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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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die Pflicht einer liebenden Tochter war.
    Sie hatte das traute Heim und ihre Mutter hinter sich lassen müssen, um direkt nach Seattle zurückzufliegen, wo Chris Starling weiterhin den Seriösen spielte. Georgia kam vom Regen in die Traufe. Und dort war es ganz schön unangenehm.
    »Du kennst ja seine Augen«, sagte Georgia. »Und jetzt stell sie dir mal leer und tot vor, ohne dieses … Chris-Starling-Funkeln. Er hatte plötzlich einen Blick wie ein Zombie.«
    »O mein Gott«, flüsterte ich verzaubert. »Ich wusste ja, dass du eines Tages aufwachen und erkennen würdest, wie niedlich er ist, aber klingt da nicht noch mehr durch? Das hört sich ja fast so an, als hätte dich der kleine, dicke, kahle Typ am Haken?«
    Georgia wurde tatsächlich rot, und eine weitere Bestätigung brauchte ich nicht, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich das noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Er ist nicht klein und dick, und so kahl ist er auch nicht«, widersprach sie. »Vielleicht hat er ein wenig schütteres Haar.«
    »Georgia, du rennst offene Türen ein!«
    »Ich weiß nicht, was ich eigentlich empfinde«, erklärte sie. »Es ist noch viel zu früh, um mit großen, furchteinflößenden Worten um mich zu werfen, okay? Und jetzt lass mich erstmal weiter erzählen.«
    »Bitte«, sagte ich und unterstrich meine Aufforderung mit einer Handbewegung.
    Seattle war dunkel und verregnet, und in einem Hotel in der Nähe des Pike Place Market konnte Georgia schließlich nicht mehr. Sie kehrten von einer weiteren Verhandlung zurück und waren beide völlig verfroren. Es war gar nichts dabei, dass Georgia vorschlug, eine Tasse von Seattles berühmtem Kaffee zu trinken. Das erste Starbucks-Café war ganz in der Nähe des Hotels. Und sie hoffte, gleichzeitig mit der tatsächlichen Kälte auch die Gefühlskälte zwischen ihnen ein wenig mindern zu können.
    »Ich möchte nicht, dass es zu weiteren Missverständnissen kommt«, hatte Chris Starling mit der monotonen Roboterstimme der letzten Tage verkündet und den Kommentar mit einem kühlen Blick begleitet.
    Was Georgia in solche Rage versetzte, dass sie genau in diesem Augenblick zusammenbrach, dort draußen im strömenden Regen.
    »Was soll das heißen?«, hakte ich nach. Ich konnte mir nichts Rechtes darunter vorstellen.
    »Ich meine, ich war völlig am Ende«, sagte Georgia. »Ich bin durchgedreht. Ausgeflippt. Nenn es, wie du willst.«
    »Hast du ihn angebrüllt?«
    »Hauptsächlich«, erklärte Georgia, »habe ich angefangen zu heulen.«
    Wenn sie gewusst hätte, dass Tränen der Schlüssel zum Erfolg waren, dann hätte sie es vermutlich schon eher damit versucht. Denn in dem Augenblick, in dem sie zu weinen begann, schmolz der ganze Mister Unnahbar mit einem Mal dahin. »O nein«, flüsterte er entsetzt, »Georgia, bitte nicht.« Er küsste sie, und auf einmal küssten sie sich gegenseitig, während Georgia noch immer weinte und der Regen in Strömen fiel, und deshalb war alles ein wenig seltsam, aber sie konnten nicht aufhören, sich zu küssen, und dann landeten sie in einem Hotelzimmer, wo sie diesmal die ganze Nacht verbrachten.
    »Also …?«, fragte ich nach einem schier endlosen Moment des Schweigens.
    »Also … wow«, sagte sie und grinste mich verschwörerisch an.
    »Wow«, wiederholte ich glücklich.
    Abgesehen von den noch aufregenderen Dingen, die sie in dem Hotelzimmer getan hatten, hatten sie auch viel geredet, und dabei stellte sich heraus, dass Chris schon seit langem eine Schwäche für Georgia hatte.
    »Wenn ich jetzt so darüber nachdenke«, sagte ich, »warst du eine ziemliche Idiotin!«
    »Ich weiß!«, rief Georgia aus. »Ich war so dämlich!«
    Chris war schon älter, zweiundvierzig, und er wusste, was er im Leben wollte - die bevorstehende Scheidung hatte ihm gezeigt, worauf es hinauslief, wenn man sich mit Dingen zufriedengab, die man eigentlich nicht wollte. Er hatte Georgia ganz offen erzählt, dass seine Ex und er das perfekte Karrierepaar gewesen waren. Sie war Unternehmensberaterin und im Job noch gnadenloser als er selbst. Sie hatten das perfekte Leben geplant: keine Kinder, schnelle Autos, schicke Wohnungen und ein Wochenendhaus in Vermont. Das einzige Problem dabei war, dass Chris dieses Leben hasste. Er musste irgendwann feststellen, dass seine Wünsche nicht mit dem übereinstimmten, was ihm das Leben in diesem Moment zu bieten hatte. Er hatte die Nase voll davon, mit seinem Job verheiratet zu sein, und eine Ehefrau zu haben, der es mit ihrer Arbeit

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