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Meine erste Luege

Meine erste Luege

Titel: Meine erste Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Mander
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Körper war im Bett, nur mein Wille, den Bogen zu nehmen, wanderte durchs Zimmer. Der Wille war ohne Hände, um Dinge fassen zu können, doch es gab ihn unabhängig von mir, der ich weiter dalag und Wörter ohne Ton und ohne Sinn sagte.
    Mama sagt, dass sie Leichtigkeit braucht.
    Â»Doch die Dinge werden jeden Tag schwerer. Auch bei der Arbeit ist es schwerer geworden.«
    Und Giulia verdreht die Augen zum Himmel.
    Â»Was willst du da machen? Es sind Arschlöcher, weißt du, sie sind eben allesamt Arschlöcher. Klar, wenn du mit Luca nicht allein geblieben wärst, hättest du weiter malen können, statt in diesem blöden Büro zu arbeiten. Aber klar, mit einem Kind auf dem Buckel …«
    Und Mama gibt ihr ein Zeichen, leiser zu sprechen.
    Â»Was hat er denn damit zu tun? Wenn das alles Arschlöcher sind, kann doch Luca nichts dafür.«
    Aber ich verstehe es schon, wenn man einen auf dem Buckel hat, ist es nicht leicht zu malen. Aber ich habe mir überlegt, vielleicht wird alles besser, wenn Mama jetzt aufhört zu arbeiten und sich wenigstens eine Weile ausruht. Vielleicht fängt sie jetzt wieder an zu malen, wo sie aufhört zu arbeiten, und malt ein schöneres Bild als das bei uns im Wohnzimmer.
    Haben wir noch Fruchtsaft, wo doch Andrea kommt?
    Ich sage ihm dann, dass Mama bei der Arbeit ist, aber es macht einen komischen Eindruck, wenn der Kühlschrank leer ist, ohne irgendwas für zwischendurch zu essen. Wenigstens ein paar Brioches und Fruchtsaft.
    Die Vorräte sind früher oder später erschöpft, und dann bleibt Blus Napf leer. Der Arme. Es ist unglaublich, dass ein so kleiner Kater so viel fressen kann. Unverhältnismäßig viel.
    Die Küche sieht schlimm aus. Wie wenn man nach Hause kommt, nachdem man eine Weile weg war. Aber ich glaube nicht, dass Andrea sich was daraus macht, bei ihm zu Hause ist immer ein großes Durcheinander. Schlimmer als hier. Im Kühlschrank sind noch ein paar Reste. Umso besser.
    Ich hole mir ein Eis. Manchmal, wenn Andrea zu mir kommt, bringt er was mit – Hauptsache nicht die Plätzchen seiner Schwester, die so lecker aussehen in ihrer Herz- oder Sternchenform, aber wenn man sie dann isst, beißt man sich die Zähne daran aus.
    Ich schließe Mamas Schlafzimmer mit Mama darin ab.
    Wenn Andrea da reinwill, sage ich ihm, dass Mama das nicht will, weil es mal vorgekommen ist, dass ich in ihre Schubladen geschaut habe. Dass ihr Zimmer deshalb abgeschlossen ist. Das ist nicht vollkommen gelogen. Es ist eine halbe Wahrheit. Denn ich habe tatsächlich vor ein paar Wochen in Mamas Schubladen gestöbert. Ich wollte lesen, was sie am Abend zuvor geschrieben hatte. Sie hatte bis spät in der Nacht im Wohnzimmer seitenweise geschrieben, und ich wollte wissen, was ihr eigentlich durch den Kopf ging. Sie schien schlechter drauf zu sein als sonst.
    Ihr Geschriebenes habe ich nicht gefunden, nur Strümpfe, Unterhosen und so ein rosa Ding in Form eines Pimmels, das unter den Strümpfen und Unterhosen versteckt war.
    Man schaltet das Ding mit einer Taste ein, und es macht wrrrrr wie ein Mixer.
    Mama ist völlig ausgetickt.
    Â»Wehe, du rührst noch einmal meine Sachen an!«
    Du meinst dieses Ding da, habe ich gedacht, aber ich habe lieber nichts gesagt, sie war schon wütend genug.
    Ich habe ihr auch nicht gesagt, was ich eigentlich gesucht hatte, und weil es mir unmöglich schien, es wiedergutzumachen, habe ich zu schwitzen angefangen wie im Hochsommer.
    Â»Habe ich je in deinem Zimmer herumgestöbert? Habe ich je deine geheime Schachtel aufgemacht, in der du deinen blöden Krimskrams verwahrst? Habe ich dich je ausspioniert?«
    Was weiß denn ich, habe ich gedacht, ich glaube eher nicht.
    Â»Und warum machst du es dann bei mir? Was ist mit dem Respekt vor dem anderen, den ich dir beigebracht habe? Darf man das erfahren?«
    Mama schrie wie eine Wahnsinnige.
    Â»Sag keine schmutzigen Wörter, Mama.«
    Â»Wer? Ich? Ja leckt mich doch am Arsch, du und der ganze Rest!«
    Normalerweise schreit sie nicht herum, doch diesmal hat sie sich reingesteigert.
    Sie hatte ein Taschentuch in den Händen, eines von denen, die sie in der Schublade über dem Ding verwahrt, und hat es so malträtiert, als würde sie es gleich zerfetzen, als würde die Welt gleich untergehen. Zum ersten Mal habe ich gesehen, dass ihre Adern bis zu den Handgelenken hochklettern, prall und

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