Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Tanzveranstaltungen für Singles gehen …“
„Du wirst dich nicht verabreden!“
„… Speed Dating machen. Das wird lustig! Mike, du hast hier absolut nichts zu melden, also vergiss es.“
Auch Dad wird jetzt rot. „Du wirst. Dich nicht. Verabreden.“
„Mom.“ Lucky, das friedliebende, Bomben entschärfende mittlere Kind, startet einen Versuch. „Mom, kannst du Dad nicht noch eine Chance geben?“
„Ich habe deinem Vater vier Mal ‚noch eine Chance‘ gegeben“, erwidert sie und funkelt Lucky böse an. „Er liebt diese Feuerwache mehr als mich.“
„Das ist doch lächerlich!“, bellt mein Vater und knüllt seine Serviette zusammen.
„Ja, das ist lächerlich“, gibt meine Mutter zurück. „Genau meine Meinung.“
„Es reicht, Frau. Wir werden das nicht weiter diskutieren. Du gehst mit niemandem aus und Schluss!“ Er macht einen großen Schritt über Buttercup und stürmt aus dem Haus. Eine Sekunde später hören wir seinen Wagen anspringen.
Sarah und Tara starren einander an. Wie auf ein Stichwort drehen sich beide zu meiner Mutter. „Wir haben Nachtisch mitgebracht.“
„Was ist, Mom, meinst du das mit dem Ausgehen wirklich ernst?“, frage ich sie später, als alle gegangen sind. Im Haus ist es still, während draußen die Vögel lautstark den Sonnenuntergang bezwitschern. Mein Hund hat seinen Kopf auf den Fuß meiner Mutter gelegt, als wollte er ihr zustimmen.
Sie seufzt. „Ich weiß, du hängst mehr an deinem Vater, Chastity …“
„Das stimmt nicht“, entgegne ich pflichtschuldig.
„… aber ich will nicht den Rest meines Lebens allein verbringen.“
„Er wird in den Ruhestand gehen. Das muss er. Gibt es da keine Regeln von der Gewerkschaft? Ich meine, er ist neunundfünfzig, oder?“
„Achtundfünfzig“, korrigiert Mom. „Er wird in Rente gehen, wenn ihm danach ist, Schätzchen. In sechs Jahren? Sieben? Zehn? Soll ich so lange herumsitzen und warten? Neununddreißig Jahre habe ich das mitgemacht! Ich finde, jetzt bin ich mal dran, das eine oder andere für unser Leben zu entscheiden. Und er will es nicht akzeptieren, das ist nicht fair.“ Sie lehnt sich zurück. „Ich werde mir einen anderen suchen.“
„Liebst du ihn denn nicht mehr, Mom?“
„Natürlich liebe ich ihn noch. Aber darum geht es nicht. Ich will jemanden, der mich an erste Stelle setzt, und dein Vater hat das nie getan. Er war kein schlechter Ehemann, aber ich stand nie an erster Stelle.“ Sie spricht wie eine Professorin, die historische Tatsachen verkündet. Ich nicke und pule an der Sohle meiner Wanderschuhe herum. Wer weiß? Vielleicht geht ihr Plan auf, und ein bisschen Eifersucht bringt Dad in die Gänge? Sie liebt ihn. Sie will eigentlich niemand anderen.
„Wir werden viel Spaß haben, Süße“, verspricht sie. „Ich habe uns schon mal beim ‚Single-Shopping‘ angemeldet –abendliches Einkaufen im Supermarkt, zu dem nur Singles kommen. Klingt das nicht gut?“
„Äh … nein.“
„Ach, komm schon! Du hast es noch nicht einmal ver sucht. Das macht Spaß.“
„Warst du schon mal da?“, will ich wissen.
„Nein, aber wie kann ‚Single-Shopping‘ keinen Spaß machen?“ Ich schneide eine Grimasse und lasse meinen Kopf auf die Sofalehne fallen.
Tatsache ist, dass ich mitgehen werde. Immerhin habe ich keine Zeit zu verschwenden, oder? Ich kann direkt spüren, wie meine Eierstöcke voller Ungeduld stöhnen … Wir funktionieren noch. Aber wer weiß, wie lange …? In meiner Erinnerung taucht das verschwommene Bild der frechen Bedienung auf. Ich habe keine Lust, Trevor eine Frau nach der anderen flachlegen zu sehen, während ich allein und kinderlos herumsitze und auf meinen leeren Ringfinger starre.
Und so schließe ich einen Pakt mit dem Teufel, oder in diesem Fall mit meiner Mutter. Wir werden es zusammen versuchen. Warum nicht? Was habe ich zu verlieren?
3. KAPITEL
D a meine Geschichte an dem Abend begann, an dem ich nicht nur abserviert, sondern auch noch von einer Frau angeflirtet wurde, könnte der Eindruck entstehen, dass ich überhaupt keine männlichen Verehrer habe. Das ist jedoch nicht der Fall … Es handelt sich dabei nur nicht um Männer, die mich interessieren.
Konkretes Beispiel: Alan Grauzahn, Chefredakteur der Eaton Falls Gazette , wo ich mich gerade zu meinem ersten offiziellen Arbeitstag melde. Alan und ich sind noch allein in der „Redaktions-Suite“, die eigentlich nur aus einem großen Raum besteht, der mittels Segeltuchtrennwänden in Bürokabinen
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