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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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belegt hatte.
    »… kleines Nähzeug, wasserdichte Taschenlampe, speziell saugfähige Socken, ein Nothandtuch aus Nylon, ein Gummistöpsel für alle Fälle, und das Allerbeste … ist das hier.«
    James hielt ein etwa handflächengroßes, quadratisches, schwarzes Stück Plastik in die Höhe.
    »Was ist das?«
    »Tä-tä-tä-tää!« Er hebelte das Plastikteil auf, und zum Vorschein kam ein quadratisches Stück Papier, das, nachdem es umständlich entfaltet worden war, eine Weltkarte zeigte.
    Das letzte, was ich sehen wollte, war eine Weltkarte. Zumal sie ein untrügliches Zeichen dafür war, daß mir ein weiterer Vortrag über die neuesten winz-Veränderungen in seinem »Masterplan« bevorstand. Also war ein rasches Ablenkungsmanöver angezeigt.
    »Trekkingschuhe? Wozu brauchst du Trekkingschuhe?«
    »Na, für unsere Touren. Wir wollen eine Tour machen im …«
    »Seit wann bist du denn solch ein Wandervogel?«
    »Das war ich schon immer.«
    »So ein Quatsch. Du hast doch immer gesagt, daß du es auf dem Land nicht aushältst.«
    »Wir reden hier vom Himalaja, Dave, nicht von irgendwo auf dem Land.«
    »Das ist auch Landschaft. Nur halt 'ne ziemlich große Landschaft.«
    »David – wir werden die Gipfel von drei Achttausendern sehen! Weißt du, wie viele Achttausender es auf der Welt gibt?«
    »Nein, und es ist mir auch …«
    »Sechs.«
    »Sieben«, verbesserte Paul.
    »Es sind sechs.«
    »Es sind wirklich sieben.«
    »Nein, sechs.«
    Ich drehte mich zu Liz um. »Echt prima Gesellschaft, die beiden.«
    Sie zuckte mit den Achseln und schenkte mir die Andeutung eines Lächelns.
    »James«, unterbrach ich ihren Disput, »du langweilst. Ihr seid beide stinkend langweilig. Ihr könnt zu Hause über eure große Reise diskutieren, okay? Es sind hier noch zwei andere Menschen im Raum, und wir würden gern noch ein bißchen wach bleiben, also könnten wir vielleicht mal über was anderes reden?«
    »Ha!« sagte James.
    »Was meinst du mit ›Ha‹?«
    »Das ist einfach nicht… besonders … elegant.«
    »Elegant?«
    »Ich meine – diese Art von … offenem Neid. Das ist… das ist einfach peinlich.«
    »Ach, jetzt versteh ich. Ich bin gar nicht gelangweilt – ich bin neidisch!«
    »Ja.«
    »Und tief in meinem Herzen bin ich in Wahrheit wahnsinnig daran interessiert, wie viele Hügel es auf dieser Welt gibt, die ein bißchen größer sind als 'ne Menge anderer Hügel.«
    »Du hältst es einfach nicht aus, daß wir uns über unsere Reise unterhalten, weil es dich daran erinnert, daß du dein freies Jahr einfach vertrödelst. Du vertrödelst es, weil du nichts geplant hast. Und du hast nichts geplant, weil du im Grunde genommen viel zuviel Angst vorm Verreisen hast.«
    »Ich fahre doch ins Ausland.«
    »Du meinst, in die Schweiz?«
    »Ja.«
    »Oooh – tapferes Bubilein! Da riskierst du ja wirklich Kopf und Kragen. Kellner in einem Schweizer Hotel! Alle Achtung!«
    »Sei nicht so ein Arschloch, James.«
    »Sind ja auch schockierende hygienische Zustände dort. Du wirst bestimmt krank werden in der Schweiz.«
    »James, jetzt gehst du mir langsam wirklich auf den Zeiger«, mischte sich Liz ein. »Vielleicht will er ja deutsch lernen. Oder französisch. – In welchen Teil fährst du genau?«
    »Ich fahre in den französischen Teil, in die Nähe von …«
    »Wiilst du Fron-zö-siisch lerr-nen, David? Das ist wischtisch fürr Deine Läbens-lauf.«
    Ich fühlte, wie ich rot wurde.
    »Du bist neidisch, und du bist ein Weichei«, sagte er. »Fürs wirkliche Reisen fehlt dir der Mumm, weil du nämlich Angst hast, daß du in einer … einer fremden Kultur nicht überleben kannst.«
    »Natürlich könnte ich das.«
    »Und warum machst du's dann nicht?«
    »Weil …«
    »Laß ihn jetzt endlich in Ruhe«, sprang Liz mir erneut bei.
    »Nicht jeder ist wie du, James. Wenn Dave nicht wegfahren will, dann will er eben nicht wegfahren. Man ist ja schließlich nicht dazu verpflichtet.«
    Das war's. Der Augenblick, in dem ich mich in sie verliebte. Oder anfing, mich in sie zu verlieben.
    James verkniff sich einen finsteren Blick und versuchte zu lächeln. Er ließ sich nicht gern öffentlich von seiner Freundin widersprechen. (So ein Arschloch war das.) »Ja, aber… ich meine, du würdest ja auch wegfahren, wenn du nicht wegen deinem Kurs hier festsitzen würdest.«
    »Ich sitze hier nicht fest wegen diesem Kurs, sondern ich mache diesen Kurs freiwillig.«
    »Ja klar, aber wenn du Zeit hättest, würdest du doch nach Asien oder so abhauen,

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