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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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ihre Müslischale. Während sie überlegte, was sie antworten sollte, kaute sie langsam.
    »Ist das nicht offensichtlich?« murmelte sie.
    »Unter den jetzigen Umständen finde ich gar nichts offensichtlich.«
    »Ich liebe dich nicht«, sagte sie.
    »Na und?«
    »Was soll das heißen: ›na und‹?«
    »Das weiß ich doch, daß du mich nicht liebst. Ich weiß, wie wir zueinander stehen. Es ist nur so, daß … also wenn wir schon Sex haben, dann sollten wir wenigstens versuchen, ihn zu genießen.«
    »Ich liebe James. Bedeutet dir das denn gar nichts?«
    »Nicht besonders viel. Ich finde es einfach lächerlich, daß du mir immer wieder nur mit ihm kommst, aber gleichzeitig diese ganzen Sachen mit mir machst. Ich verstehe einfach nicht, warum du dir nicht eingestehen kannst, was hier gerade abgeht. Ich meine – was soll das? Wenn er wiederkommt, wird eben alles wieder seinen geregelten Gang gehen.«
    »Ist das wirklich das, was du willst?«
    »Ja klar!«
    »Und du glaubst echt, daß das so läuft?«
    »Ich wüßte nicht, warum es nicht laufen sollte. Wir könnten es jederzeit abblasen.«
    »Du bist so was von naiv! Von Beziehungen hast du echt keine Ahnung. Ich fass es nicht! Das ist totaler Müll, was du da redest.«
    »Wieso? Was soll denn schiefgehen? Denkst du, ich wäre nicht in der Lage loszulassen?«
    »Ja.«
    »Das würde mir nichts ausmachen. Wenn ich im voraus einverstanden war, kann ich mich hinterher wohl schlecht beschweren, oder?«
    »Und dann gibt es da noch das klitzekleine Problem mit James. Hast du schon mal was von Eifersucht gehört? Ich kann mir nicht vorstellen, daß er wahnsinnig begeistert davon wäre.«
    »Ich dachte, ihr hättet euch auf eine offene Beziehung geeinigt, damit er in Asien rumbumsen kann, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Geschieht ihm recht.«
    »Ich glaub's einfach nicht. Ich weiß nicht, warum wir über das Ganze überhaupt reden. Du bist so naiv, daß ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Du hast ja anscheinend von nichts eine Ahnung. Und außerdem bin ich kein Stück Fleisch, mit dem ihr beiden beliebig Handel treiben könnt.«
    »Wir sind doch die, mit denen gehandelt wird. Du hast dir mich für ihn eingehandelt.«
    »Hab ich nicht.«
    »Klar hast du das.«
    »Habe ich nicht. Wenn … wenn du denkst, daß du, bloß weil du die ganze Zeit an mir rumgezerrt hast und ausgenutzt hast, daß ich James vermisse … und jetzt, wo du endlich dein erbärmliches bißchen Befriedigung für diese ganzen Anstrengungen gekriegt hast – also wenn du glaubst, daß das schon bedeutet, daß du an James' Stelle getreten bist, dann mußt du echt noch eine Menge lernen.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Zum … zum Beispiel… einfach alles! Du hast anscheinend keinen Schimmer, wie eine Beziehung funktioniert. Als ob du noch nie von menschlichen Gefühlen gehört hättest! Als ob du nicht einmal so viel Phantasie hast, um zu begreifen, daß das, was sich auf der Oberfläche abspielt, nicht immer dem entspricht, was … daß das einfach nicht immer das Wichtigste ist!«
    »Ach so ist das. Jetzt versteh ich. Ich bin der Oberflächliche, weil ich mir einbilde, daß Sex irgendwas zu bedeuten hat. Endlich hab ich's begriffen. Es ist alles meine Schuld, weil ich so naiv war anzunehmen, daß du, bloß weil du jetzt mit mir Sex hast anstatt mit James …«
    »Ich habe jetzt gar nicht mit dir Sex anstatt mit James. Also – du hast mich lange genug angegrabscht, und nun hast du ja endlich, was du wolltest. Ich hoffe, du bist zufrieden, aber nun ist Schluß.«
    »Toll. Und ich bin der Oberflächliche.«
    »Ja.«
    »Hör mal. Selbst wenn du jetzt Schluß damit machst: Wir wissen doch beide, daß du es willst. Und wir wissen beide, daß wir es getan haben.«
    »Ich will es nicht.«
    »Ja klar, ich hab dich gezwungen.«
    »Hast du auch.«
    »WO VON REDEST DU EIGENTLICH?«
    »Das hast du. Schritt für Schritt hast du dich mir aufgezwungen. Über Wochen hin.«
    »Das ist doch totaler Quatsch.«
    »Aber es stimmt. Ich weiß gar nicht, wie du das abstreiten kannst.«
    »Ich habe es nicht erzwungen. Es ist einfach passiert. Und mir ist nicht aufgefallen, daß du dich gewehrt hättest.«
    »Wenn ich mich nicht gewehrt habe, warum ist es dann nicht gleich passiert?«
    »Vielleicht wollte ich ja nicht, daß es passiert.«
    »Ja, höchstwahrscheinlich. Du würdest doch alles nehmen, was dir vors Rohr kommt.«
    »Da machst du dir selbst aber ein tolles Kompliment.«
    »Egal – jedenfalls hatten wir keinen Sex.

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