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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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›Tourist‹ steht.«
    Ich sah mich um, um zu überprüfen, ob das stimmte. Eine Gruppe von etwa dreißig Europäern mittleren Alters tauchte auf, samt Führer. Sie kamen gerade aus dem Fort. Mehr als die Hälfte von ihnen trug meinen Hut.
    »Wo ist dein Führer, Dave? Willst du dich nicht deinen Freunden anschließen?«
    »Jetzt paß mal auf, Liz. Das ist hier keine Modenschau. Der Hut sitzt gut und ist bequem. Wenn du lieber einen Sonnenstich kriegst, nur um ja nicht wie ein Tourist auszusehen, dann ist das dein Problem.«
    »Ich kaufe mir schon noch einen Hut. Ich würde ihn vielleicht nur nicht beim erstbesten Typen kaufen, der mir begegnet – und das auch noch direkt vor der größten Touristenattraktion der Hauptstadt. Also, zumindest so viel Zurückhaltung würde ich persönlich schon zeigen.«
    »Super Idee. Der Hut macht's wirklich aus. Was willst du sonst noch tun? Dir Schuhcreme ins Gesicht schmieren?«
    »Rassist.«
    Ich wünschte mir inzwischen, daß ich den Hut nie gekauft hätte. Aber wegen unseres Streits würde ich ihn nun die ganze Zeit tragen müssen – nur um ihr zu zeigen, daß sie mich nicht umstimmen konnte.
    Ich fragte mich allerdings wirklich, wieviel die anderen dafür bezahlt hatten.
     
    Jeremy hatte uns erzählt, daß die Rikscha zum Fort und von dort wieder zurück pro Strecke nicht mehr als zehn Rupien kosten sollte (das waren ungefähr dreißig Pence). Unsere Versuche, diesen Preis auszuhandeln, wurden von den Rikschafahrern nur mit Hohn quittiert. Liz brachte es fertig, auf ihre Preisvorstellungen mit ebensoviel, wenn nicht gar mehr Hohn zu reagieren. Und ich sah mich schließlich mit gut zwanzigminütigen Auseinandersetzungen über Hin- wie Rückweg konfrontiert. In regelmäßigen Abständen stapften entweder Liz oder der Fahrer wütend davon. Und wenn Liz an der Reihe war, empfand ich es als Ehrensache, ihr auf dem Fuße zu folgen.
    Liz schaffte es, den Preis auf fünfzehn Rupien für die Hinfahrt und zwanzig für die Rückfahrt zu drücken, was sie in beiden Fällen als moralischen Sieg betrachtete. Wie sie so auf dem Rücksitz der lärmenden und stinkenden Rikscha kauerte, konnte ich ihr ansehen, daß sie irgendeine Art von Anerkennung für ihre Bemühungen erwartete.
    »Gut gemacht, Liz.«
    »Danke.«
    »Da haben wir mindestens 15 Pence pro Nase gespart. Das macht fast acht Pence für jeden.«
    »Hörst du jetzt endlich mal auf, dich wie ein verwöhntes Bürschchen aus dem Westen aufzuführen? Wir sind in Indien.«
    »Na und?«
    »Da muß man feilschen. Das gehört dazu.«
    »Muß man gar nicht. Leg noch ein paar Pennies drauf, und du kannst dir dieses ganze Rumgeschreie in der Mittagshitze komplett sparen.«
    »Darum geht's gar nicht, das weißt du ganz genau.«
    »Worum geht's dann?«
    »Jetzt denk doch mal nach – wenn du gleich mit ihrem ersten Angebot zufrieden bist, machst du dich zum Trottel. Die lachen dich doch hinter deinem Rücken aus.«
    »Na und? Das ist doch mir wurscht.«
    »Und wenn die aus dem Westen immer das Doppelte bezahlen, macht das einen schlechten Eindruck und versaut unseren Ruf. Es sieht dann so aus, als ob wir alle verwöhnt wären und viel reicher, als wir tatsächlich sind.«
    »Aber wir sind doch reich. Zehn Rupien ist doch gar nichts. Es ist doch völlig egal, ob wir das Doppelte bezahlen.«
    »Das ist nicht der Punkt. Wenn wir das täten, würden wir das ganze hiesige Wirtschaftsgefüge durcheinanderbringen.«
    »Ach, jetzt versteh ich. Es ist wieder wie mit den Bettlern. Und ich dachte schon, du wärst knauserig – dabei kämpfst du bloß selbstlos zum Wohle der hiesigen Wirtschaft.«
    »Deine pseudo-weltliche Sarkasmuskacke langweilt mich zunehmend, Dave. Das hat überhaupt nichts mit knauserig zu tun. Ich werde einfach nicht zulassen, daß diese Leute mich zum Idioten machen.«
    »Stimmt, du hast ziemlich clever ausgesehen, wie du da wegen 20 Pence rot angelaufen bist.«
    »Ach, leck mich.«
     
    An einer Kreuzung wurden wir von einem Verkehrspolizisten angehalten. Prompt klopfte ein bettelndes Kind an den Schlag der Rikscha und steckte seinen Kopf flehend zu uns herein. Liz fischte in ihrer Gürteltasche nach Münzen, vermutlich um zu beweisen, daß sie nicht geizig war. Das bettelnde Kind und ich sahen ihr beide zu, wie sie sich mit der Gürteltasche abmühte, in der sich inzwischen ein fast zentimeterdickes Notenbündel befand. Ich bemerkte, wie sich die Augen des Kindes ehrfurchtsvoll weiteten.
    »Ich habe keine Münzen«, sagte

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