Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Rest des Tages verläuft relativ ruhig. Ich messe sechzehn weitere Male Blutdruck und elfmal Temperatur, kühle einen geschwollenen Finger und sehe zu, wie Gabrielle einen Ehering aufschneidet. Ich karre vier Patienten zum Röntgen und plaudere mit einigen, die nicht allzu krank sind. Als meine Schicht zu Ende ist, gehe ich zu Gabrielle.
„Ich glaube, ich bin hier fertig, Gabby.“
„Schön! Und? Was hält Sie dann noch?“
„Würden Sie bitte die Bestätigung unterschreiben?“
„Okay, okay. Als hätte ich nicht tausend andere Dinge zu tun!“ Sie unterschreibt das Formular und gibt es mir zurück.
„Heißt das, ich habe bestanden?“
„Ja. Sie haben bestanden. Sie haben sich nicht allzu dämlich angestellt, also Herzlichen Glückwunsch! Aber würden Sie jetzt bitte gehen? Ich muss arbeiten.“
„Danke!“, sage ich glücklich. Ich habe bestanden!
In der Eingangshalle benutze ich das Haustelefon und rufe in der Chirurgie an, weil ich die gute Nachricht mit jemandem teilen möchte. „Tut mir leid, Dr. Darling ist im OP“, sagt die Dame am anderen Ende der Leitung.
„Ach so, kein Problem.“
„Sind Sie eine Patientin oder ein Familienmitglied?“, fragt die Frau nach.
„Weder noch. Ich bin seine Freundin.“
„Ach! Ich wusste gar nicht, dass er eine hat. Viel Glück, meine Liebe!“ Und damit legt sie auf.
26. KAPITEL
W o ist Lucia?“, fragt Angela. „Ich dachte, Cyborgs schwänzen ihre Arbeit niemals.“
„Von Cyborgs habe ich keine Ahnung, Miss Davies, dafür aber von Elben, Zwergen und Hobbits . Sieh mal, ich hab dir ein Geschenk mitgebracht.“ Ich habe Angela mittlerweile richtig lieb gewonnen. Sie hat einen feinen Humor, leistet immer gute Arbeit und nach Feierabend verabreden wir uns jetzt häufig. Letztes Wochenende, als Ryan wegen einer Notoperation absagen musste (Bauch gegen Baum), kam sie zu mir, und wir sahen Rückkehr des Königs und erstellten eine Rangliste der sexy Männer des Films. Jetzt greife ich in meine Schreibtischschublade und reiche ihr einen Autoaufkleber.
„‚Was würde Aragorn tun?‘ Oh, wie schön!“, ruft sie. „Wo findest du so was nur immer?“
„Sie verbringt zu viel Zeit vor dem Computer und besucht seltsame Fanseiten“, kommentiert Pete aus der Anzeigenabteilung und beißt in einen Bagel.
„Stimmt genau, Pete. Sag mal, weißt du, wo Lucia ist? Werden wir unser Meeting ohne sie abhalten?“
„Das wäre das erste Mal“, sagt Pete und schaltet seinen Computer ein.
„Chastity? Kann ich dich kurz mal sprechen?“ Penelope streckt den Kopf aus ihrem Büro.
Oh weh, das heißt nichts Gutes. Alan sitzt bereits bei ihr, und beide machen ernste Gesichter. Hat wieder jemand die Firewall durchbrochen? Gibt es wieder Pornos auf der Webseite? Werde ich gefeuert?
„Hallo“, sage ich zögernd.
„Setz dich, Chastity“, sagt Penelope. Ich sehe zu Alan, der auf seine Füße starrt.
„Was ist los?“
„Sieh dir das an.“ Sie reicht mir ein Blatt Papier.
Es ist der Dienstbericht der Polizei mit den gesammelten Verbrechen der letzten Woche, den die Gazette regelmäßig veröffentlicht. Ich überfliege ihn, sehe aber nichts Besonderes. Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn ich hatte schon befürchtet, es stände etwas über einen O’Neill darin.
„Der vierte von oben“, murmelt Alan.
Ich lese . Theodore Everly, 42, Kontaktanbahnung mit Prostituiertem. „Wer ist Theodore … oh, verdammt!“
„Teddybär“, bestätigt Alan meine Vermutung.
„Ach, du Schande!“ Erst dann fällt mir ein Detail auf. „Mit Prostituier tem ?“
„Ja, mit einem Mann“, flüstert Penelope.
„Arme Lucia! Kein Wunder, dass sie heute nicht gekommen ist!“
„Die Frage ist auch, ob wir das veröffentlichen sollen“, meint Penelope. „Immerhin ist es ein öffentlich zugänglicher Polizeibericht. Wir haben ihn bisher immer vollständig übernommen, aber …“
„Das liegt eigentlich in deinem Zuständigkeitsbereich“, gebe ich den Kelch an Alan weiter. „Mist. Ich weiß es nicht.“
„Na, toll“, sagt Alan. Er schneidet eine Grimasse, und sein Zahn blitzt auf, doch mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, und es berührt mich kaum noch.
In diesem Moment geht die Tür auf, und Lucia steckt ihren Kopf herein. Ihre Augen sind gerötet, ansonsten ist ihr Gesicht von der üblichen Schicht Makeup bedeckt. „Meeting in zehn Minuten“, kündigt sie an.
„Lucia! Hallo! Wie geht es dir?“ Penelope steht auf. „Komm rein. Setz dich. Willst du … äh
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