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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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gut.«
    »Was hast du so getrieben in der letzten Zeit?«
    »Oh – alles mögliche. Ich bin gerade aus der Schweiz zurückgekommen.«
    »Ach ja. Natürlich! Und, wie war's?«
    »War totale Scheiße. Alles Wichser.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    »Wie – alle?«
    »Alle, die ich getroffen habe.«
    »Ach Gott, das ist ja Pech.«
    »Eigentlich nicht. Hat eher was mit statistischer Wahrscheinlichkeit zu tun.«
    »Ah ja. Klingt wirklich so, als hättest du dich voll in die Kultur integriert.«
    »Absolut. Jodeln und Gummikäse – ich meine, was will man mehr?«
    »Du fährst also demnächst wieder rüber?«
    »Bei nächster Gelegenheit. Na ja, jedenfalls – und du? Was machst du so?«
    »Ach, nichts. Ich langweile mich hier zu Tode.«
    »Zu Tode? Das klingt nach 'nem ziemlich ernsten Fall.«
    »Alle sind weg. Meine sämtlichen Freunde sind wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Da bin ich ja froh, daß du das sagst. Mir geht's ganz genauso. Es ist tragisch. Alle sind abgehauen. Ich führe so ungefähr das Leben einer Made.«
    »Also ich hätte eigentlich gedacht, daß Maden ein ziemlich ausgeprägtes Sozialleben haben. Ich meine, ich hab noch nie 'ne vereinsamte Made gesehen – du etwa?«
    War die vielleicht schräg! Ich fühlte, wie mir das Blut ins Gesicht schoß. Das war's. Ich war schon wieder dabei, mich in sie zu verlieben.
    »Dann eben 'ne Made mit einem Sprachfehler und Akne«, sagte ich.
    »Oder 'nem Schlängelfehler.«
    Es war der Hammer! Wir fingen tatsächlich an, eine Beziehung zu knüpfen.
    »Stell dir mal vor, du wärst eine Made mit Schlängelfehler«, sagte ich. »Niemand würde mit dir reden. Wenn du bloß 'ne halbe Schlängelbewegung hinkriegen würdest, wärst du nur in der Lage, dich im Kreis zu bewegen, und alle würden dich total verarschen.«
    »Glaubst du, es gibt Maden, die so richtig sexy und beliebt sind? Die sich so richtig kurvig schlängeln?«
    Ich verging fast vor Lust.
    »Sag mal, Liz, hast du irgendwas vor?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na du weißt schon – machst du irgendwas, also zum Beispiel diese Woche?«
    »Soll das 'ne Einladung sein?«
    »Nein, nein. Das nicht. Ich dachte nur … wir könnten uns vielleicht auf ein Bier treffen oder so.«
    »Also doch 'ne Einladung.«
    »Nein, es ist nicht so, wie du denkst. Ich wollte bloß …«
    »Hör auf, dich so zu winden. Ich nehme dich doch nur auf den Arm. Ich meine, du bist James' Kumpel und wirst ja wohl nicht anfangen, mich anzubaggern, kaum daß er das Land verlassen hat.»
    Ich lachte, aber es klang nicht sehr überzeugend.
    »Ihr zwei seid also immer noch zusammen?«
    »Natürlich. Hör mal – ich hab scheißviel zu tun heute abend. Wollen wir uns um acht in Camden treffen?«
    »Ja klar. Okay. Cool.«
    »Treffen wir uns am Ausgang von der U-Bahn.«
    »Es gibt zwei.«
    »Dann eben am Hauptausgang.«
    »Die sind beide gleich.«
    »Ach, sei nicht so spitzfindig. Dann eben am schöneren von den beiden«, sagte sie und legte auf.
    Scheiße! So hatte ich mich ja noch nie rumkommandieren lassen. Normalerweise dauert es mindestens zwanzig Minuten, bis man sich mit mir auf den richtigen Treffpunkt einigen kann. Und sie … mein lieber Schieber!

Noch
so ein runder,
saftiger,
überreifer Pfirsich
    Ich kam natürlich zu spät zu unserem Treffpunkt am U-Bahnhof Camden, aber Liz war noch später dran. Zum ersten Mal fiel mir auf, daß einer der beiden Ausgänge einen Tick weniger häßlich war als der andere, und genau an dem tauchte sie dann auch auf.
    Wir gingen ins World's End, und ich bestellte ein Guinness, in der Hoffnung, dadurch ein bißchen intellektuell zu wirken.
    Es war das erste Mal überhaupt, daß wir miteinander allein waren, und als wir uns mit unseren Getränken an einen Tisch setzten, wurde ziemlich schnell klar, daß unser gemeinsamer Gesprächsstoff recht dünn war. Unsere einzige Verbindung war James. Ich wollte sie nicht unbedingt ermutigen, über ihn zu reden, aber ich wollte auch keine langen Gesprächspausen. Und als sich die erste größere Lücke aufzutun drohte, wählte ich alter Angsthase natürlich die bequemste Lösung.
    »Und? Irgendwas Neues von James?«
    »Klar, jede Menge. Scheint ganz gut voranzukommen. Am Anfang habe ich noch alle paar Tage einen Brief bekommen, dann aber wurden es immer weniger. Jetzt habe ich schon über vierzehn Tage nichts mehr von ihm gehört.«
    »Wann ist er abgehauen?«
    »Januar.«
    »Scheiße – drei Monate.«
    »Ja, und noch mal fünf.«
    »War mir nicht klar, daß es so lange

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