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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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ich mich auch wirklich anders fühle als die anderen. Trotz meiner imposanten Statur und der Kraft und Ausdauer, einen Marathon zu laufen und den Appalachian Trail zu bewältigen – einen der längsten Fernwanderwege der Welt! –, habe ich eine Achillesferse, und die heißt Blut. Ich bin das einzige Mitglied der Familie O’Neill, das nicht das Lebensretter-Gen besitzt.
    Als Mitglieder der Berufsfeuerwehr von Eaton Falls haben Dad, Mark und Matt (und auch Trevor, wo wir schon dabei sind) auf die eine oder andere Weise sicher Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Leben gerettet, sei es, weil sie jemanden aus einem brennenden Gebäude getragen oder aus einem Fluss gezogen oder Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen oder auch nur einen der kostenlosen Rauchmelder installiert haben. Lucky ist Mitglied des Kampfmittelräumdienstes des Staates New York (das heißt, er kann Bomben entschärfen!) und Jack Rettungssanitäter bei einer privaten Hubschrauber-Rettungsgesellschaft in Albany. Für einen dramatischen Rettungseinsatz in Afghanistan hat er sogar einen Orden bekommen!
    Und meine Mutter hat mit ihren ein Meter siebenundfünfzig und neunundvierzig Kilo fünf Kinder zur Welt gebracht, und das ohne einen Tropfen Schmerzmittel.
    Ich dagegen falle beim bloßen Anblick von Blut in Ohnmacht. Als Elaina mich fragte, ob ich bei Dylans Geburt dabei sein wolle, habe ich mir allein schon bei dem Gedanken fast in die Hose gemacht. Bei der Beschneidungsfeier des Sohnes einer Freundin in New Jersey habe ich hyperventiliert, dabei den Vorspeisentisch umgerissen und gefüllte Eier, geräucherten Lachs und Matzenbrot-Bällchen im Wert von zweihundert Dollar vernichtet. Als wir in der Schule einen Frosch sezieren sollten, bin ich umgekippt und mit dem Kopf auf den Labortisch geschlagen, sodass ich beim Aufwachen mein Blut sah und gleich wieder in Ohnmacht fiel.
    Doch ich bin dabei, etwas gegen meine Schwäche zu unternehmen. Meiner Familie werde ich es erst erzählen, wenn ich es geschafft habe, aber ich habe mich zu einer Ausbildung als Sanitätshelferin angemeldet. Ja, ich. Ich möchte gern glauben, dass unter all den Schichten meines Jammerlappentums die Gene versteckt liegen, die meine Brüder zu Adrenalinjunkies gemacht haben. Außerdem könnte ein netter Typ im Kurs sein.
    „Wer wartet auf den wilden, bösen Wolf?“, frage ich meine Nichten.
    „Ich, ich!“, schreien Claire, Annie, Livvy und Sophie im Chor.
    „Und wer will das verletzte Häschen sein?“
    „Ich! Ich!“
    Ich lasse mich auf alle viere fallen und fange an zu knurren. „Grrr! Mann, das war ein harter Winter, und ich bin sooo hungrig! Oh, sieh mal da! Ein armes, verwundetes Häschen!“ Die Mädchen kreischen vor Begeisterung und versuchen, wegzukrabbeln, wobei sie ihr „verletztes“ Bein hinter sich herziehen. Ich folge ihnen, packe zu und spiele Auffressen, während ihre juchzenden Schreie durchs Zimmer gellen.
    „Wie geht es meiner Kleinen denn sonst so?“, erkundigt sich mein Vater, während ich mir über den vollen Bauch streiche. Sein dichtes schwarzes Haar, mittlerweile von Silberstreifen durchzogen, ist zerzaust. „Hast du schon angefangen zu arbeiten?“
    „Bisher gab’s nur die übliche Vorstellungsrunde. Grrr! Hab ich dich! Hm, lecker! Und du bist der einzige Mensch, der mich als klein bezeichnet“, erwidere ich. „Montag fange ich an.“
    „Ich kann es kaum erwarten, deinen Namen in der Zeitung zu lesen.“ Er zwinkert mir zu.
    „Hallo, Chastity.“ Ich drehe mich um und sehe Trevor lächelnd im Türrahmen stehen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich weiche Knie bekomme.
    „Wie geht’s dir, Trev?“, frage ich steif.
    „Toll. Und dir?“ Er lächelt verschwörerisch – ach ja, die Zombies – und mein Magen beginnt zu flattern.
    „Was gibt’s Neues bei der Feuerwehr, Jungs?“, erkundige ich mich, während ich Claires kleinen Fuß abnage.
    „Ach, das Übliche“, antwortet mein Vater. „Fünfzig Pfund Dreckmist …“
    „… in einer Fünfpfundtüte“, beendet Trevor seinen Satz.
    „Was soll das Gerede, dass du einen Freund suchst?“, fragt mein Vater nach.
    Ich werde rot, doch meine Nichte rettet mich, indem sie meinem Vater auf den Schoß krabbelt. „Grandpa, kannst du uns wieder auffressen?“, bettelt Sophie. „Kannst du so tun, als ob du schläfst, und dann zerzausen wir dein Haar, und du machst die Augen auf und sagst, du hast Hunger auf Kinder, und dann tust du so, als ob du uns auffrisst? Ja? Bitte?“
    „Nicht

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