Meine geheime Autobiographie - Textedition
aufgesetzt worden.
Dem Vertrag war eine Übertragung der Rechte an dem Buch auf General Grants Ehefrau und die Übertragung ihrer Rechte auf meine Firma für eine Gegenleistung von $ 1000 in bar beigefügt.
Er sollte die Gläubiger des Generals daran hindern, Einnahmen aus dem Buch pfänden zu lassen.
Webster hatte zugestimmt, als die Summe auf $ 1000 festgesetzt worden war, und als er den Vertrag unterschrieben hatte und die Anwaltskanzlei verlassen wollte, erwähnte er beiläufig, dass die $ 1000 in einem solchen Vertrag natürlich reine Formsache seien und keinerlei Bedeutung hätten. Da nahm ihn Mr. Seward vertraulich zur Seite und sagte: »Nein, es bedeutet genau das, was es besagt –
denn die Familie des Generals hat nicht einen Penny im Haus
und wartet schon in größter Sorge auf diese kleine Geldsumme
.«
Webster war erstaunt. Er stellte den Scheck sofort aus, und Mr. Seward beauftragte einen Botenjungen, ihn möglichst rasch – auf schnellstem Wege – zu Familie Grant zu bringen und zuzusehen, dass ihm kein Gras unter den Füßen wuchs.
Es war beschämend, dass ein Mann, der sein Land und dessen Regierung vor dem Niedergang bewahrt hatte, sich noch immer in einer Lage befand, in der eine so kleine Summe – ein so geringfügiger Betrag – wie diese $ 1000 als ein Geschenk des Himmels angesehen wurde. Jedermann wusste, dass der General in ärmlichen Verhältnissen lebte, aber welch ein Sturm hätte sich im ganzen Land erhoben, wenn die Menschen gewusst hätten, dass seine Armut einen derartigen Tiefpunkt erreicht hatte.
Die Zeitungen im ganzen Land hatten die Century-Leute für die fürstliche Großzügigkeit gelobt, mit der sie dem General für drei Zeitschriftenartikel die stattliche Summe von $ 1500 gezahlt hatten, dabei hätte er, wenn sie ihm den Betrag gezahlt hätten, der ihm von Rechts wegen zustand, seineKutsche behalten können und sich um $ 1000 nicht zu sorgen brauchen. Vermutlich war weder den Zeitungen noch der Öffentlichkeit bekannt, dass der Verleger einer Jahresschrift in London fünfundfünfzig Jahre zuvor dem kleinen Tom Moore für
zwei
Artikel zweimal $ 1500 geboten und ihm freigestellt hatte, wie lang oder kurz er sie halten und worüber er schreiben wolle. Das Verhältnis zwischen dem finanziellen Wert eines Artikel von Tom Moore in seinen besten Tagen und eines Artikels von General Grant über den
Krieg
heutigentags war etwa eins zu fünfzig.
Um noch einmal einen Schritt zurück zu machen. Nachdem ich mich im Winter 1884/85 ein, zwei Monate im Westen aufgehalten hatte, fuhr ich zurück zur Ostküste und erreichte um den 20. Februar New York.
Zu diesem Zeitpunkt war hinsichtlich des Vertrags noch keine Einigung erzielt worden, dennoch suchte ich den General in seinem Haus auf, einfach um mich nach seinem Gesundheitszustand zu erkundigen, denn in den Zeitungen hatte ich Berichte gelesen, wonach er krank und für einige Zeit ans Haus gefesselt gewesen sei.
Als ich das letzte Mal bei ihm gewesen war, hatte er mir erzählt, er habe das Rauchen aufgegeben, da seine Kehle angegriffen sei und die Ärzte der Meinung seien, dass sie auf diese Weise am schnellsten ausheilen werde. Doch als ich im Westen war, hatten die Zeitungen berichtet, man vermute, dass es sich bei seiner Kehlkopferkrankung um Krebs handele. Am Morgen meiner Ankunft in New York hatten die Zeitungen allerdings berichtet, die Ärzte hätten gesagt, es gehe dem General um einiges besser und er sei auf dem Wege der Genesung. Als ich im Haus vorsprach, ging ich hinauf in sein Zimmer, schüttelte ihm die Hand und sagte, wie froh ich sei, dass es ihm bessergehe und er bald wieder bei völliger Gesundheit sei.
Er lächelte und sagte: »Wenn’s denn wahr wäre.«
Natürlich war ich ebenso überrascht wie verwirrt und fragte seinen Arzt, Dr. Douglas, ob der General doch nicht so gute Fortschritte mache, wie ich angenommen hatte. Er ließ durchblicken, dass die Berichte schöngefärbt seien und es sich in der Tat um ein Krebsleiden handele.
Ich bin selbst ein starker Raucher und sagte dem General, sein Fall dürfte einigen von uns als Warnung dienen, aber da ergriff Dr. Douglas das Wortund meinte, die Krankheit könne nicht dem Rauchen allein zugeschrieben werden. Vermutlich habe sie zwar ihren
Ursprung
in starkem Rauchen, aber es sei unsicher, warum sie gerade zu diesem Zeitpunkt zutage getreten sei: Höchstwahrscheinlich liege der wahre Grund in dem geistigen Kummer und der jahrelangen seelischen Betrübnis des
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