlaken, Perlenschnüre und von Zeit zu Zeit in einen Lama-Poncho. (Okay, das hatte ich mir nur ausgedacht. Es war nicht wirklich sicher, dass es sich um Lama-Wolle handelte. Sie konnte eigentlich auch von jedem anderen besonders haarigen und bei Feuchtigkeit stinkenden Tier stammen.) Kein Wunder, dass ich eine Kalifornien-Phobie hatte.
    »Gus!«, rief Minerva, als ich näher kam. »Diese neue Diät ist fantastisch - ich kann förmlich spüren, wie die Pfunde schmelzen!
    Mit einer vagen Handbewegung deutete sie auf ihre Körpermitte, womit sie mich aufforderte, ihr zuzustimmen und - nach Möglichkeit - entsetzt hinzuzufügen, dass sie völlig ausgehungert wirkte, um sie schließlich zum Konsum von Kuchen oder Plätzchen zu nötigen.
    Wir wussten beide, wie das ablief.
    Offensichtlich lag es also am Hunger, dass Minerva meine Gemütsverfassung nicht aufgefallen war. Ihre neueste Diät hatte irgendetwas mit Sprossen und Blättern zu tun, wenn ich sie recht verstanden hatte, und war ihr von Dorcas Goodwin, ihrer besten Freundin seit Urzeiten und gleichzeitig Diät-Mittäterin, empfohlen worden. Die Trägerin dieses grausamen Namens war zu allem Überfluss auch noch Lehrerin. (Genau. Ihr Vorname war Dorcas und sie unterrichtete fiese, kichernde Dreizehnjährige. Ich konnte mir das Geflüster hinter ihrem Rücken, die Spitznamen und das Herumreichen von Zettelchen im Unterricht nur zu lebhaft vorstellen.)
    Bei Minervas vorheriger Diät war es für einen äußerst anstrengenden Zeitraum von zehn Tagen um eine komplizierte Folge von Drinks und Pülverchen gegangen.
    »Das Konzept basiert auf dem Lebensstil der Jäger und Sammler«, erläuterte sie nun das neue Ernährungskonzept. »Denn immerhin haben unsere Vorfahren so in alten Zeiten gelebt, sogar in Eiszeiten, Gus. Ich begreife nicht, warum wir dieses einfache Leben nicht weitergeführt haben. Ich meine, damals rannten schließlich keine übergewichtigen Höhlenmänner über die Steppen, nicht wahr?«
    Als wäre sie persönlich mit ihnen über die prähistorische Tundra getrabt, anstatt wie jeder andere auch Jean-Auel-Romane zu lesen.
    Auch wenn sie hier einige Details zur Entstehung der Landwirtschaft vernachlässigte, war ihre Argumentation mal wieder bestechend logisch, wenn man es am wenigsten erwartete. Sie war außerdem ganz und gar von Diäten besessen. Die Tatsache, dass sie bei ihren 1,68 m eine völlig akzeptable Kleidergröße 40 trug, schien dabei keine Rolle zu spielen. Vor langer, langer Zeit, als sie ein dürres kleines Mädchen war (ich hatte die Geschichte schon zu oft gehört, um sie ohne Stichelei zu wiederholen), hatte sie davon geträumt, Tänzerin zu werden, und sie hatte Kleidergröße 36 getragen. Es schien ihrem von Diäten benebelten Hirn nie aufgegangen zu sein, dass sie damals fünfzehn und flach wie ein Brett war.
    »Minerva«, sagte ich plötzlich, denn ich musste eingreifen, bevor sie noch anfing, sich über den glykämischen Index und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme auszulassen. »Dorcas und du, ihr seid doch schon befreundet, seit ihr klein wart, oder?«
    »O ja«, antwortete sie und sah mich aufmerksam an. »Das war uns quasi vorherbestimmt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie es war, neben all den Brendas und Barbaras einen kreativen Namen zu tragen.«
    Ich glaube, bis zu diesem Augenblick war es mir nie in den Sinn gekommen, dass »Minerva« ein Name war, den man einem armen, hilflosen Kind aufgezwungen hatte - dass Minervas Eltern an der Entstehung des seltsamen Geschöpfes, das da vor mir saß, mindestens ebenso große Schuld trugen (wenn man von Schuld sprechen konnte) wie sie selbst. Denn was konnte man schon tun, wenn man dreizehn und linkisch war und einen Namen wie »Minerva« trug. Die beste Lösung war wohl zu beschließen , »Minerva« zu sein . Irgendwie fand ich es rührend, als ich so darüber nachdachte.
    »Brenda würde wirklich nicht zu dir passen«, sagte ich.
    Sie strahlte zufrieden. »Ich wollte meinen Namen unbedingt ändern«, gab sie zu. »Ich war so neidisch auf die anderen Mädchen, aber mit der Zeit habe ich mich an meinen Namen gewöhnt, und jetzt bin ich natürlich …«
    Sie wedelte vage in der Luft herum. »Warum fragst du?«
    »Oh.« Ich musste kurz überlegen, wie ich es

Weitere Kostenlose Bücher