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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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uns?«
    »Nein.«
    »Sag mir einfach, warum du das machst, Dave. Was genau hast du eigentlich davon?«
    »Gar nichts. Ich fahre nur in Richtung Süden, und das ist zufällig in dieser Richtung.«
    »Ist das so eine verquere Art Rache?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Wohin soll ich den sonst fahren? Vielleicht zurück nach Delhi?«
    »Sehr witzig.«
    »Das war kein Witz.«
    »Wir lassen uns von dir jedenfalls nicht einschüchtern, nur damit du's weißt.«
    »Ich will euch doch gar nicht einschüchtern. Um Gottes willen, ich bin bloß unterwegs nach … nach … Udaipur und Ahmedabad.«
    Sie beäugte mich mißtrauisch.
    »Ich dachte, du wolltest nach Goa.«
    »Will ich ja auch. Aber ich werde ja wohl unterwegs einen Zwischenstopp einlegen dürfen, oder? Schließlich interessiere ich mich nicht bloß dafür, wo die Rucksacktouristen abhängen. Ich möchte das richtige Indien sehen.«
    Sie beäugte mich noch mißtrauischer.
    »Wir steigen noch vor Udaipur aus – ich sag dir nicht, wo –, aber wenn du auf dem gleichen Bahnhof aussteigst wie wir, ruf ich die Polizei.«
    »Ja klar.«
    »Ich mach keine Witze.«
    »Und was macht die dann?«
    »Das hängt ganz davon ab, was ich ihnen erzähle.«
    »Ach Liz, jetzt mach aber mal halblang.«
    »Nein – du machst jetzt mal halblang.«
    »Hör mal, ich weiß gar nicht, worüber wir streiten, weil ich nicht das geringste Interesse daran habe, dir in dein Scheiß-Gehirnwäschezentrum nachzulaufen. Ich fahre, wie gesagt,nach Udaipur.«
    »Deine Lügen interessieren mich nicht mehr, David. Denk dran, wenn das so weitergeht, ruf ich die Polizei.«
    Als ich an der Reihe war, versuchte ich dem Fahrkartenverkäufer auseinanderzusetzen, daß ich in ein anderes Abteil wollte als die drei englischen Girls. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er kapierte, wovon ich redete, aber schließlich seufzte er, nickte und sagte, er habe verstanden.
    Ich zahlte, und er schob mir das Ticket unter der Glaswand durch und sagte augenzwinkernd, er hätte mich so nahe wie möglich plaziert.
    Im Zug wurde ich von noch mehr frostigen Blicken und steif abgewendeten Rücken begrüßt. Ich kam mir so vor, als hätte ich die Einsame-Rentner-Phase bereits wieder abgeschlossen und sei inzwischen ein Dirty Old Man geworden, so einer mit Regenmantel.
    Nach einer Weile begann der Mann neben mir zu lächeln und fragte: »Diese Mädchen dein Freund?«
    Er trug ein grünes, mit Schweißflecken übersätes Polyesterhemd und sah aus, als ob er sich gerade die Haare mit Schmalz gewaschen hätte. Wir saßen dicht zusammengedrängt nebeneinander, und jedesmal wenn ich versuchte, ein bißchen Abstand zu gewinnen, quoll sein Fett hinterher, um die Lücke zu füllen.
    »Nein. Nicht meine Freunde«, erwiderte ich.
    »Du reden mit Mädchen, ja?«
    »Nein. Rede nicht mit Mädchen.«
    »Warum?«
    »Sie nicht meine Freunde.«
    Der Mann sah mich an, als sei ich nicht ganz bei Trost. Zum einen wahrscheinlich, weil ich begonnen hatte, noch schlimmer zu radebrechen als er, aber vor allem wohl deshalb, weil ich kein Interesse zeigte, mit den Mädchen zu reden.
    »Sie keine gute Mädchen«, fügte ich hinzu, in der Hoffnung, damit mein Verhalten zu erklären.
    »Aber sie schöne Mädchen«, erwiderte er mit großen, lüsternen Glotzaugen.
    »Glauben Sie mir, die gehen mir granatenmäßig auf die Eier.«
    »Hallo, was?«
    »Böse Mädchen, böse Mädchen.«
    »Böse Mädchen viel Spaß.«
    »Nein. Diese hier nicht. Wirklich nicht. Kein Stück.«
    Er wackelte mitfühlend mit dem Kopf und hielt mich ganz offensichtlich immer noch für ein bißchen plem-plem.
    »Wie ist Ihr werter Name?«
    »Dave.«
    »Wo kommst du her?«
    »England.«
    »Aah. England sehr gut. Bist du verheiratet?«
    »Nein.«
    »Was ist deine Arbeit?«
    »Student.«
    »Ah, sehr gut.«
    An dem Punkt ging uns ein bißchen die Puste aus, und es folgte eine längere Pause. Mir war klar, daß ich ihm jetzt im Gegenzug dieselben Fragen hätte stellen müssen, aber irgendwie hatte ich nicht die Energie dazu. Das Schweigen wurde unterbrochen, als sich der Mann, der mir gegenübersaß, vorbeugte und versuchte, meine Hand zu schütteln. Er sah so krank aus, daß ich ihn nicht anfassen wollte.
    »Hallo«, sagte ich und winkte ihm zu.
    »Guten Tag, Sir«, erwiderte er und schüttelte mein Bein.
    »Wie ist Ihr werter Name?«
    »Dave.«
    »Wo kommst du her?«
    » England.«
    »Aah. England sehr gut. Was ist deine Arbeit?«
    »Student.«
    »Bist du

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