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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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morgen an wird es in der ganzen Welt gehört werden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Helen Keller

[Erste Versuche]
    [Das Land in Tennessee]
    Das riesige Stück Land, das unsere Familie in Tennessee besaß, war von meinem Vater vor gut vierzig Jahren gekauft worden. Er erwarb das ungeheure Areal von 75   000 Morgen in einer einzigen Transaktion. Das gesamte Grundstück dürfte ihn etwa 400 Dollar gekostet haben, was in jenen Tagen eine erhebliche Summe war, die da mit einer einzigen Zahlung von einer Hand zur anderen wechselte – zumindest dachte man so in den Kiefernwäldern und den »Buckeln« der Cumberland Mountains von Fentress County, East Tennessee. Nachdem mein Vater diese große Summe gezahlt hatte, drehte er sich um, blieb im Eingang des Gerichtsgebäudes von Jamestown stehen und sagte, als er auf seinen ausgedehnten Grundbesitz blickte: »Was immer mir zustößt, meine Erben sind abgesichert; ich selbst werde es nicht mehr erleben, dass sich dieses Land in Silber und Gold verwandelt, meine Kinder aber schon.« Und so legte er mit den besten Absichten der Welt den schweren Fluch voraussichtlichen Reichtums auf unsere Schultern. Er ging in sein Grab in dem vollen Glauben, uns einen guten Dienst erwiesen zu haben. Das war ein bedauerlicher Irrtum, aber glücklicherweise erfuhr er das nie.
    Weiter sagte er: »In dieser Gegend ist reichlich Eisenerz vorhanden, und es gibt auch noch andere Bodenschätze; in Amerika gibt es Tausende von Morgen mit den besten Goldkiefernhölzern, die kann man den Obed hinab zum Cumberland, den Cumberland hinab zum Ohio, den Ohio hinab zum Mississippi und den Mississippi hinab zu jeder Siedlung flößen, die danach verlangt. Aus diesen ausgedehnten Kiefernwäldern lässt sich Teer, Pech und Terpentin im Überfluss gewinnen. Außerdem ist es ein natürliches Weinanbaugebiet; nirgendwo sonst in Amerika gibt es Reben, ob kultiviert odernicht, die solche Trauben liefern, wie sie hier wild wachsen. Es gibt Weideland, Land für Mais, Land für Weizen, Land für Kartoffeln, es gibt alle möglichen Holzarten – in und auf diesem großen Stück Land gibt es alles, was Land wertvoll macht. In den Vereinigten Staaten leben vierzehn Millionen Einwohner; in vierzig Jahren ist die Bevölkerung um elf Millionen angestiegen und wird fortan schneller denn je ansteigen; meine Kinder werden den Tag erleben, da die Einwanderungswelle Fentress County, Tennessee, erreicht, und dann werden sie mit ihrem Besitz von 75   000 Morgen erstklassigem Land unvorstellbar reich sein.«
    Alles, was mein Vater über die Möglichkeiten des Landes sagte, war vollkommen richtig – ebenso gut hätte er hinzufügen können, dass in dem Boden unerschöpfliche Kohlevorkommen lagerten, vermutlich verstand er jedoch kaum etwas von diesem Gestein, denn die unschuldigen Leute von Tennessee waren es nicht gewohnt, in der Erde nach ihrem Brennstoff zu graben. Mein Vater hätte der Liste der Vorzüge noch hinzufügen können, dass das Land nur hundert Meilen von Knoxville entfernt lag, also genau dort, wo die zukünftige Eisenbahnverbindung von Cincinnati nach Süden unweigerlich würde hindurchführen müssen. Aber er hatte noch nie eine Eisenbahn gesehen, und es ist sogar möglich, dass er von dieser Erfindung nicht einmal gehört hatte. So merkwürdig es scheinen mag, noch vor acht Jahren lebten in der Nähe von Jamestown Leute, die nie etwas von einer Eisenbahn gehört hatten und die man nicht dazu bringen konnte, an die Existenz von Dampfschiffen zu glauben. In Fentress County stimmen die Leute nicht für Jackson, sie stimmen für Washington. Eine ehrwürdige Dame des Ortes sagte von ihrem Sohn: »Jim is aus Kaintuck z’rück und hat von da oben ’n hochnäsiges Mädel mitjebracht; Gott segne uns, die ham noch mehr neumodischen Schnickschnack, der Herr erbarme sich unser! ’n normales Blockhaus is für
die
nich gut genuch – nie und nimmer! –, sondern die ham ihr Haus von innen mit irgend so ’m fiesen, ekligen Zeuch verschmiert und behaupten, bei den bessern Leuten in Kaintuck is das die neuste Mode, und sie nennen’s
Wandputz

    Mein ältester Bruder war vier oder fünf Jahre alt, als der große Landkauf getätigt wurde, und meine älteste Schwester musste noch auf dem Armgetragen werden. Wir anderen – und das war der größte Teil der Familie – kamen erst später, wurden erst im Laufe der nächsten zehn Jahre geboren. Vier Jahre nach dem Kauf brach die große Finanzkrise von 34 aus, und in diesem Sturm

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