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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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Angelegenheiten kümmern, aber das schob ich erstmal auf die lange Bank. Meine Pflicht als Freundin rief. Außerdem konnte ich meine Probleme so wunderbar verdrängen.
    Erst einmal mussten wir uns im Hotel anmelden. Und, nicht zu vergessen, Linus irgendwie hineinschmuggeln.
    Wir mussten Lorraine Recht geben, das Gebäude war wirklich bezaubernd. Bilder des Haupthauses im Hochsommer hingen an den Wänden - blassblaue Hortensien und Stechpalmen vor einem wolkenlosen Himmel. Zu dieser Jahreszeit war natürlich alles etwas karger. Der Wind wehte von der Bucht her und fuhr um das Haus herum, aber innen knisterten die Kaminfeuer, und alle Räume waren hell und schön. In den Zimmern und draußen glänzten die Blätter immergrüner Sträucher. Es war unmöglich, sich dem Charme des Hauses zu entziehen.
    »Wir fliegen hier im hohen Bogen wieder raus«, zischte Georgia mir aus dem Mundwinkel zu. »Hast du den Concierge gesehen?«
    Sie marschierte durch die Lobby zur Rezeption und ließ mich neben einer immergrünen Pflanze stehen, während sie sich um unsere Reservierung kümmerte. Ich nahm den erwähnten Concierge unter die Lupe - er sah aus, als sei er gleichzeitig auch der Rausschmeißer. Ein richtiger Schrank. An so einem Riesen konnten wir Linus auf keinen Fall vorbeimogeln. Ich schluckte.
    Dann fiel mir wieder ein, dass Georgia schließlich eine Topanwältin war. Sie hatte jeden Tag mit Verbrechen zu tun - musste sie dementsprechend nicht auch über einiges an krimineller Energie verfügen? In diesem Moment rief ich mir allerdings ins Gedächtnis, dass Georgia die Frau war, die die Existenz von Telefondisplays völlig vergessen konnte und einen Typen einmal einhundertsiebenundfünfzigmal an ein und demselben Tag angerufen hatte (ich übertreibe da nur ganz geringfügig). Und dann wunderte sie sich noch, als er sie anwies, ihn nie wieder zu belästigen. Bevor er nach Jacksonville, Florida, verschwand.
    Wenn man Georgias Unbedarftheit mit meiner Ungeschicklichkeit und Linus’ simpler Existenz kombinierte - dann war wohl klar, dass wir im Auto schlafen würden.
    »Okay«, sagte Georgia, als sie zu mir zurückkam, »unser Zimmer ist im vierten Stock. Leider liegt es genau neben dem einer gewissen Zahnärztin, so wie wir es damals arrangiert haben, als wir sie noch mochten. Aber das ist jetzt unser geringstes Problem. Komm, wir sehen es uns mal an.«
    »Und was ist mit …?« Ich deutete mit den Augenbrauen in Richtung Wagen, wo ich erkennen konnte, wie Linus seinen braunen Kopf gegen die Windschutzscheibe presste, wenn ich ganz genau hinsah. Ich sah Georgia an und versuchte, ihr mit Blicken Linus zu verstehen zu geben.
    »Ich denke, wir sollten uns erstmal das Zimmer ansehen und nach einem anderen Eingang suchen«, erklärte Georgia. Sie sah sich um. »Denn an der Rezeption kriegen wir ihn nie vorbei.«
    Also schulterten wir unser Gepäck, lächelten die Dame am Empfang strahlend an - ihrem verwirrten Blick nach zu urteilen vielleicht ein wenig zu strahlend - und stapften die Treppe hinauf. Prächtige alte Herrenhäuser, so schien es, konnten zwar mit Eleganz und toller Aussicht punkten, hatten aber leider keine Fahrstühle. Als wir endlich im vierten Stock ankamen, war ich völlig fertig, und Georgia holte keuchend Luft. Wir blieben am oberen Ende der Treppe stehen und gierten nach Sauerstoff.
    »So was passiert, wenn man neunzig Stunden die Woche arbeitet und über kein Privatleben verfügt, weil man seine Seele an eine Kanzlei für Firmenrecht verkauft hat«, japste Georgia und verstummte dann wieder, um tief durchzuatmen. Sie blickte mich aus dem Augenwinkel an. »Sieht so aus, als ob das ach so gepriesene geistig aktive Leben dir da auch nicht weiterhilft.«
    »Du bist dick, raffgierig und seelenlos«, gab ich zurück, »ich bin einfach nur dick.«
    »Ich habe große Lust, meinen dicken, raffgierigen und seelenlosen Hintern erstmal ins Bett zu verfrachten«, verkündete Georgia und schob sich einige rote Strähnen aus dem Gesicht. »Mal sehen, ob wir endlich dieses Zimmer finden.«
    Es war in Blau und Cremetönen gehalten, und es war einfach bezaubernd. Wir warfen unsere Taschen auf die beiden riesigen Betten und zogen dann gleich wieder los. Wie Georgia bereits vermutet hatte, gab es noch einen Seiteneingang. Sobald Linus erstmal im Haus war, würden wir ihn die Treppe hinaufschaffen und ins Zimmer bringen, ohne dass irgendjemand es merken musste.
    Nachdem er so lange in dem winzigen Auto ausharren musste, war Linus

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