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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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verheiratet?«
    »Nein.«
    »Ah, sehr gut.«
    Jetzt war ich aber echt gut dabei, die Einheimischen kennenzulernen. Man redet ja immer von kulturübergreifendem Austausch – aber das hier war nun wirklich faszinierend.
    Als Liz, Fee und Caz ein paar Stunden später den Zug verließen, gab ich vor, es nicht zu merken. Sie versuchten, dabei langsam und unauffällig vorzugehen, aber sowie sie den Fuß auf den Bahnsteig gesetzt hatten, sah ich sie durch den Bahnhof wetzen, bis sie außer Sicht waren.
    Nun war ich wirklich ganz allein.
    Der Schmalzhaar-Typ schnalzte mit der Zunge, hob nickend den Kopf, schnippte mit den Fingern seiner rechten Hand und sagte: »Schöne Mädchen.«
    Irgendwie verstand ich, was er meinte. In der internationalen Sprache schmieriger, ausgehungerter Männer hießen diese Gesten soviel wie: »Pech gehabt, Kumpel – war eh nicht unsere Liga.«
    Ich schnalzte mit der Zunge, hob nickend den Kopf und zuckte mit den Achseln.
    Er lachte und tätschelte mir die Knie.
    Ein bißchen deprimierend war es schon, daß ich mich bereits fließend auf Schmierig-gierig unterhalten konnte.

Und
ich bin nicht
aus
Surrey
    Der Zug endete in Udaipur, und ich verließ als einer der letzten das Abteil. Als ich auf den dunklen Bahnsteig trat, sah ich, daß der Bahnhof fast ausgestorben war. Das heißt: nach indischen Maßstäben fast ausgestorben, was bedeutet, es sind so wenig Leute da, daß man in dem ganzen Menschengewirr gelegentlich mal ein paar Zentimeter Fußboden erkennen kann.
    Vom Bahnhofsvorplatz aus warf ich einen Blick auf die dort wartenden Taxis und Rikschas. Trotz der späten Tageszeit wirkte das Treiben in der Stadt äußerst geschäftig. Aufgrund meines vorerst letzten Gesprächs mit Liz hatte ich das Gefühl, daß ich mir ein bißchen mehr als nur den Bahnhof anschauen sollte.
    Einer der Fahrer kam auf mich zu und versuchte mich in Richtung seiner Rikscha zu zerren. Aber ich reagierte so wütend, daß er den Rückzug antrat. Flüchtig kam mir die Erkenntnis, daß Jeremy doch recht gehabt hatte – von wegen, wie man lernt, so brutal mit den Leuten umzuspringen, daß sie einen in Ruhe lassen. Und man merkt es nicht mal selbst, wie man sich verändert – es geht einem nur plötzlich auf, daß man viel weniger belästigt wird.
    Dieser Gedanke erfüllte mich für Sekundenbruchteile mit Glücksgefühlen, ehe ich wieder in meine alte Depression verfiel. Ich wußte, daß ich mich nicht in eine Abwärtsspirale ziehen lassen durfte, also beschloß ich, mir ein bißchen was zu gönnen. Udaipur würde ich mir klemmen. Ich würde mir einen »Ruheraum« im Bahnhof nehmen (in den meisten größeren indischen Bahnhöfen gibt es solche hotelartigen Zimmer) und am nächsten Morgen mit dem Zug weiter Richtung Süden nach Ahmedabad fahren.
    Ich ging wieder hinein und stellte mich am Schalter an. In der 2. Klasse waren bereits sämtliche Plätze für den Zug nach Ahmedabad ausgebucht, so daß ich beschloß, mein Geld als Teil meiner emotionalen Wohlfahrtskampagne für ein 1.-Klasse-Ticket auf den Kopf zu hauen. Das kostete mich zwar vier volle Tagesbudgets, aber wenigstens fühlte ich mich danach besser.
    Dieses Mal hielt das Wohlgefühl mehrere ganze Sekunden an, bevor mich die Depression wieder einholte.
    Mein Ruheraum war, wie ich feststellte, sauber und ordentlich, was mich irgendwie fast genauso deprimierte, wie wenn er schmutzig gewesen wäre. Die Ordnung des Raumes und die Leere des Bettes neben meinem, das Muster auf dem Fußboden, das Loch im Fliegengitter über dem Fenster, die Form meines Rucksacks – mit einemmal schien alles, was ich ansah, dazu beizutragen, daß es mir schlechter ging.
    Ich beschloß, mich dadurch aufzuheitern, daß ich eine Postkarte nach Hause schrieb. Ich fand eine zerknitterte Karte von Manali am Boden meines Rucksacks und setzte mich an den wackeligen Schreibtisch in der Ecke des Zimmers.
     
    Liebe Mum, lieber Dad,
    Udaipur ist eine faszinierende und abwechslungsreiche Stadt im Süden Rajasthans. Ich bin gerade erst hier angekommen und hoffe, morgen das Lake Palace Hotel besuchen zu können, wo sie Teile eines der letzten James-Bond-Filme gedreht haben. Liz hat mich abserviert und ist mit zwei Etepetete-Trinen aus England abgehauen, weshalb ich jetzt ganz allein und schwer deprimiert bin. Mein Magen fühlt sich auch ganz komisch an, also werde ich wahrscheinlich zu allem Überfluß jetzt auch noch krank – ausgerechnet jetzt, wo sich keiner mehr um mich kümmern kann. Aber macht

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