Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
versuchen Sie es. Alle gehen zu ihrer Partnerin und entscheiden, wer es zuerst probiert …“
Auf und ab hüpfend drehe ich mich zu Angela. „Tu mir nicht weh, Chastity“, flüstert sie und blinzelt beunruhigt.
„Nein, nein“, beruhige ich sie. „Komm schon, greif mich an!“
Andere Frauen rennen bereits auf ihre Partnerinnen zu, auch meine Mutter, die eine beeindruckende Angreiferin abgibt, wie ich feststelle. Niemand wirft jedoch die Angreiferin zu Boden, obwohl rechts von mir ein jüngeres Mädchen schwankt und stolpert. Dies ist meine Chance zu glänzen, doch Angela ringt nervös die Hände.
„Jetzt komm!“, rufe ich. „Keine Angst.“
Sie schneidet eine Grimasse, schließt die Augen und läuft los. Ich packe. Ich ziehe. Ich werfe sie zu Boden.
Angela fliegt durch die Luft und landet mit einem Plumps auf ihrem Rücken. Sie ringt pfeifend nach Luft.
„Mist! Geht es dir gut? Oh, Angie, das tut mir ja so leid.“ Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass sie so leicht ist. Reue und Schuldbewusstsein treiben mir die Röte ins Gesicht. Ich schlage eine Hand vor den Mund. Angela liegt einfach nur da. „Angie, es tut mir wirklich leid!“
Angela rückt ihre Brille gerade und blinzelt zu mir hoch.
„Toller Wurf!“ Ryan erscheint, reicht Angela die Hand und hilft ihr auf. Sie reibt sich den Rücken und sieht mich vorwurfsvoll an.
„Es tut mir ja so leid“, hauche ich.
„Ist alles in Ordnung?“, erkundigt sich Ryan bei ihr.
Sie nickt und lächelt gequält. „Meine Freundin weiß gar nicht, wie stark sie ist.“
„Entschuldigung“, sage ich erneut.
Ryan Darling dreht sich zu mir. „Wie heißen Sie?“ Er neigt den Kopf zur Seite. „Sie sind wirklich gut.“
„Ich habe vier ältere Brüder“, sage ich kleinlaut. „Hallo, ich bin Chastity O’Neill.“ Wurde auch langsam Zeit, dass du mich bemerkst, denke ich und verzeihe ihm auf der Stelle. Diese Augen! Ein reines, klares Derek-Jeter-Grün. Himmel noch mal! Gute Arbeit, Gott.
Er mustert mich gleichermaßen eindringlich. Mir zittern die Knie. „Von der Zeitung?“, fragt er nach. Was für eine schöne Stimme – sanft und dennoch tief und klangvoll! Ich kann mir gut vorstellen, wie er sagt: Chastity, mein ganzes Leben habe ich auf eine Frau wie dich gewartet.
„M-hm“, raune ich, da ich momentan kein klares Worte zustande bringe.
„Toll.“ Er lächelt, mein Unterleib kribbelt, und er wendet sich wieder an den Kurs. „Chastity hat das perfekt hinbekommen !“, sagt er laut. „Und eigentlich“, fährt er fort, „könnte Chastity mit nach vorn kommen und mir helfen. Wir könnten demonstrieren, wie man sich gegen einen Würgegriff wehrt.“
Er nimmt meine Hand – halt inne, Chastity, genieß den Moment –, ja, er fasst sie mit seiner warmen, starken, geschickten Chirurgenhand und führt mich nach vorn. Viele der Frauen beobachten mich mit bitterem Blick, doch ich lächle bescheiden (zumindest hoffe ich das, denn ehrlich gesagt fühle ich mich so überlegen wie Attila, der Hunnenkönig, bei seinem Sieg über das oströmische Imperium – nehmt das, ihr Winzlinge!).
So etwas passiert mir sonst nicht. Ich meine, sicher fand ich auch mal andere Männer als Trevor anziehend. Aber kann man Derek Jeter und Aragorn wirklich mitzählen? Die Tatsache, dass Ryan – Mr. New York Times! – meine Hand hält, ist unsäglich aufregend, auch wenn er mich gleich erwürgen will. Abgesehen von meiner glücklosen, entmutigenden Liebe für Trevor muss ich gestehen, dass ich mich sonst zu keinem Mann je dermaßen hingezogen gefühlt habe.
„Es geht los, Chastity“, murmelt Ryan. Er legt seineHände sanft, ja, fast andächtig um meinen Hals und streicht noch ein paar Haare aus dem Weg. Bilde ich mir das ein, oder spiegelt sich in seinen wunderschönen grünen Augen tats ächlich so etwas wie bewundernde Zuneigung? Meine Wangen röten sich, mein Bauch kribbelt. Was immer wir gleich tun werden, ich will perfekt sein. Ich will, dass Ryan Darling stolz auf mich ist. Mich bewundert. Sich in mich verliebt, mich heiratet und Kinder mit mir hat – oder wenigstens nach meiner Telefonnummer fragt.
„Also los“, sagt Ryan und wendet sich an den Kurs. Mein Gott! Diese Wangenknochen! Ich starre auf sein Profil und registriere Länge und Krümmung seiner Wimpern. Unglaublich. „Wenn Ihnen jemand den Hals zudrückt, ist es natürlich klar, dass Sie sofort reagieren müssen. Sobald Ihnen die Luft wegbleibt, sind Sie kampfunfähig. Chastity, Sie sind
Weitere Kostenlose Bücher