Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
richtig schlimme Halsentzündung.“
Und offenbar keine Krankenversicherung, denn sonst wären sie jetzt beim Kinderarzt und müssten nicht einen halbenTag oder länger in der Notaufnahme warten. „Das tut mir aber leid, Kumpel“, sage ich. „Kratzt es sehr?“
Der Junge heißt Nate, wie ich sogleich erfahre, wird in drei Monaten sieben Jahre alt und will mal Feuerwehrmann werden. Perfekt. Ich erzähle ihm von meinen Brüdern und meinem Vater und freue mich über seine staunenden Augen. „Und magst du die Yankees?“, frage ich weiter.
„Natürlich“, sagt er, schluckt und verzieht das Gesicht.
„Letzte Woche habe ich ein Spiel gesehen, und sie haben gewonnen. Wer ist denn dein Lieblingsspieler?“
Wir unterhalten uns angeregt, bis eine Schwester (nicht Lucias!) kommt, um einen Rachenabstrich zu machen, und mich aus dem Abteil scheucht.
„Tschüs, Kleiner!“ Er winkt und lächelt und würgt ein bisschen, als die Schwester ihm den Tupfer in den Hals schiebt.
„Danke. Sie haben uns wirklich nett die Zeit vertrieben“, sagt die Mutter.
Stolz gehe ich weiter und stoße prompt mit Unfallchirurg Dr. Ryan Darling zusammen.
„Oje!“, rufe ich. Es kann nur einen Grund geben, weshalb Ryan hier ist.
„Hallo, Chastity“, sagt er. „Was machst du denn hier?“
„Heute ist doch mein Praktikumstag, weißt du nicht mehr?“
„Ach, ja, na tür lich. Wie läuft’s?“ Er lä chelt, und ich mer ke, dass zwei Krankenpflegerinnen in unmittelbarer Nähe ihr Gespräch unterbrechen. Ich nehme an, dass sie meinen unglaublich gut aussehenden Freund bewundern, und lächle ihnen zu.
„Es läuft gut“, antworte ich, „aber ich habe gerade erst angefangen. Ich glaube nicht, dass ich viel zu tun bekomme. Was ist mit dir? Bist du zur Visite hier?“
„Ich warte auf den Rettungswagen“, sagt er lässig. „Fahrrad gegen Motorrad. Wahrscheinlich Milzruptur. Bleib in der Nähe, dann kannst du mich in Aktion sehen. Wenn ich gerufen werde, dann ist es immer wichtig.“ Ein vorbeigehender Krankenpfleger verdreht die Augen.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Das klingt jetzt aber ein bisschen eingebildet“, murmle ich kritisch. Er zuckt mit den Achseln, wie um zu sagen: Wenn es doch wahr ist! „Jedenfalls“, fahre ich fort, „bin ich nicht sicher, ob ich hier einfach so Unfallchirurgen bei der Arbeit zusehen darf.“
„Oh, wenn ich sage, du darfst, dann darfst du.“ Er lächelt selbstbewusst, aber ich winde mich innerlich, und zwar aus zwei Gründen: Erstens will ich niemanden sehen, der tatsächlich verletzt ist. Ich habe jetzt schon schweißnasse Hände. Und zweitens finde ich Ryan furchtbar arrogant, selbst für einen Chirurgen.
„Na, was ist?“, fragt er nach.
„Tja … äh … sicher“, flüstere ich.
„Toll!“ Ryan dreht sich zu Gabrielle, die mit einem Klemmbrett anmarschiert kommt. „Schwester, wo zum Teufel ist der Rettungswagen? Ich bin vor fünf Minuten angepiepst worden, und er ist noch nicht einmal da. Ich habe Besseres zu tun, als hier unten die Wände anzustarren.“
„Ja, Sir, Doktor. Es tut mir leid.“ Gabrielle sieht mich böse an.
„Sie sollten sich besser merken, dass Chirurgen keine Zeit zu verschenken haben. Ich bin schließlich keine Hebamme, deren Arbeit hauptsächlich in Warten besteht.“
Gabrielle senkt den Kopf und eilt davon.
„Du meine Güte, Ryan, das war aber unfreundlich, findest du nicht?“, frage ich konsterniert.
Er schnaubt. „Ist doch wahr. Und mit manchen Menschen muss man eben auf eine bestimmte Weise reden, damit es funktioniert. Das gehört dazu.“
Ein anderer Arzt tritt zu Ryan und erklärt den bevorstehendenFall in medizinischem Kauderwelsch. Ryan nickt und schweigt. Pflegepersonal hastet mit Rollstühlen und anderen Utensilien an uns vorbei, um für die Ankunft der Patienten gewappnet zu sein. Meine Knie werden weich.
Und dann werden die Türen zur Notaufnahme aufgestoßen. Der Patient auf der fahrbaren Trage ist mit OP-Tüchern abgedeckt, sodass ich nicht einmal erkennen kann, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Bev Ludevoorsk ist die zuständige Rettungssanitäterin. Sie läuft neben der Trage her und hält dabei einen Infusionsbeutel hoch.
„Vierunddreißigjähriger männlicher Radfahrer, von Motorrad angefahren. Trug einen Helm. Puls am Unfallort stabil, auf der Herfahrt deutlich schwächer werdend. Schmerzen im rechten Oberbauch, Atmung gleichmäßig, Abschürfungen an Armen und Beinen, vermutlich Schlüsselbeinfraktur und
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