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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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schlimm und frustrierend – nun, da wir eine kleine Oase der Ruhe gefunden hatten, wo wir unsere Tage verbringen konnten.
    Sogar meine Abneigung gegen indischen Joghurt gab ich auf, als ich erstmals Bekanntschaft mit einem Bhang Lassi machte – ein Getränk, das aus Milch, Joghurt und Hasch besteht. Das Geile daran war, daß man es direkt bei den Hotelangestellten ordern konnte, was vor allem dann praktisch war, wenn man gerade zu breit war, um sich noch einen Joint zu bauen. Ich mochte den Geschmack eigentlich nicht besonders, lernte das Gesöff aber recht bald schätzen, weil die beste Methode, der Langeweile beim dauernden Doperauchen zu entgehen, immer noch ist, das Zeug zu trinken.
     
    In unserem Hotel hingen noch jede Menge andere Reisende ab, und weil alle ihre Joints rumgehen ließen, war es ein ziemlich gemütlicher Ort. Am Schluß unterhielt man sich immer mit den verschiedensten Leuten, und die meisten Abende verbrachte man damit, in einem angenehm halb-komatösen Zustand kiffend Karten zu spielen und sich dabei über das Reisen zu unterhalten. Ich war eher fürs Kartenspielen und Kiffen. Liz hingegen fuhr dermaßen begeistert auf diese ganze Philosophiererei ab, daß es fast schon deprimierend war.
    Die Leute schienen nie genug davon zu haben, über Indien zu reden. Ich kapierte nicht, was es da zu theoretisieren gab und wie man überhaupt versuchen konnte, ein Land zu erklären , aber wie es schien, hatte jeder einzelne von ihnen seine eigene Theorie. Wie nicht anders zu erwarten war, sog Liz das alles begierig auf, und ich merkte, wie ihr meine zynischen Kommentare zu der ganzen Sache langsam auf die Nerven gingen.
    Einer von diesen Typen hieß Jonah und war 17 Jahre lang praktisch ohne Unterbrechung auf Reisen gewesen. Er behauptete, es sei nun beinahe ein Jahrzehnt her, seit er das letzte Mal Schuhe getragen habe, und schwafelte endlos davon, wie unmenschlich es sei, den Kontakt mit der Erde zu verlieren. Außerdem sagte er, daß er jedesmal, wenn er einen Bettler treffe, diesem kein Geld geben, sondern ihn umarmen würde.
    Stundenlang hielt er über die Gruppe hof, mit Erzählungen von Krankheit, Raub, Drogenmißbrauch und Fußfäule. Diese Geschichten waren freilich nur Ouvertüren, mit deren Hilfe er ein größeres Publikum anziehen wollte. Und erst wenn er eine genügend große Zuhörerschaft gefunden hatte, begann er mit seinem Lieblingsthema: einer allumfassenden Theorie Indiens.
     
    »Indien«, sagt Jonah, »ist zugleich das schönste und das schrecklichste Land – und die Inder sind sowohl die warmherzigsten als auch die brutalsten Menschen auf dieser Erde.«
    Obwohl Jonah sich kaum warmgeredet hat, stürzt sich bereits Belle, eine amerikanische Hippiefrau in Militärklamotten, in die Debatte. »Indien«, sagt sie, »ist ein wunderschönes Land, aber, mal ehrlich, Leute – die Menschen haben es kaputtgemacht. Ständig wollen sie was von einem. Alles, woran sie denken, ist kaufen und verkaufen.«
    »Du hast nicht mal an der Oberfläche gekratzt, Mann«, sagt Ing, ein Skandinavier mit dem Körperbau eines Hungerleiders, der aber irgendwie ständig am Essen ist. (Fuchsbandwurm, meint Liz.) »Handel ist einfach eine Art moderne dünne Plastikschicht, die sich über den Teppich der reichen indischen Geschichte gelegt hat. Ich meine, dieses Land ist so oft überfallen worden, aber es hat immer mit intakter Kultur überlebt. Der Kapitalismus ist einfach nur der Eindringling der heutigen Zeit, und wenn er besiegt sein wird, wie all die anderen Armeen, werden die gleichen spirituellen Menschen hier leben, die hier schon immer gelebt haben.«
    »Es ist alles ziemlich billig«, sagt Brian aus Nottingham. »Man kann hier günstig einkaufen.«
    »Aber … wie heißt du noch mal?« stottert Belle.
    »Ing.«
    »Ing?«
    »Ing.«
    »Ing – aber der Kapitalismus wird nicht so wie all die anderen Armeen verschwinden. Diesmal hat Indien den Kampf verloren. Es ist dabei, seinen Charakter zu verlieren. Man muß schon ein ziemlicher Narr sein, um zu behaupten, daß Indien immer noch ein spirituelles Land ist.«
    »In England«, sagt Brian, »kostet eine Banane bis zu zwanzig Pence. Hier kann man für nicht mal dreißig zehn bis fünfzehn Stück kriegen. Da spart man echt enorm.«
    »Wir sollten nicht vergessen«, wirft Burl (Belles Freund) ein, »daß Indien sich nie von der Kolonisierung durch die Briten erholt hat. Es wird sicher noch zwei oder drei Generationen dauern, bis die Inder ihre Selbstachtung

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