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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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wiedergefunden haben. Aber dann ist es vielleicht schon zu spät.«
    »Ich liebe dieses Land«, sagt Jonah, »aber ich hasse es auch«, fügt er weise nickend hinzu.
    »Also ich«, sagt Ing, »ich hasse dieses Land. Aber ich liebe es auch.« Und nickt dazu noch weiser als Jonah, der ein bißchen mißmutig dreinschaut und versucht, den Weisheitsquotienten seines Nickens zu erhöhen. Das funktioniert aber nicht, weil man ihm seinen Mißmut ansieht. Also zieht sich Jonah aus dem Nickkampf zurück und baut sich noch einen Joint.
    Das gibt Xavier Gelegenheit, seine Sicht der Dinge darzulegen. »Indiön leidet wie viele Lenderr an seinem eigenen Gewischt. Wie ein Walle auf dem Strand. Die Größe seiner eigenen Bevölkerung ist die Mochdwaffe fürr einen unfreiwilligen Selbstmochd.«
    Als ihn die Runde verständnislos anschaut, fügt er mit Nachdruck hinzu:
    »J'aime l'Inde. Mais je la déteste.«
    Alle nicken weise und versuchen den Eindruck zu erwecken, daß sie Französisch verstehen.
    »Faszinierend, nicht?« flüstert Liz in mein Ohr. Ihr Gesicht glüht vor Aufregung.
    »Also wenn du mich fragst, ist das alles totaler Quatsch.«
    »Wie kannst du so was sagen?«
    »Ganz einfach. Das ist alles Quatsch.«
    »Aber… diese ganzen Theorien! All diese Leute, die schon weißgottwo waren und ihre Erfahrungen mit uns teilen. Weißt du, was für ein Glück wir da haben?«
    »Ja, wir haben Glück, daß wir nicht so sind wie die, soviel steht fest.«
    Sie berührt meine Wange und sieht mir sehnsüchtig in die Augen.
    »Bitte, Dave. Tu's mir zuliebe – nur mir zuliebe. Kannst du nicht einmal versuchen, diesen ganzen westlichen Zynismus zu vergessen? Bitte. Das ist unsere große Chance, unseren Geist zu erweitern. Laß sie uns nutzen.«
    Ich schaue sie an. Sie hat jenen Ausdruck von verzweifelter Aufrichtigkeit in ihren Augen, den Leute bekommen, wenn sie ein Beruhigungsmittel brauchen. Unfähig, auf die Schnelle einen Ausweg zu finden, beschließe ich, daß die einzige höfliche Art, darauf zu reagieren, in einer Lüge besteht. »Okay. Tut mir leid. Ich werd's versuchen.«
    »Versprichst du's?«
    »Ich werde versuchen, ein bißchen östlicher zu werden.« Zum Glück bemerkt sie meinen Sarkasmus nicht.

Das
richtige Indien
    Nach ungefähr einer Woche in Manali nahm die Katastrophe ihren Lauf. Jeremy kreuzte auf.
    »Dachte ich mir doch, daß ich euch hier finde«, sagte er, als er um die Ecke bog.
    »J!« kreischte Liz und sprang von ihrem Stuhl auf, um ihm einen Begrüßungskuß zu geben.
    »Hi, Dave«, sagte er und hatte scheinbar völlig vergessen, daß wir uns eigentlich auf den Tod nicht ausstehen konnten.
    »Mmm.«
    »Wie ich sehe, sprichst du dem hiesigen Gift zu.«
    »Nö, ich rauch 'nen Joint.«
    »J! Du hattest total recht mit diesem Hotel. Es ist total abgefahren hier«, sprudelte es aus Liz hervor.
    »Dieses Hotel hier ist Manali, so einfach ist das«, gab er zurück. »Also, wo ist das Kraut?«
    Ohne mich auch nur zu fragen, nahm Liz mir den Joint aus der Hand und gab ihn Jeremy. Er steckte ihn sich direkt am Knöchel zwischen die Finger, krümmte seine Hand zu einer Faust und sog den Rauch von seitlich des Daumenansatzes ein. Und ehe ich mich's versehe, ist er schon dabei, Liz dasselbe beizubringen.
    »Wenn du mal drauf achtest, wirst du feststellen, daß viele von den Einheimischen auch so rauchen«, sagt er.
    ∗∗∗
    Zwei Tage später versuchte Jeremy einen Tagesausflug zu organisieren. Er erzählte allen Leuten im Hotel, daß es an einem Berg in der Nähe eine heilige Höhle gebe, die von Sadhus bewohnt werde, und daß jeder, der mitkommen wolle, sich früh am nächsten Morgen auf der Veranda einfinden solle.
    Anfangs war ich gegen die Idee, einfach nur weil sie von Jeremy kam. Allerdings war es schon so lange her, daß ich mich irgendwie aktiv betätigt hatte, daß die Aussicht auf einen langen Spaziergang eigentlich sehr verlockend wirkte. Außerdem mußte ich, wenn ich Liz' Gunst behalten wollte, ein bißchen Begeisterung zeigen für etwas, das wohl irgendwie östlich war. Eine Höhle ist eine Höhle, wenn du mich fragst. Aber da es angeblich eine heilige Höhle war, genügte sie Liz' Ansprüchen auf Bewußseinserweiterung und würde mir folglich ein paar Gummipunkte bei ihr verschaffen. Ich beschloß mitzugehen.
    Um zehn Uhr hatten sich darin genügend Leute eingefunden: Burl, Belle, Ing und Jonah waren alle erschienen, dazu gesellte sich noch ein Typ namens Ranj, der – ausgerechnet – Inder

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