Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Trennwand ihres Büroabteils zu durchbrechen. „Angie, kann ich dich eine Minute sprechen?“, frage ich sie.
„Ja!“, ruft sie und eilt an Alan vorbei in mein Abteil. Ich warte eine Sekunde, bis Alan an seinen Schreibtisch zurückkehrt und den Telefonhörer aufnimmt.
„Ich habe eigentlich nichts zu besprechen“, flüstere ich. „Ich dachte nur, du könntest Hilfe gebrauchen. Betrachte dich als den kleinen Pippin und mich als den edlen, geläuterten Boromir, der in dem verzweifelten Versuch, dich zu retten, alle Urukhai vernichtet.“
„Ihr Mädels müsst definitiv mehr ausgehen“, meint Pete im Vorbeigehen. Wir ignorieren ihn.
„Danke“, sagt Angela. „Alan ist ja ganz nett, aber …“
„Ich weiß. Er ist nicht Aragorn.“
„Er ist noch nicht mal Gimli“, erwiderte sie in Anspielung auf den eins zwanzig großen Zwerg aus unserer Lieblingsfilmtrilogie.
„Gehen wir heute zusammen Mittag essen?“
„Sicher“, antwortet sie sofort.
„Um eins?“
„Perfekt. Aber jetzt sollte ich wieder an die Arbeit. Ich schreibe einen Artikel übers Vorkochen“, sagt Angela. Sie hält inne. „Ach, noch was, Chastity.“
„Ja?“
„Ich habe dich zufällig beim Single-Shopping gesehen“, flüstert sie und errötet leicht.
„Oh, ich bin aber nicht lesbisch“, sage ich.
„Das weiß ich!“
„Ich wollte das auch nur gesagt haben.“
„Nein, darum geht es nicht“, fährt sie fort. „Äh … Ich wollte mal fragen, ob dein Bruder wohl eine Freundin hat.“
„Matt? Nein, hat er nicht!“ Ich richte mich auf. „Er ist super nett. Hast du ihn getroffen?“
„Ich habe ihn nur da im Supermarkt gesehen“, murmelt sie und wird immer roter. „Und neulich beim Rennen.“
Ich stutze. „Matt war damals nicht im Supermarkt.“ Dann begreife ich. „Ach, meinst du vielleicht Trevor?“
„Ist das der Typ, der deine Mutter geküsst hat? Braune Haare? Tolles Lächeln, dunkle Augen?“
Mein Herz setzt einen Schlag aus. „Ja, das ist Trevor Meade. Er ist nicht mein Bruder, sondern ein enger Freund der Familie.“
Angela sieht mich hoffnungsvoll an. „Ach so. Und weißt du, ob er eine Freundin hat?“
Eine schmollende, kindische Stimme meldet sich in mir. Du kannst ihn nicht haben. Ich liebe ihn, seit ich zehn bin, verdammt! Und dann denke ich an Super-Hayden. Ich habe noch nicht erfahren, wie es mit ihr weitergegangen ist. „Hm, ich bin nicht sicher, aber ich glaube nicht, dass er im Moment fest mit jemandem zusammen ist.“ Angela beißt sich auf die Unterlippe und lächelt, und ich fühle mich ganz seltsam. „Soll ich mal meine Fühler ausstrecken?“
„Das wäre toll“, sagt sie. „Ich finde ihn umwerfend. Ich meine, ein Blick, und ich hatte … du weißt schon … Schmetterlinge im Bauch.“
„Ja“, sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln. „Er ist … sehr attraktiv.“ Es gibt keinen Grund, warum ich Angelas Interessen entgegenwirken sollte. Trevor und ich sind gute Freunde. Seit vielen, vielen, verdammt vielen Jahren. Und die Frau, die er einmal liebte, die ihm das Herz gebrochen hat, ist wieder in der Stadt. Um die Wahrheit zu sagen, würde ich ihn lieber mit Angela sehen als mit Super-Hayden. Angela ist wenigstens nett.
In diesem Moment ertönt ein gellender Schrei. „Ah, endlich ! Teddybär!“ Lucia wirft sich ihrem Verlobten in die Arme. „Teddy und ich müssen ein paar Partyservices abklappern “, verkündet sie so triumphierend, als hätte sie gerade den Pulitzerpreis gewonnen.
„Na, dann viel Spaß“, wünsche ich.
„Die Hochzeit ist schon in sechzehn Monaten! Es gibt ja soo viel zu tun. Das kannst du dir gar nicht vorstellen, Chastity! Es ist fast eine Vollzeitbeschäftigung.“
„Das kann ich mir gut vorstellen“, entgegne ich. „Wie lange seid ihr schon verlobt?“
„Vier Jahre und sieben Monate“, antwortet Teddy umgehend. „Lass uns gehen, Schnucki.“ Er dreht sich zu Lucia, zupft ihren Kragen zurecht und lächelt mich gekünstelt an. „Wir dürfen den Partyservice nicht warten lassen. Und dannmuss ich schnell wieder zur Arbeit, zu einem Meeting mit den Teilhabern.“
„Teddybär ist zweiter Geschäftsführer geworden“, prahlt Lucia.
„Ah, ich verstehe“, sage ich. „Meinen Glückwunsch.“
„Tschüs zusammen! Wir müssen los!“ Mit hoch erhobenem Kopf stolziert Lucia aus dem Büro, Teddybär im Schlepptau.
„Wenn der Typ wirklich hetero ist, bin ich George Clooney“, verkündet Pete. Ich muss zugeben, dass ich innerlich
Weitere Kostenlose Bücher