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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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Geldgürtel verbrachte ich den restlichen Tag damit, mir meine Abschiedsrede für Liz zurechtzulegen, die dann folgendermaßen lauten sollte:
    »Mir ist klar, daß das alles nicht ganz einfach war und daß wir, was auch immer passieren wird, nie werden behaupten können, besonders freundschaftlich auseinandergegangen zu sein. Trotzdem sollst du wissen, daß ich dir verzeihe, was du mir angetan hast, und daß ich dir keine Vorhaltungen machen werde, weil du mich verlassen hast. Ich wünsche dir alles Gute für deine spirituelle Entdeckungsreise und danke dir, daß du mir die Gelegenheit gegeben hast, allein durch Asien zu reisen.«
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war sie dummerweise bereits fort. Ich fand eine Notiz auf dem Fußboden vor, auf der stand:
     
    D,
    Mach's gut.
     
    Peace, L.
     
    Wütend knüllte ich den Zettel zusammen, beschloß dann aber doch, ihn aufzubewahren, weshalb ich ihn wieder glattstrich, zusammenfaltete und ins BUCH legte.
    Erschrocken registrierte ich, daß ich verpennt hatte und ziemlich spät dran war für meinen Bus. Normalerweise hatte sich Liz um das Rechtzeitig-Aufstehen-um-noch-den-Bus-zu-erwischen gekümmert.
    Scheiße. Genaugenommen hatte sie sich eigentlich um alles gekümmert. Ich zog mich an, stopfte meine sämtlichen über das Zimmer verstreuten Klamotten in den Rucksack, schlüpfte in meine Schuhe, warf noch einmal einen Blick unter das Bett, hielt für einen Moment inne, leerte noch einmal den Inhalt meines Rucksacks auf das Bett und zählte die Kondomschachteln. Jawoll. Dacht ich's mir doch. Zwei fehlten.
    Das war mir ein schöner Aschram, den sie da besuchte! Sah ihr ähnlich.
    Das war also, was sie unter spirituell weiterkommen verstand. Sah ihr echt ähnlich. Ich betrachtete nachdenklich den Haufen Kondomschachteln auf meinem Bett, alle noch originalverpackt, und fühlte mich kurzzeitig wie gelähmt. Ich war ein Versager. Mein Leben war eine einziges Durcheinander. Ich gehörte ins Kloster.
    Wie elend ich mich auch fühlte: Den Bus zu verpassen würde meine Situation auch nicht verbessern. Also zwang ich mich, erneut meinen Rucksack zu packen und mich auf den Weg zum Busbahnhof zu machen. Ich kam fast eine Viertelstunde zu spät, aber zum Glück stand der Bus noch da. Zu meinem äußersten Entsetzen sah ich jedoch, daß die vordersten drei Sitze im Bus bereits von Liz, Fee und Caz belegt waren.
    Mein Sitz befand sich in der Reihe direkt hinter ihnen, und als ich einstieg, lächelten mich Fee und Caz in einer Weise an, wie man einen unartigen Leprakranken anlächelt. Liz schaute in die andere Richtung.
    Ungeachtet der Tatsache, daß es nur eine recht kurze Fahrt war, gelang es Caz, gleich zweimal aus dem Fenster zu kotzen. Aufgrund der Geschwindigkeit des Busses flog ein nicht unbeträchtlicher Teil ihres Erbrochenen zu ihrem Fenster hinaus und zu meinem wieder herein, mitten in mein Gesicht.
    Wie treffend, dachte ich, während ich mir Flocken halb-verdauter Linsen aus dem Gesicht wischte. Erst spannst du mir die Reisepartnerin aus, und dann kotzt du mir ins Gesicht. Hast du sonst noch einen Wunsch? Möchtest du vielleicht in mein Bett kacken?
     
    Ajmer ist nicht gerade ein Ort, der zum Bleiben einlädt, und da Fee, Liz und Caz denselben Bus nach Ajmer nahmen wie ich, konnte man darauf wetten, daß sie dort in den Zug umsteigen und noch weiter fahren würden. Da wir während der gesamten Busfahrt kein Wort miteinander sprachen – nicht mal, um sich (nur zum Beispiel) für die Ladung Linsen-Schrot zu entschuldigen –, blieben die Einzelheiten ihrer Weiterreise für mich ein Rätsel.
    Der Busbahnhof in Ajmer war, wie sich herausstellte, winzig und busmäßig so gut wie leer. Das hieß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, daß sie ihre Reise mit der Eisenbahn fortsetzen würden. Der Bahnhof befand sich auf der entgegengesetzten Seite der Stadt, und nachdem ich zugesehen hatte, wie sie sich mit ihren Rucksäcken in eine Rikscha zwängten, besorgte ich mir eine eigene Rikscha und folgte ihnen quer durch die Stadt.
    Unterwegs verlor ich sie zeitweilig aus den Augen, nur um sie dann am Bahnhof wieder zu treffen, wo sie direkt vor mir in der Schlange für Züge in Richtung Udaipur anstanden. Keine von ihnen drehte sich um, aber an der Art, wie sie sich versteiften und fieberhaft miteinander flüsterten, konnte ich erkennen, daß meine Anwesenheit registriert worden war.
    Nach etwa zehn Minuten wirbelte Liz mit feuerrotem Gesicht herum.
    »Verfolgst du

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