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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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wollte ich lieber Stillschweigen bewahren. Ich war seelisch noch immer angeschlagen und, wie Georgia schon angedeutet hatte, waren Schwüre geleistet worden.
    »Ein Gerichtstermin?«, fragte ich, als Georgia auf die Uhr sah.
    »Ja«, sagte Georgia, »aber ich wollte mich vor allem vergewissern, dass ich die Ostküstenzeit eingestellt habe. Ich war so lange unterwegs, ich bin nie wirklich sicher, wo ich mich gerade befinde.«
    »Boston, Stadt der Bohnen«, versicherte ich ihr. »Hast du noch Zeit für einen Kaffee?«
    »Heute nicht«, sagte Georgia und stand auf. »Dann bis zur Halloween-Party morgen. Wir werden fantastisch aussehen, alle werden zu uns aufschauen, und wir werden dafür sorgen, dass niemand mehr an irgendwelche Karaoke-Vorfälle denkt.«
    »Ich gehe nicht zu der Halloween-Party.«
    »Und ob du gehst!«
    »Georgia, bitte!« Ich starrte sie an. »Es steht doch schon seit zweieinhalb Wochen fest, dass ich da nicht hingehe. Wenn du mal scharf nachdenkst, kommst du sicher darauf, warum.«
    »Die Halloween-Party ist Tradition«, wandte Georgia ein. »Es gibt keinen Grund, dass du alte Traditionen aufgeben sollst, nur weil sich in letzter Zeit ein oder zwei Dinge geändert haben.«
    »Ich glaube, du hast dich noch nicht vom Jetlag erholt. Oder vielleicht bist du auch einfach nur verrückt.« Ich hob warnend die Hand, als sie den Mund aufmachte. »Und selbst wenn ich darüber hinwegsehen würde, allein die Tatsache, dass Nate die Party gibt, und zwar genau in dem Haus, in dem ich ihn mit Helen erwischt habe - aber wer könnte über so etwas hinwegsehen, Georgia? Jetzt mal im Ernst!«
    »Aber es ist noch nicht mal sein …«
    »Selbst wenn mir das aufgrund plötzlicher Amnesie auf einmal egal wäre, bleibt immer noch die Tatsache, dass ich mich gestern Abend vor versammelter Mannschaft zum Affen gemacht habe. Ich kann schlecht da auftauchen und so tun, als wäre es mir egal, dass Nate ausgerechnet mit ihr da ist, wenn ich achtundvierzig Stunden zuvor zehn Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt Janis Joplin imitiert habe. Und ich kann noch nicht mal so tun, als ob nichts gewesen wäre, weil jeder, der uns kennt, mir dabei zugeschaut hat!«
    »Zuallererst«, sagte Georgia und sah von oben auf mich herab, »solltest du jetzt mal Luft holen.«
    Damit hatte sie Recht. Ich atmete tief durch und versuchte, mich ein wenig zu entspannen.
    »Wenn du keine Lust auf so eine dämliche Halloween-Party hast, dann solltest du auch nicht gehen«, meinte Georgia. »Niemand würde es dir übel nehmen, wenn du dich vor der Welt verkriechen und deinen Wunden lecken willst, und so wird Nate, Helen und allen anderen wenigstens ein für alle Mal klar, wie verletzt du wirklich bist.«
    »Alles klar und auf Wiedersehen. So ein Wink mit dem Zaunpfahl ist wirklich das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann.« Ich war drauf und dran, ihr von dem zu erzählen, was Nate gesagt hatte, dass es so besser war, dass er nicht der sein konnte, den ich in ihm sehen wollte. Aber ich musste noch ein wenig über die Sache nachdenken und scheuchte Georgia mit einer Handbewegung davon. »Na los, ab zum Gericht.«
    »Ich sage doch nur …«
    »Trägst du etwa falsche Wimpern?« Angriff war noch immer die beste Verteidigung. »Zu einem Gerichtstermin?«
    »Es gibt keinen Grund, warum man nicht auch hier seine Stärken unterstreichen soll.« Georgia lächelte mich unschuldig an und klimperte mit den Wimpern, so dass ich sie in ganzer Länge bewundern konnte. »Kosmetika sind unser verstecktes Marketing.«
    »Du klingst schon wie deine Mutter«, sagte ich bissig.
    »Geschieht mir ja Recht, was stochere ich auch in deinen Wunden rum«, meinte Georgia. Dann schüttelte sie den Kopf. »Weißt du, diese Frau hat mich doch tatsächlich auf dem Weg zum Gericht angerufen, um mir zu erzählen, was sie geträumt hat. Und weißt du, wovon der Traum handelte?«
    »Von Enkelkindern?«, riet ich. Bei Georgias Mutter kamen die Enkel früher oder später immer ins Spiel.
    »Davon, dass ich allein und ungeliebt sterben werde, weil ich zu hohe Ansprüche stelle«, sagte Georgia. »Und so was erzählt sie mir fünf Sekunden, bevor ich vor Gericht erscheinen muss. Was soll ich denn bitte schön tun?«
    »Dich vielleicht zur Abwechslung mal mit einem netten Typen verabreden?«, schlug ich vor und lachte, als Georgia eine Schnute zog. Denn wir kannten schließlich beide Georgias Vorliebe für heiße Typen mit Bindungsangst, je jünger und ruchloser, desto besser. Wenn sie so

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