Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
Vom Netzwerk:
„Matt“, fahre ich fort, „du kannst alles tun, was du nur willst. Du musst nicht Feuerwehrmann sein.“
    „Ach, ja?“, erwidert er. „Ich bin der Sohn von Mike O’Neill und Jacks und Luckys und Marks kleiner Bruder. Irgendwie fühlt es sich doch so an, als müsste ich Feuerwehrmann sein. Kannst du dir ihre Reaktion vorstellen, wenn ich sage, dass ich Englischlehrer werden möchte?“
    „Ach, wen kümmert das schon? Sie werden überrascht sein, das ist alles.“ Ich schweige einen Moment. „Also, Englischlehrer willst du werden?“
    „Ich weiß es nicht, Chas. Vielleicht. Ach, verdammt! Ich wünschte, ich hätte nichts gesagt.“ Er streichelt Buttercups linkes Ohr, und sie schleckt sich übers Maul, wedelt mit dem Schwanz und dreht sich dann herum, damit er ihr den Bauch kraulen kann.
    Ich selbst habe mich oft als Außenseiterin in der Familie gefühlt und wundere mich nun, dass Matt ähnlich zu empfinden scheint. „Matt“, sage ich vorsichtig, „ich dachte, du bist gerne Feuerwehrmann.“
    „Das bin ich auch“, sagt er. „Aber … ich weiß nicht. Ich will das nicht für immer machen. Das ist alles. Für Kerle wieTrevor und Dad und Mark ist es Schicksal. Eine Berufung. Als wären sie nur auf der Welt, um genau das zu tun. Ich empfinde nicht so.“
    Ich nicke. „Dann könnte Lehrer deine Berufung sein?“
    Er zuckt verlegen mit den Schultern. „Im März waren wir in der Gesamtschule, weißt du noch? Wegen Brandschutzregeln, Verhalten bei Feuer und all so was. Und ich fand es toll. Die Kinder stellten jede Menge Fragen und … na ja, ich habe mir überlegt, wie es sein könnte, Lehrer zu sein. Als ihr neulich bei uns auf der Wache wart, habe ich mit Angela über Bücher und alles Mögliche geredet und …“ – er wirkt ein wenig verträumt – „… das hat mir richtig gut gefallen“, sagt er dann. „Erzähl das bloß niemandem, okay?“
    „Das werde ich nicht. Aber ich fände es großartig, wenn du noch mal studierst, Matt. Wenn man mit dreiunddreißig das Gefühl hat, den falschen Beruf auszuüben, sollte man das ändern. Wieder zu studieren ist eine super Idee, egal, wie du es anstellst. Nebenher oder als Vollstudium oder was auch immer. Es wird dir guttun, Matt.“
    „Meinst du wirklich?“, fragt er, und in diesem Moment habe ich ihn so lieb, das es fast wehtut. Nicht nur, weil er der einfühlsamste meiner Brüder ist oder mir altersmäßig am nächsten steht oder weil er mir oft von seinem Essen abgibt, sondern weil er mir so weit vertraut, dass er eine ehrliche Antwort erwartet.
    „Ja, das meine ich wirklich. Aber jetzt muss ich los, Bruderherz. Bedien dich bei meinen Büchern.“ Ich deute auf das Regal, in dem Literatur aus sieben Jahren Studium angesammelt ist.
    „Das habe ich bereits“, sagt er und grinst.
    In der Notaufnahme melde ich mich bei der Leitenden Schwester, einer etwas grimmig dreinblickenden Frau namens Gabrielle Downs. Als ich mich vorstelle, seufzt siedramatisch. „Das hat mir gerade noch gefehlt“, brummt sie. „Na, schön. Halten Sie sich im Hintergrund. Wenn ich später nicht mehr so viel um die Ohren habe wie jetzt, werde ich sehen, was ich Ihnen zu tun gebe.“
    „Sind Sie zufällig mit Lucia Downs verwandt?“, frage ich nach.
    Es folgt ein neuerlicher tiefer Seufzer. „Ja, das ist meine Schwester.“
    Natürlich. Ein derart ausgeprägter Sinn für Melodramatik kann nur genetisch bedingt sein. „Ich arbeite mit Lucia bei der Eaton Falls Gazette .“
    Gabrielle hebt verächtlich eine Braue. „Da, wo sie am Empfang sitzt?“
    Es klingt so viel Verachtung aus ihren Worten, dass mir Lucia trotz all unserer Differenzen leidtut. „Aber Lucia ist viel mehr als eine Empfangsdame“, entgegne ich kühl. „Ohne sie liefe in der Redaktion gar nichts.“
    „Das sagt sie mir auch jedes Mal, wenn ich mit ihr spreche.“
    Gabrielle entfernt sich, und ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Nun, es kann nicht schaden, sich ein wenig umzusehen. Im ersten, durch Vorhänge abgetrennten Abteil schläft ein älterer Herr. Im zweiten liegt ein kleiner, etwa sieben Jahre alter Junge auf dem Bett, seine Mutter sitzt daneben und hält seine Hand. Man kann die Verbindung zwischen den beiden regelrecht spüren.
    „Hallo“, sage ich lächelnd.
    „Hallo“, erwidert die Mutter. „Sind Sie die Ärztin?“
    „Nein. Ich bin Sanitätshelferin“, sage ich. „Na ja, ich werde bald Sanitätshelferin. Darf ich Ihrem Sohn ein paar Fragen stellen?“
    „Sicher. Er hat eine

Weitere Kostenlose Bücher